DUST: Receive the Frequency [Eigenproduktion]

Warum nach New Orleans, wenn der Sludge auch in der Heimat weilt?

Alle Regler auf elf und alle Lauscher weit aufgemacht. Verwunderung erlaubt: Auch in Deutschland gibt es Bands, die den Wüstensand zwischen den Zehen und in der Poritze haben, die nebenbei von der Hitze so verklebt ist, dass nur jede Menge Bier hier noch helfen kann. DUST veröffentlichen mit Receive the Frequency nun schon ihr zweites Album, sind schon länger im Geschäft und klingen auch so. Der New Orleans-Sound wird hier nach Deutschland verlegt, ist sehr authentisch, knochentrocken und verflucht erdig. BONGZILLA, alte DOWN und sogar alte CATHEDRAL geben sich hier ein Stelldichein des Einflusses, sind aber nicht überpräsent. Die fünf Musiker aus Bielefeld rocken richtig heavy, aber auch bis zu einem gewissen Grad psychedelisch, lassen aber immer das Riff bestimmen, wo die Reise hingeht.

Dieses ist jedoch nicht immer der seetauglichste Kapitän, es verrennt sich gerne in kleinen Sackgassen, wird bis zur schieren Unendlichkeit zelebriert. Die Folge dessen sind einige recht langatmige Parts, wie in Always Wrong, die sich ziemlich ziehen, oder Wechsel, die reichlich abrupt klingen, zu hören im Titeltrack. Aber wirklich schlimm ist das nicht, denn dank der richtigen Attitüde und einem guten Gespür für herbe Riffs, die passend und sehr derb produziert ganz klar den Ton angeben, gibt es einen gesunden Gegenpol. Dagegen hat es allerdings das Schlagzeug sehr schwer, das ziemlich in den Hintergrund gemischt wurde, und auch die Soli klingen ziemlich dünn. Besser beleuchtet ist da der mächtige Gesang, ein kellertiefes, kräftiges Brüllen, das mit primitiver Energie die Riffs perfekt ergänzt. Auch der räudig wummernde Bass hat viel Charme und klingt schön retro, aber, wie sagt man so schön, heavy as fuck.

Eine richtig wuchtige Soundwand ist DUST leider nicht gelungen, das Material ist trotz kleiner Schwächen dennoch so heavy, dass dies nicht so sehr ins Gewicht fällt. Denn egal, ob die Bielefelder Formation nihilistisch dröhnt oder retromäßig korrekten Doom an den Tag legt, sie erweisen sich stets als wahre Schwergewichte. Auch lässt sich der Faktor Weed stets heraushören, so ist die Bandhymne Dust ein fieser, düsterer, zugedröhnter Track, den andere Bands erstmal hinkriegen müssen. Und doch ist so was eher die Ausnahme auf Receive the Frequency, das aus seinen starken Ansätzen nicht mehr zu vermachen mag, zum Beispiel ein kompromissloses Album mit schlüssigem Gesamteindruck.

Wer nach einer ordentlichen Sludge-Band aus heimischen Gefilden sucht, wird hier dennoch fündig. DUST sind verflucht heavy, haben die richtige Attitüde und sind auch sehr sympathisch. Aber ihren Vorbildern können sie auch trotz einiger richtig guter Songs nicht das Wasser reichen. Dennoch könnten die 10 € deutlich schlechter investiert sein. Also, liebe New Orleans-Urlauber, hört mal rein in dieses interessante Album.

Veröffentlichungstermin: Herbst 2008

Spielzeit: 43:12 Min.

Line-Up:
Olli Karic – Vocals
Kay Grossmann – Guitar
Christoph Kröger – Guitar
Thomas Pflug – Bass
Igor Popovic – Drums

Produziert von Guido Schneider, Andreas Hilker, David Rambeck und DUST
Label: Eigenproduktion

Homepage: http://www.dust-doom.de

MySpace: http://www.myspace.com/dustdoom

Tracklist:
1. Only Few Remain
2. Always Wrong
3. I Confess
4. Receive the Frequency
5. High on You
6. Dust
7. Once
8. Lost Torso

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