HARLEKIN: In Disguise

Mir persönlich fehlt bei HARLEKIN die Energie, der Rotz, die Härte. Wer etwas entrückten 70er Hardrock mit viel Melodie und Experimenten mag, könnte an der Geschichte vielleicht gefallen finden.

HARLEKIN aus Zürich soll die neue europäische Rotzrock-Hoffnung heißen. So ganz nachvollziehen kann ich das nicht. Nicht, weil die Jungs schlecht wären, sondern eher, weil sie so rotzig gar nicht sind. Die zitierten Einflüsse aus Metal, Hardrock und Punk habe wahrscheinlich nicht nur ich mir anders vorgestellt. HARLEKIN sind musikalisch fit und hauen auf In Disguise acht Songs raus, die vollgestopft mit kompositorischen Ideen sind. Aber die Stücke wirken eher verspielt und verträumt, als heavy und rotzig. Viele klangvolle Leads prägen das Bild und der melodische Hardrock überwiegt im Gesamtbild den anderen Einflüssen deutlich. HARLEKIN wissen, wie es scheint, nicht immer so ganz was sie wollen. Da gibt es progressive Anleihen, tüdelige Melodiebögen und auch psychedelische Versatzstücke, die im Großen und Ganzen eher verwirren. Der Rotzrock, den die Schweizer auf die Fahnen schreiben ist jedenfalls fast gleich null. Dafür sind HARLEKIN zu wenig straight, dreckig und… ja, rotzig eben. Die Stücke sind durchdacht und mit vielen Details versehen, sogar ein Keyboarder ist mit von der Partie und bindet seine Tastenklänge gekonnt ein, auch wenn das Rotzlevel dadurch abermals in den Keller fällt. Sänger Fizzy sorgt mit seinem eigenständigen Gesang sowohl für Wiedererkennungswert, als auch für Probleme mit meinem Gehör, denn seine Stimme oder vielmehr sein Gesangstil sind schon gewöhnungsbedürftig und ziemliche Geschmackssache.

So bahnen sich HARLEKIN ihren Weg durch sehr abwechslungsreiche Kompositionen, mal mehr, mal weniger verspielt, mal flotter mal ruhiger. Auch eine Ballade ist mit an Bord.

Mir persönlich fehlt bei HARLEKIN die Energie, der Rotz, die Härte. Wer etwas entrückten 70er Hardrock mit viel Melodie und Experimenten mag, könnte an der Geschichte vielleicht gefallen finden. Aber Vorsicht, Melodie ist nicht immer gleich Eingängigkeit, denn der Zugang zu In Disguise ist nicht so leicht, wie es vielleicht klingt.

Veröffentlichungstermin: 21. 10. 2005

Spielzeit: 31:07 Min.

Line-Up:
Fizzy – Vocals

Pete – Guitars, Vocals

Michi – Keyboards

Beni – Bass, Vocals

Fabian – Drums

Label: Firebird

Homepage: http://www.harlekins.ch

Tracklist:
01. My Realms

02. Lonely In The Night

03. Wonderland

04. Rainy Day

05. Killer

06. Behind The Mask

07. Chess

08. Once Again

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