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DREAMCATCHER: Souldesign

Der Keyboard-lastige Prog-Metal wirkt wie eine Einkaufsstraße am Vorweihnachtsabend. Überall ist etwas los, aber beim genauen Hinsehen sind es alltägliche Dinge, die da passieren. Wer geschäftiges Treiben ohne übergreifenden Sinn sucht, sollte sich eingehender mit der CD beschäftigen.

Es gibt ja diverse geheime, nicht immer legale Forschungslabore, in denen Mutationen bekannter und beliebter Progressive-Metal-Bands gezüchtet werden. In England hat es nun mal wieder eine Band geschafft, aus einer dieser Forschungsstätten auszubrechen. Auf ihrem Debüt-Album Souldesign verarbeitet das Sextett Einflüsse, die von SYMPHONY X über THRESHOLD bis hin zu VANDEN PLAS reichen. Die Keyboards gehören also fest zum Bandsound, während die Gitarren nicht einsehen, ihnen Platz zu machen. Gesang und Rhythmusgruppe bemühen sich um Aufmerksamkeit, aber ja, das Klangbild wirkt nicht gerade aufgeräumt. Wie durch ein Wunder klingt die CD zu keinem Moment dissonant oder chaotisch. Die Musik wirkt eher wie eine Einkaufsstraße am Vorweihnachtsabend. Überall ist etwas los, aber beim genauen Hinsehen sind es alltägliche Dinge, die da passieren. Die Stimmung ist konsistent, intensiv, fast schon hektisch.

Das größte Manko des Album ist der (an sich tadellose) Gesang, der wie eine dritte Klangfarbe neben Gitarre und Keyboard wirkt. Man erkennt keine klare Führungsrolle, so dass die Stücke austauschbar klingen. Im Detail sind die Kompositionen schlüssig und bestechen mit einigen feinen Spielereien. Im Gesamtkontext wirkt dabei vieles wie ein Flickenteppich, bei dem man sich fragt, ob er jetzt als Decke, Mantel oder Ziergegenstand gedacht ist. Dramatische Harmonien wechseln sich mit härteren Passagen ab. Zwischendurch werden epische Elemente angedeutet, durch irgendwelche Frickeleien aber gleich wieder neutralisiert. So beginnt beispielsweise In The Depths Of A Dream mit majestätischer Opulenz an, rockt dann plötzlich geradeaus, stolpert in ein uninspiriertes Break, verfällt beim Aufstehen plötzlich in Eile und gipfelt schließlich in einem Refrain, der wie eine neue Strophe klingt. Im Mittelteil taucht dann ein anderer Teil auf, der ebenfalls Refrain-Züge aufweist, aber dann bald wieder in den eigentlichen Refrain übergeht. Klar, progressiver Metal darf überraschende Wendungen bieten und mit Erwartungshaltungen spielen. Aber wenn nach dem dritten Hördurchgang weder eine einzige Melodie, noch irgendwelche völlig abgefahrenen Spieltechniken hängen bleiben, fange ich an, die Ursache beim Album zu suchen.

Immerhin schaffen es DREAMCATCHER, sich über die gesamte Spielzeit selbst treu zu bleiben, so dass geneigte Hörer vor bösen Überraschungen gefeit sind. Wer geschäftiges Treiben ohne übergreifenden Sinn sucht, sollte sich eingehender mit Souldesign beschäftigen.

Veröffentlichungstermin: 28.10.2011

Spielzeit: 35:15 Min.

Line-Up:

Lukas Jackson: Gesang
Alexei Green: Gitarre
Ben Scott: Gitarre
Adele Pease: Keyboard
Matt Hudson: Bass
Rossi Lavery: Schlagzeug

Label: Rising / Cargo
Mehr im Netz: http://www.myspace.com/dreamcatchermusic

Tracklist:

1. Instrumental
2. The Eyes Of One
3. Take Hold (featuring Jacob Hansen)
4. Balance
5. In The Depths Of A Dream
6. My Sin
7. Never Look Back

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