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ERRA: Cure

ERRA bleiben auch mit “Cure” relevant, obschon das sechste Album die Klasse des selbstbetitelten Vorgängers nicht erreichen kann.

Selbst eine Band wie ERRA kann sich geläufigen Trends nicht gänzlich entziehen. Industrial-Einflüsse und vermehrter Synthesizer-Einsatz prägen das sechste Album der US-Amerikaner im Guten wie im Schlechten. Denn während die Progressive Metalcore-Pioniere weiterhin um Evolution bemüht sind, bedeutet die Veränderung in Teilen auch eine Annäherung an den zeitgenössischen Genre-Konsens.

Ein einziges Gitarrensolo in “Rumor Of Light” und eine kurze Rückbesinnung in „Pale Iris“ auf jene Tugenden, die den Vorgänger „Erra“ (2021) zum kleinen Meilenstein erhoben haben, sind mehr Relikte einer vergangenen Ära denn weiterhin tragende Eckpfeiler. Die gute Nachricht jedoch ist, dass die charakteristische Handschrift der Band weiterhin erkennbar ist: die melodische Gitarrenarbeit in „Cure“, die markante Stimme J.T. Caveys, der grundeigene Groove, wie ihn nur ERRA genau so umzusetzen wissen.

Grundsätzlich gibt es auf “Cure” einiges zu entdecken

Dass der Shouter auf Albumlänge eigentlich recht monoton zu Werke geht, fällt auch diesmal nicht sonderlich ins Gewicht, da sein Pendant Jesse Cash sich in gesanglicher Hinsicht dafür um mehr Variabilität bemüht. Diese Experimentierfreude prägt den Sound der Platte in entscheidender Weise, wenn etwa der Gitarrist in den ruhigen “Past Life Persona” sowie „Blue Reverie“ überwiegend den Ton angibt und dadurch Erinnerungen an sein Soloprojekt GHOST ATLAS weckt.

Das stampfende Synth-Industrial-Stück „Slow Sour Bleed“ wiederum bewegt sich zu Beginn frappierende nahe an HEALTH, wohingegen „Rumor Of Light“ der softeren Seite INVENT ANIMATEs durchaus nahesteht. Auf Albumlänge hält „Cure“ somit einiges zu entdecken bereit, vor allem da sich ein Stück wie „Crawl Backwards Out Of Heaven“ darüber hinaus an der extremeren Hälfte der Härteskala orientiert.

Die Klasse des Vorgängers erreicht “Cure” nicht, relevant sind ERRA jedoch weiterhin

Dennoch erkaufen ERRA diese Bandbreite in Teilen durch ein Zurückdimmen der Komplexität. Was anfangs weniger schwer zu wiegen scheint, offenbart sich mittelfristig als potenzielle Achillesferse. Während des selbstbetitelte Vorgängerwerk noch Jahre später fesselt, lässt die Faszination an „Cure“ deutlich schneller nach. Bedingt sind die ersten Rostflecken auf der Politur zumindest in Teilen auch durch die matschige Dan-Braunstein-Produktion, welche die instrumentalen Feinheiten eines Stücks wie „Idle Wild“ ungeniert erstickt.

Es ist nicht das erste ERRA-Album mit fragwürdigem Mix, nach den Lehren aus der Vergangenheit aber dennoch ein kleines Ärgernis und fernerhin weiteres Indiz dafür, dass die Genre-Vorreiter letzten Endes tatsächlich nicht über jegliche angesagte Mode-Erscheinung erhaben sind. Glücklicherweise sind auch die musikalisch angepassten ERRA immer noch ziemlich gut in dem, was sie tun.

Veröffentlichungstermin: 05.04.2024

Spielzeit: 48:41

Line-Up

J.T. Cavey – Vocals
Jesse Cash – Gitarre, Klargesang
Clint Tustin – Gitarre
Conor Hesse – Bass
Alex Ballew – Schlagzeug

Produziert von Dan Braunstein

Label: UNFD

Homepage: https://errastore.com/
Facebook: https://www.facebook.com/Erra.music

ERRA “Cure” Tracklist

1. Cure (Video bei YouTube)
2. Rumor of Light
3. Idle Wild
4. Blue Reverie (Video bei YouTube)
5. Slow Sour Bleed (Video bei YouTube)
6. Wish
7. Glimpse
8. Past Life Persona
9. Crawl Backwards Out of Heaven (Visualizer bei YouTube)
10. End to Excess
11. Pale Iris (Video bei YouTube)
12. Wave

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