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HEADCAT: Walk The Walk … Talk The Talk / Dreamcatcher / Live In Berlin [Re-Releases]

Petticoat und Rockabilly-Kleidchen trifft auf Leder und Whiskey

So läuft es halt manchmal: MOTÖRHEADs Lemmy, Danny B. Harvey (13 CATS, LONESOME SPURS, THE ROCKATS) und Slim Jim Phantom (THE STRAY CATS) trafen sich 1999 bei dem Aufnahmen für ein PRESLEY-Tribute. Sie hatten Spaß zusammen und gründeten HEADCAT, um ihre eigenen Helden zu feiern. 2006 das erste Studioalbum „Fool’s Paradise“ mit Coversongs, 2011 folgte „Walk The Walk… Talk the Talk“, wieder mit Coverversionen sowie zwei eigenen Songs. Das zweite Album sowie zwei Live-Scheiben schiebt man nun nochmal raus. Sicher wohl eher für die Lemmy-Fans, echte Rock`n´Roller abseits des Hard`n´Heavy-Zirkus warten wohl eher auf das neue Album von BRIAN SETZER. Die CDs kommen mit ausführlichen Sleevenotes, basierend auf Interviews mit Danny B. Harvey und Slim Jim Phantom. Danny B. Harvey selbst hat die Alben produziert und gemastert. Hübsches Vinyl wied es entsprechend auch geben.

Re-Releases vom Rock`n´Roll Allstar-Trio HEADCAT mit MOTÖRHEADs Lemmy, Danny B. Harvey (13 CATS) und Slim Jim Phantom (THE STRAY CATS)

Für „Walk The Walk… Talk the Talk“ verweisen wir mal bequem auf das Review zum Originalrelease. Der Sound wurde etwas abgerundet, so macht das Album richtig Spaß. Schade, bei nicht mal 30 Minuten hätte man zumindest auf CD auch noch das Debüt mit drauf packen können.

„Walk The Walk… Talk the Talk“ macht richtig Spaß, ist aber sehr kurz

Das Live-Album „Dreamcatcher“ wurde im Dreamcatcher Theater im Viejas Casino, Alpine CA am 1. Februar 2008 aufgenommen. Es gibt eine geschmeidige Mischung an Rock`n´Roll-Klassikern, oft erwartete Oldies, aber auch mal kleinere Songs aus der Rock`n´Roll Schatzkiste wie eine Single B-Seite von JOHNNY CASH. Ob diese von uns so geliebte Stimme diesen Songs gut tut, nun ja. Das Trio rockt und rollt fleißig, aber eher gemäßigt. Es gibt Songs von Lemmys Soloalbum wie das swingende „Always In My Way“ und „Rock `n´’Roll Will Save You“. Dazu Songs von Buddy Holly, Chuck Berry, Cliff Richard, Lemmy vergisst auch mal, von wem der Song gerade ist oder schiebt in Kalifornien ein vielen Dank raus. Es wird zäh gebluest, einer der laut Lemmy wenigen guten englischen Rock`n´Roll-Sänger der 50er, Eddie Cochran, wird gewürdigt. Als Abschluss gibt es („mehr können wir nicht“) unvermeidbar den Robert Johnson-Klassiker „Crossroads“, den wohl jede Rock`n´Roll/Blues/Hard Rock-Band im Programm hat.

„Dreamcatcher – Live At The Viejas Casino“ ist ein nettes Live-Album, aber mehr auch nicht

„Dreamcatcher – Live At The Viejas Casino“ ist ein nettes Live-Album, aber mehr auch nicht. Die drei Herren spielen unspektakulär, aber solide auf. Die Atmosphäre vom Livegig kommt nicht so rüber, alles wirkt etwas zahm und regt eher zum Mitswingen an als zum Abrocken. Wäre da nicht diese charismatische dreckige Stimme, dann würde man eher an die vielen Oldies/Classic Rock-Bands auf den heimischen Stadtfesten denken. Kann man haben, muss man aber nicht.

Statt nach Petticoat und Rockabilly-Kleidchen klingt „Live In Berlin“ nach Leder und Whiskey

Das ist anders bei „Live In Berlin“, das nun erstmalig veröffentlicht wird. Lemmy war bekanntlich ein großer Fan von Berlin, mochte die Stadt, die Menschen, die Shows dort. Aufgenommen wurde die Show im Huxley’s am 18. Oktober 2011. „Non-Stop Rock`n´Roll Thrills“ verspricht das Cover, und das bekommen wir auch. Statt nach Petticoat und Rockabilly-Kleidchen klingt hier alles nach Leder und Whiskey. Den Großteil der Songs hatte man bereits auf „Dreamcatcher“ ausgepackt. Was dort aber eher nach Saloon-Unterhaltung klingt, das rockt hier in Berlin weitaus kraftvoller. Die Gitarre sägt, Lemmys Bass knödelt, seine Stimme röhrt weitaus energischer, die Drums poltern locker flockig mit. Auch als Zuhörer geht man direkt mit, hat sofort Spaß.

Die Band HEADCAT hat Spaß in Berlin, das hört man mit jedem Ton

Neu im Programm auch Songs von „Walk The Walk… Talk the Talk“. Im hier knackigeren Sound hört man genau, wo die Wurzeln von Lemmy und somit MOTÖRHEAD liegen. Alle Regler auf 11, ein Animal an den Drums und alles passt. Auch für das Publikum, dass man hier hören darf. Auch die Band hat Spaß, das hört man mit jedem Ton und in den Ansagen. Man tanzt zum Larry Williams/BEATLES-Oldie durch die Bude, die Gitarre ist verstimmt, na und? Beim schmissigen „Rock This Town“ gibt es Drummer Slim Jim Phantom am Mikro, und schon klingt es eher nach THE STRAY CATS als nach MOTÖRHEAD light. Immer wieder schön, wie unspannend, aber immer feurig Danny B. Harvey seine Gitarre bearbeitet. Auch hier ist „Crossroads“ der letzte Song. Aber Lemmy ist charmant wie immer und verspricht zurückzukommen, wenn alle genug Krach machen. Machen sie wohl, es gibt noch Gene Vincents „Say Mama“ mit seltsam-lustigem „Wohuou“ und den Carl Perkins-Klassiker „Blue Suede Shoes“, allseits auch bekannt von Elvis Presley.

Wo „Dreamcatcher“ etwas kraftlos daher kommt, da rockt „Live In Berlin“ ordentlich die Hütte. Das Star-Trio ist gut drauf, spielt weitaus energischer, sicher auch durch das ordentlich mitfeiernde Publikum. So macht Rock`n´Roll Spaß, der Sound ist gut, man kriegt eine gute Stunde Party ins Haus.

Schaltet man die Genre-Schranken aus hat man mit HEADCAT genauso viel Spaß wie sicher die Musiker selbst

Unklar bleibt ein wenig, für wen denn das Spaßprojekt HEADCAT gedacht ist. In erster Linie sicher für das Trio selbst. Die Promotion zielt natürlich auf die MOTÖRHEAD-Gemeinde. Die kriegen ihren geliebten Lemmy, aus Sicht seiner Hausband halt eher in der Lightversion. Dem ein oder anderen Fan wird aber der Dreck und die Punk/Hard`n´Heavy-Attitude fehlen. Den gemäßigten Rock`n´Roll/Rockabilly-Freaks hingegen mag das hier mit Lemmys Vocals bereits zu dreckig sein. Auch da werden es eher gezielt die Fans von Slim Jim und Danny B. Harvey sein, die HEADCAT feiern.

Als Lemmy-Fan und Freund vom Oldschool-Rock`n´Roll sollte man bei „Walk The Walk… Talk the Talk“ und vor allem „Live In Berlin“ ruhig zugreifen. „Dreamcatcher“ hingegen braucht man nur, wenn man alles mitnimmt, wo der Name Lemmy drauf steht.

Veröffentlicht am 15.09.2023

Spielzeit: 27:37 / 49:30 / 60:37 Min.

Lineup:
Lemmy Kilmister – Vocals, Bass
Danny B. Harvey – Guitars
Slim Jim Phantom – Drums

Label: BMG

Mehr im Web: https://www.facebook.com/HeadCatOfficial

Die Tracklist von “Walk The Walk … Talk The Talk”:

blank1. American Beat
2. Say Mama
3. I Ain´t Never
4. Bad Boy
5. Shaking All Over
6. Let It Rock (Audio bei YouTube)
7. Something Else
8. The Eagle Flies On Friday
9. Trying To Get To You
10. You Can´t Do That
11. It´ll Be Me
12. Crossroads

Die Tracklist von “Dreamcatcher – Live At Viejas Casino”:

blank1. Good Rockin’ Tonight
2. Fight For Your Life
3. Something Else
4. Always In My Way
5. Not Fade Away
6. Let It Rock
7. Fool’s Paradise
8. Suzie Q
9. Five Long Years
10. Big River
11. Shakin’ All Over
12. It’ll Be Me
13. Bad Boy
14. Route 66
15. Rock’n’Roll Will Save You
16. Matchbox
17. Crossroads

Die Tracklist von “Live In Berlin”:

1. Good Rockin’ Tonight
2. Something Else
3. American Beat (Video bei YouTube)
4. Always in My Way
5. Let It Rock
6. Not Fade Away
7. Fool’s Paradise
8. Susie Q
9. Big River
10. Shakin’ All Over
11. Eagle Flies On Friday
12. It’ll Be Me
13. Bad Boy
14. I Can Tell
15. Rock This Town
16. My Babe
17. Matchbox
18. Crossroads
19. Introductions
20. Say Mama
21. Blue Suede Shoes

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