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EISREGEN: Blutbahnen

In meinen Augen gibt es auf "Blutbahnen" nur zwei Hochkaräter. Diesen stehen acht Durchschnittssongs gegenüber, eindeutig zu wenig. Für Fans der rotzigen alten Alben ist "Blutbahnen" sicherlich nichts. Neulinge hingegen dürften, eingängigen Melodien und einer klaren Produktion sei Dank, ihre helle Freude haben und den perfekten Einstieg in die finstere Welt von EISREGEN finden.

Vor Jahren einmal ließ M. Roth verlauten, EISREGEN seien ein auf 6 Alben begrenztes Projekt. Ob die Herren Musiker jetzt nach ihrer sechsten Veröffentlichung tatsächlich auseinander gehen werden, darf mit Spannung erwartet werden. Na ja, wie das mit Musikeraussagen so ist, würde es wohl niemanden überraschen, wenn sich das ganze Gebrabbel letztendlich in heiße Luft auflösen würde. Immerhin kann die Thüringer Kapelle inzwischen auf eine treue Fanschar und einen gewissen Kultstatus zurückblicken, der sicherlich auch durch die Indizierungen diverser Tonträger genährt wurde. Ein Zugeständnis zur deutschen Zensurpolitik scheint das deutlich entschärfte Cover zu sein. Lyrisch hingegen geht es noch immer ordentlich grenzüberschreitend zur Sache. Ob man das gut finden soll? Das kann und muss wohl jeder mit sich selbst ausmachen. Wer allerdings kein Problem mit CANNIBAL CORPSE´s Entrails Ripped From A Virgin´s Cunt o.ä. hat, der sollte auch EISREGEN verkraften. Natürlich haben die auf Deutsch, auf Blutbahnen teils clean vorgetragenen Texte eine ganz andere Qualität als das unverständliche, todesmetallische Gegurgel manch einer Death Metal-Kapelle, aber diese Diskussion ist hier fehl am Platz. Kurz: Für zarte Gemüter sind EISREGEN auch anno 2007 nichts.

Dem ungeachtet dürfte die Entwicklung, die EISREGEN inzwischen genommen haben, auch unter den Fans der ersten Stunde für Kontroversen sorgen. Instrumental sind zwar alle Musiker gewachsen, aber M. Roths charakteristischer Krächz- und Growlgesang klingt inzwischen deutlich entschärft und fehlt bei ganzen vier Songs komplett. Stattdessen dominiert eine teils sehr gewöhnungsbedürftige klare Gesangsstimme. Und mal ehrlich, Herr Roth, und das wird keiner abstreiten, ist nicht gerade das, was man einen begnadeten Sänger nennt. Weiterhin ist das Album phasenweise sehr poppig geworden, eine Entwicklung, die sich schon auf Album 5 [indiziert] ankündigte. Immerhin, das Wechselspiel zwischen dem klar verständlichen Gesang und den zutiefst morbiden Texten wirkt zynischer denn je.

Das mäßige Dudelintro mal ausgenommen beginnt Blutbahnen gleich mit dem Highlight des Albums. Eisenkreuzkrieger präsentiert sich als (größtenteils) sehr ernstes Lied über die Eishölle Stalingrads. Schon mal ein bärenstarker Anfang! Im Dornenwall erinnert an alte Leichenlager-Glanztaten (mei, klingt das böse!). Tja, und das war es dann leider auch schon fürs erste. Weder das Titelstück Blutbahnen, noch das gewagte 17 Kerzen am Dom (hier wird der Amoklauf von Erfurt mehr oder minder minutiös nachgezeichnet) schaffen es qualitativ über das gehobene Mittelmaß hinaus. Der Schlachthausblues und Frischtot können zwar noch leichte Akzente setzen, aber erst mit Zurück in die Kolonie drehen EISREGEN wieder so richtig auf. Lyrisch schlägt dieser Titel den Bogen zurück zum Titeltrack des 2. Albums [indiziert]. Den Abschluss bildet anschließend das passable Schneuz den Kasper!, das EWIGHEIM viel besser zu Gesicht gestanden hätte.

Was bleibt als Fazit zu sagen? In meinen Augen gibt es auf Blutbahnen nur zwei Hochkaräter. Diesen stehen acht Durchschnittssongs gegenüber, eindeutig zu wenig. Für Fans der rotzigen alten Alben ist Blutbahnen sicherlich nichts. Neulinge hingegen dürften, eingängigen Melodien und einer klaren Produktion sei Dank, ihre helle Freude haben und den perfekten Einstieg in die finstere Welt von EISREGEN finden.

Gastautor: Philipp Rauf

Veröffentlichungstermin: 27.04.2007

Spielzeit: 55:02 Min.

Line-Up:
M. Roth – Vocals
Bursche Lenz – Guitar
Yantit – Bass
DF – Keyboards

Produziert von Markus Stock
Label: Massacre Records

Homepage: http://www.fleischhaus.de

Tracklist:
01. Auftakt: Eine kleine Schlachtmusik
02. Eisenkreuzkrieger
03. Im Dornenwall
04. Ein Hauch von Räude
05. 17 Kerzen am Dom
06. Blutbahnen
07. Alphawolf
08. Frischtot
09. Schlachthaus-Blues
10. Zurück in die Kolonie
11. Schneuz den Kasper!

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