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DÖDSRIT: Nocturnal Will

“Nocturnal Will”, der nächtliche Wille also: DÖDSRIT wollen schlafen. Und das hört man leider auch.

Was habe ich “Mortal Coil”, den unmittelbaren Vorgänger von “Nocturnal Will”, abgefeiert! Das Album schafft eine Balance zwischen Melodie und Aggression, die mich genau da abgeholt hat, wo ich normalerweise stehe: auf einem Feldweg neben einem Acker nämlich, und genau da konnte ich mit seiner Hilfe nun imaginäre Schwerter en masse in den Himmel recken, gegen alles Schlechte auf der Welt und darüber hinaus.

Klar, dass ich mich auf “Nocturnal Will” gestürzt habe wie ein Krieger auf den feindlichen Krieger – nur um festzustellen, dass er zwar gut aussieht (das Cover ist einfach großartig), aber seine Rüstung irgendwie labberig daher kommt, sein Schwert stumpf und sein Helm instabil. Wie konnte das bloß passieren?

Es dudelt im Hause DÖDSRIT

Nun, ich denke, DÖDSRIT wollten hier einfach zu viel, und zwar zu viel Melodie, zu viel Epik, und sie haben dabei vor allem auf zweierlei gesetzt: einen zahmeren Sound und sehr viel Gitarrengedudel. Das geht schon am Anfang los, wenn die Gitarren eine Melodie, die verdächtig nach “What shall we do with a drunken sailor” klingt, intonieren und gefühlt zigmal wiederholen. Klar, danach geht der Song irgendwie über in Black-Metal-Raserei und etwas Crust-Gebolze, aber der gewünschte Kontrast verpufft in buttrigem Schlagzeug und warmen Gitarrenwänden, und außerdem wird dann wieder gedudelt und gedudelt und gedudelt, und so geht das Album weiter, bis es vorbei ist.

Dabei besteht es wie sein Vorgänger nur aus vier Songs – zwischen jeweils zwei Songs haben DÖDSRIT ein Instrumental platziert, das wiederum aufgeteilt ist in ein kurzes Akustik-Vorspiel (Track 3) und die Ausarbeitung dessen durch die Band (Track 4), wodurch ich mir ehrlich gesagt ein bisschen verarscht vorkomme. Immerhin: So wird aus “Nocturnal Will” tatsächlich ein Album, denn ohne das Zwischenspiel wäre es ja noch weniger.

Im Vergleich ist “Nocturnal Will” einfach viel zu wenig

Gestört hat mich das auf “Mortal Coil” allerdings nicht, und da habe ich mich natürlich gefragt, wieso mich dieses Album so begeistert hat und “Nocturnal Will” nun vor allem langweilt. Ein Vergleich der beiden Alben zeigt, es sind tatsächlich der Sound und der Fokus der Kompositionen: “Mortal Coil” ist ein kraftvolles Black-Metal-Album mit einer massiven Gitarren-Brandmauer, mächtig ballernden Drums und melodischen Leads (im Hintergrund!), “Nocturnal Will” ist… ja, was eigentlich? Melodic Death Metal? Crust mit NWOBHM-Einflüssen? Gitarrengedudel-Metalcore? Jedenfalls einfach viel zu zahm für meinen Geschmack, es kommt zu wenig Kampfgeist auf, zu wenig Epik, letztlich einfach: zu wenig.

Und es nicht so, dass ich es nicht versucht hätte – da ich die Promo sehr früh bekommen habe, konnte ich sie nach einigen täglichen Durchläufen nochmal drei Wochen liegen lassen und es nun kurz vor Release nochmal probieren. Jetzt empfinde ich “Nocturnal Will” als etwas gelungener – insbesondere das Finale von “Nocturnal Fire” mit dem Gitarrensolo von M. (LAMP OF MURMUUR) kann was, zeigt aber eben auch nochmal deutlich auf, wie schwach die Leads ansonsten so sind; und die guten Elemente werden von dem nervigen Gedudel einfach immer wieder überlagert. Ein weiterer Vergleich mit den kraftvollen, verzweifelten Hymnen auf “Mortal Coil” lässt dann letzten Endes nur ein Urteil zu: enttäuschend.

Spielzeit: 43:12 Min.

Veröffentlichungstermin: 22.03.2024

Label: Wolves Of Hades

DÖDSRIT “Nocturnal Will” Tracklist

1. Irjala
2. Nocturnal Fire (Audio auf Bandcamp)
3. Ember and Ash
4. Utmed Gyllbergens Stig
5. As Death Comes Reaping
6. Celestial Will (Audio bei YouTube)

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