blank

GIVRE: Le Cloître

Heilige Maria, bitt für uns! GIVRE vereinen auf ihrem vierten Album „Le Cloître“ Black Metal und den Mystizismus heiliger Katholikinnen für klerikale Rauschzustände.

GIVRE widmen sich mit Leidenschaft denen, die selbst leidenschaftlich waren. Die heiligen Frauen der katholischen Kirche dominieren konzeptuell das vierte Album „Le Cloître“ des Quebecer Trios. Und tatsächlich, so ganz gegensätzlich sind sie nicht, die Black Metal-Variante von GIVRE und intensives Beten, beide erzeugen Rauschzustände. Wer denkt, dass das hypnotische Element, das auch im Black Metal steckt, nicht mit dem Katholizismus vereinbar ist, der sollte sich mal in Entrückung gebetete Gläubige anschauen. Beweis: Eine Marthe Robin hat sich so reingesteigert, dass sie Stigmata bekam.

Zwischen Trance und Dissonanz: GIVRE suchen auf „Le Cloître“ nach finsterer göttlicher Ekstase.

Ganz so selbstzerstörerisch gehen die drei Kanadier indes nicht zu Werke. Der rohe Black Metal von GIVRE ist aber überraschend vielseitig, so wie auch der Glaube bunte Blüten treibt. Die Songs mögen alle unterschiedliche Themen haben, sind mal chaotisch und dissonant, mal getragen und feierlich, aber auch rauschhaft und repetitiv. Doch nicht nur konzeptuell, sondern auch musikalisch folgt „Le Cloître“ immer einer Linie. GIVRE lassen sich auf die Geschichte jeder der christlichen Mystikerinnen ein und sind dabei recht klar in ihren Strukturen. „Marthe Robin (1902 – 1981)“ eröffnet das Album groß und raumgreifend und ist ebenso wie „Sainte Hildegarde de Bingen (1098 – 1179)“ ein relativ langer Song, der viel mit Dynamik arbeitet.

Dem Gegenüber steht mit „Louise du Neant (1639 – 1694)“ ein hässliches, bis an die Schmerzgrenze verzerrtes Stück und reißt die Hörer*innen in einen Mahlstrom aus Dissonanz. Dass „Le Cloître“ nicht lange auf diese Art und Weise flagelliert, ist irgendwie beruhigend, diese Intensität wäre über die Dauer von vierzig Minuten nur schwer auszuhalten. „Sainte Therese d’Avila (1515 – 1582)“ klingt wie die gezähmte Variante des Stücks zuvor und schafft es stellenweise, das Publikum mittels hypnotischer Wiederholungen in Trance zu versetzen.

Mal feierlich, mal bis an die Schmerzgrenze verzerrt: Auf „Le Cloître“ erzeugen GIVRE eine eigene Atmosphäre.

„Le Cloître“ ist ein spannendes Album mit ganz eigener Atmosphäre und bietet mehr, als es zunächst den Anschein macht. Zwar dominieren die kalten Riffs, mittels Synthesizer, Samples von Zitaten der heiligen Frauen und dem hysterisch-ekstatischen Gesang erzeugen die drei Kanadier ein rundes, aber auch abwechslungsreiches Album. Zwar kämpfen GIVRE mit der einen oder anderen Länge und manches ist ein wenig holprig performt, während gerade in den ruhigen Momenten die Klangtiefe etwas ausgebaut hätte werden dürfen. Insgesamt gesehen ist „Le Cloître“ aber ein originelles und gut gemachtes Stück Raw Black Metals. Kann man sich durchaus geben – nicht nur, wenn man auf der Suche nach der hässlichen Seite christlicher Mythologie ist.

Wertung: 7 von 10 Ave Marias

VÖ: 29. März 2024

Spielzeit: 41:31

Line-Up:
David Caron-Proulx – Composition, Guitars, Keys
Jean-Lou David – Research, Vocals
Mathieu Garon – Bass

Label: Eisenwald

GIVRE „Le Cloître“ Tracklist:

1. Marthe Robin (1902 – 1981)
2. Louise du Neant (1639 – 1694) (Official Video bei Youtube)
3. Sainte Therese d’Avila (1515 – 1582)
4. Marie des Vallees (1590 – 1656)
5. Sainte Hildegarde de Bingen (1098 – 1179)
6. Sainte Marguerite de Cortone (1247 – 1297) (Official Video bei Youtube)

Mehr im Netz:

https://givremetal.bandcamp.com
https://www.facebook.com/givreblackmetal
https://www.instagram.com/givre_archives/

WordPress Cookie Hinweis von Real Cookie Banner