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EXIVIOUS: Liminal

Exzessives Training fürs Gehirn: EXIVIOUS haben mit ihrem instrumentalen Progressive Metal-Fusion-Wunderwerk das vielleicht anspruchsvollste Album des Jahres geschrieben.

Das ist exzessives Training fürs Gehirn. Anstrengend, herausfordernd, gewisse Gehirnströme müssen sich ab und an verknoten, um EXIVIOUS folgen zu können. Genauso läuft es für meinen Körper ab, wenn ich einen schweißtreibenden Taekwondo-Lehrgang besuche. Aber davon abgesehen macht Liminal, ebenso wie das harte Kampfkunsttraining genau eins: Den Kopf frei. Und weil der Kopf gerade so schön leer ist, folgt jetzt eine unglaublich unelegante Überleitung. Es ist die schöne Seite der Mathematik, der wir hier lauschen dürfen: Eine Welt voller Formeln, Winkel, Geraden, geometrischer Körper, die aus der puren Wissenschaft heraus gerissen wurden und dafür zu einer Kunstform wurden. Ein Blick auf das Artwork genügt, und du weißt, was ich meine. Mit Liminal wagen EXIVIOUS bereits den zweiten Spagat zwischen technisch höchst anspruchsvollem Progressive Metal und emotional-entweltlichtem Fusion. Wie sollte die Operation Liminal auch schief gehen? EXIVIOUS brillierten mit ihrem sagenhaften Debütalbum bereits, jetzt wird dieser Weg beherzt und gekonnt weiter beschritten.

Überraschungen bietet Liminal indes natürlich keine, nicht mal das Saxophonsolo in Deeply Woven erschüttert uns. Tymon Kruidenier – der Mitverantwortliche am Erfolg von CYNICs Wiedergeburt anno 2009 in Form von Traced In Air – aber führt zusammen mit Mitsongschreiber Michel Nienhus und der Rhythmussektion Robin Zielhorst und Yuma van Eekelen seine Band durch die entlegensten Welten der progressiven Musik, alles mit unglaublicher Spielfreude und enormen Weitblick zelebriert. Liminal schafft es sicher auf dem schmalen Grat zwischen hohem musikalischem Niveau, wunderschönen Momenten und kompakten Songwriting zu balancieren. Zwischen CYNIC, AGHORA und WATCHTOWER erleben wir hier wunderbare, kaum vorstellbare Musikwelten, bestehend aus offenen Gitarrenakkorden, gewagten, aber gekonnten Dissonanzen, bildschönen Melodien, versierten Basslinien und komplexem Schlagzeugspiel, aus visionären Ideen und gewagten Arrangements.

Daraus entstehen im besten Fall Stücke, die den Atem stocken lassen: Entrust, One´s Glow, Deeply Woven und Open sind sagenhaft schön, lassen eine gänzlich fremde Welten vor dem inneren Auge entstehen. Anstrengend ist es durchaus, EXIVIOUS die ganze Dreiviertelstunde zu folgen, aber am Ende von Liminal werden wir mit Immanent reich belohnt, dessen Finale so wirkt, als würde sich alles klären. Es wird leise, harmonisch und so unfassbar schön, dass als Nachhall der Musik einzig das Strahlen des Hörers im Gesicht zurück bleibt. Warum ist Liminal nun aber nicht ganz so gut, wie das Debütalbum? Im Mittelteil des Zweitwerks lockern EXIVIOUS ihren Griff ein wenig, genug um die Musik stellenweise etwas vergleichsweise belanglos wirken zu lassen. Ein paar ruhige Momente sind dabei, denen es an Intensität fehlt.

Davon abgesehen stimmt an dem furiosen Liminal alles: Die Vision, das Songwriting und die handwerklichen Fähigkeiten selbstverständlich sowieso. Die Niederländer zeigen sich progressiv und doch voller Leidenschaft und Liebe; Herz und Hirn gehen bei den vier Musikern d´accord. Aus diesem Stoff sind große Alben gemacht. Und so eins ist „LIminal“ auch geworden: EXIVIOUS haben das vielleicht anspruchsvollste Werk des Jahres geschrieben.

Veröffentlichungstermin: 8. November 2013

Spielzeit: 45:25 Min.

Line-Up:
Tymon Kruidenier – Guitars
Michel Nienhus – Guitars
Robin Zielhorst – Bass
Yuma van Eekelen – Drums

Produziert von Tymon Kruidenier
Label: Season Of Mist

Homepage: http://www.exivious.net/

Mehr im Netz: https://www.facebook.com/Exivious

Tracklist:
1. Entrust
2. One´s Glow
3. Alphaform
4. Deeply Woven
5. Triguna
6. Movement
7. Open
8. Immanent
 

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