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EVERY TIME I DIE: Radical

EVERY TIME I DIE bleiben aggressiv und zielstrebig: “Radical” zeigt eine Band, die nichts von ihrer jugendlichen Energie verloren hat. Während sich der Metalcore im Kreis dreht, drehen die US-Amerikaner weiter ihr eigenes Ding – mit Erfolg.

„The world made us sick. How can it heal us?”, wirft Keith Buckley in “Desperate Times” mehrfach in den Raum. Eine Textzeile, die charakteristisch für den Frontmann und seine Band sind. Anders als viele Genre-Kollegen begnügen sich die US-Amerikaner nicht damit, Missstände und Probleme anzuprangern, sie fragen auch direkt nach Lösungen. Diese Zielstrebigkeit ist zusammen mit ihrer Flexibilität vielleicht die größte Stärke EVERY TIME I DIEs, die lyrisch wie musikalisch stets nach vorne gerichtet agieren.

„Radical“ vereint dabei alle Trademarks des Quintetts und geht doch auch eigene Wege. In einem Genre voller Copycats ist das anno 2021 mehr als eine Tugend: Der Metalcore dreht sich im Kreis, doch EVERY TIME I DIE schaffen es trotzdem, sich treu zu bleiben, ohne Althergebrachtes bloß zu kopieren. Diese Ausnahmestellung begründet sich natürlich auch im Charme Keith Buckleys, dessen Vocals über rund 50 Minuten so interessant bleiben wie seine Texte voller Gesellschaftskritik und persönlicher Reflexion.

“Radical” zeigt eine Band, die nichts von ihrer jugendlichen Energie verloren hat

Darüber hinaus begnügt sich „Radical“ nie einfach nur mit dem Erwartbaren. „Dark Distance“ schlägt in drei Minuten gleich mehrere Haken, während die erratischen Leadgitarren ein Gefühl der Rastlosigkeit vermitteln. Das anarchische „Sly“ setzt sich anschließend bewusst zwischen die Stühle, bevor das angepisst-rebellische „Planet Shit“ in Richtung Frühwerk der Band durchstartet. Keine Frage, allein der Auftakt von „Radical“ zeigt eine Band, die nichts von ihrer jugendlichen Energie verloren hat.

An Kreativität mangelt es ebenso wenig, wenn etwa „White Void“ die Southern-Einflüsse zurückbringt oder Keith Buckley in „Post-Boredom“ mit einer unverschämt eingängigen Bridge ein paar klar gesungene Zeilen einstreut. Auf diese Weise halten EVERY TIME I DIE die Spannungskurve konstant hoch, weil die Platte eben nicht nur auf ein Hardcore-Abrisskommando à la „A Colossal Wreck“ hinausläuft, sondern den extremsten Spitzen auch überlegte Arrangements zur Seite stellt. Seinen emotionalen Höhepunkt erreicht „Radical“ etwa beim vergleichsweise ruhigen „Thing With Feathers“ mit Gastsänger Andy Hull (MANCHESTER ORCHESTRA), wo Buckley seiner verstorbenen Schwester ein Denkmal setzt.

Ihre Zielstrebigkeit ist einer der großen Stützpfeiler EVERY TIME I DIEs

Dass solche Ausreißer im Albumkontext nicht Fehl am Platz wirken, sondern das Material sogar bereichern, spricht für das Songwriting des Quintetts. Vom Weg abbringen lassen sich EVERY TIME I DIE ohnehin nicht, die Zielstrebigkeit der Musiker ist ja schließlich einer der großen Stützpfeiler der Band, die sich genauso sehr für das Anprangern der gesellschaftlichen Missstände interessiert wie für deren Lösung.

Vielleicht erinnert uns Keith Buckley in „People Verses“ auch deshalb daran, dass wir es letztendlich selbst in der Hand haben – auch wenn die Antwort zunächst frustrieren mag: „The well-behaved fill the graves.“, lässt er uns wissen. Mit Fair-Play allein kommt man in dieser Welt höchstens schneller unter die Erde – es braucht einen anderen Ansatz, um Veränderung zu bewirken. Einen ganz bestimmten haben sich auch EVERY TIME I DIE dieser Tage auf die Fahne geschrieben, genau genommen haben sie ja sogar ihr Album danach benannt.

Veröffentlichungstermin: 22.10.2021

Spielzeit: 51:24

Line-Up

Keith Buckley – Vocals
Jordan Buckley – Gitarre
Andy Williams – Gitarre
Stephen Micciche – Bass
Clayton “Goose” Holyoak – Drums

Produziert von Will Putney

Label: Epitaph Records

Homepage: https://everytimeidie.net/
Facebook: https://www.facebook.com/everytimeidie

EVERY TIME I DIE “Radical” Tracklist

1. Dark Distance
2. Sly
3. Planet Shit (Audio bei YouTube)
4. Post-Boredom (Video bei YouTube)
5. A Colossal Wreck (Audio bei YouTube)
6. Desperate Pleasures (Audio bei YouTube)
7. All This And War
8. Thing With Feathers (Video bei YouTube)
9. Hostile Architecture
10. AWOL
11. The Whip
12. White Void
13. Distress Rehearsal
14. sexsexsex
15. People Verses
16. We Go Together

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