FELIX CULPA: Baggage

Ein wenig erinnert mich die Signingstrategie mancher Labels an den globalisierten Bananenhandel… da werden die später bei Auswärtsspielen der Bayern gerne mal als matschige, gelbe Wurfgeschosse eingesetzten Südfrüchte noch grün gepflückt, um auf dem Weg in den Laden fertig zu reifen. Leider funktioniert das Prinzip bei den noch etwas unreifen FELIX CULPA nicht.

Ein wenig erinnert mich die Signingstrategie mancher Labels an den globalisierten Bananenhandel… da werden die später bei Auswärtsspielen der Bayern gerne mal als matschige, gelbe Wurfgeschosse eingesetzten Südfrüchte noch grün und unreif gepflückt, um auf dem Weg in den Laden bzw. das Fußballstadion fertig zu reifen. Leider funktioniert das Prinzip, dass für einen Plattenvertrag noch nicht gewappnete Bands in der Zeit zwischen der Unterzeichnung des Vertrags und der Veröffentlichung des ersten Albums vom blutigen Undergroundact zu vollprofessionellen, mitreißenden Superstaranwärtern heranreifen, nicht. Vielmehr werden für gewöhnlich hektisch alle vorhandenen Songs im Proberaum gesammelt, bis nach anhaltenden Streitereien und Empfindlichkeiten endlich die besten Lieder ausgewählt wurden (nicht selten nach so Kriterien wie „Song „XY“ müssen wir auch mit drauftun, sonst ist die Freundin von Sänger Gregor eingeschnappt, hat er doch für sie geschrieben… Ja, ich weiß auch, dass das Lied scheiße ist, trotzdem…“ und „Ey, des Solo hab i monatelang zusammapfriemelt, des will i jetzt au uff´s Album druff han, auch wenn d´r Gregor die Refräätöne net packt!“). Nun hat höchstens noch der Produzent die Möglichkeit, aus ungeschliffenem Rohmaterial international bestehen könnenden Stoff zu fertigen, ansonsten dürfte das mit so hohen Hoffnungen ins Rennen geschickte Debütalbum sang- und klanglos im Strudel tausender anderer um Aufmerksamkeit heischender Acts untergehen. Ein Schicksal, das leider auch „Baggage“ ereilen dürfte, da zwar kein Totalausfall über die Freundin des Sängers mit auf die CD gezerrt wurde, das Songmaterial ansonsten jedoch erschreckend saft- und kraftlos bleibt. „Ein ganz ordentliches Demo“, würde ich mir denken, wenn es sich um eine Eigenproduktion handeln würde, da die Refrains von „Sick“, „I Don´t Know“ und „Is It Happiness?“ durchaus aufhören lassen. In diesen Momenten kommt der recht zurückhaltende Alternativrock der Vier schon vielversprechend mit kräftigen Melodiebögen daher, doch dazwischen gilt es viel durchschnittliches Songmaterial zu erdulden. Und die zahnlose Produktion raubt mit ihren verwaschenen, drucklosen Gitarren und den arg trockenen, nicht immer sauber gesungenen Gesangsspuren den neun Tracks die Luft zum Atmen. FELIX CULPA wären im Jugendzentrum nebenan sicherlich eine interessante Liveband, die es im Auge zu behalten gälte, doch ein Plattenvertrag kommt für die Band eindeutig zu früh. Erst hätten die Jungs noch ein wenig an ihrer Tightness, ihren Arrangements sowie ihren klanglichen Fertigkeiten zur Vermeidung einer Soundkatastrophe arbeiten und sich durch die kleinen Clubs der Republik spielen sollen, bevor der Schritt in eine größere Öffentlichkeit an der Zeit gewesen wäre. So jedoch wirken FELIX CULPA ein wenig überfordert mit der Aufgabe, einen aufmerken lassenden Erstling zu gebären.

Veröffentlichungsdatum: 05.08.2002

Spielzeit: 34:27 Min.

Line-Up:
Carsten Huslage – Gitarre

Christian Niehe – Gesang, Gitarre

Sebastian Brandenburg – Schlagzeug

Jens Bohmann – Bass

Produziert von Carsten Mohring
Label: Point Rock Records

Homepage: http://www.felixculpa.de

Tracklist:
Intro

Sick

My Baggage

Breathing

I See…I Feel

I Don´t Know

No More Mistakes

Away

No One Has Told Me

Is It Happiness?

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