CONNY OCHS: Black Happy

Wer überzeugt ist, dass alle einfachen, guten Songs noch nicht geschrieben sind, wird an CONNY OCHS´ zweiten Seelenstriptease zweifellos sein Herz verlieren.

Ist er ein unverbesserlicher Träumer oder eine traurige, heimatlose und herumreisende Figur, dieser CONNY OCHS? Immerhin, der Fatalismus eines TOWNES VAN ZANDT hat CONNY OCHS noch nicht heimgesucht, ein tragisches Ende wie NICK DRAKE wird unser CONNY sicherlich auch nicht nehmen. Und trotzdem ist Black Happy keine fröhliche, weltfremde Hippieplatte, sondern ein schönes, unwahrscheinlich ehrliches Album voller stiller und manchmal auch nicht so stiller Leidenschaft, ohne Tricks und doppelten Boden. So direkt wie Raw Love Songs, aber mit ein paar Finessen mehr ausgestattet, hier eine Mundharmonika, da ein Tamburin, dann ein kleiner Rhythmus, mitten drin immer CONNY OCHS´ melancholisch-hoffungsvolle Gitarrenarbeit und sein warmer, weicher Gesang.

Es ist beeindruckend, dass nach so vielen Jahrzehnten aus solchen Zutaten immer noch großartige Songs entstehen können. Je nackter, je weniger Tricks, umso persönlicher wird die Musik. Und wie jeder Vollblutmusiker hat auch CONNY OCHS seine eigene Handschrift, seine eigene Inspiration. Und die liegt nicht nur bei den oben genannten Herren, sondern auch bei einem Kurt Cobain, wie es in Lead-Out zu hören ist. Nicht jeder Song von Black Happy hat das Zeug, ein Evergreen zu werden, aber einige sind dabei, die man auch in zwanzig Jahren noch hören kann: Die In Your Arms und Blues For My Baby sind leidenschaftliche Aufschreie am Morgen, als würde er seine Liebste verlassen, weil er wieder um die Welt ziehen muss. Stable Chaos ist ein leises, unendlich eindringliches Lied, das Potenzial hat, Tränen in die Augen zu treiben – die eindeutig beste Nummer des Albums. Dem gegenüber stehen mit Borderline, ein erfrischend rockiges Lied, das hervorragend geschriebene, traurig-trotzige Phantom-Pain und die wilde Mundharmonikanummer Mouth.

Neben den Highlights gibt es einige weitere gute Stücke, die alle eine eigene Identität haben, aber dennoch durch CONNY OCHS´ Stimme und sein Gitarrenspiel gut zusammen passen. Und selbst wenn mir persönlich No Sleep Tonight und Lead-Out nicht so sehr zusagen, man muss OCHS attestieren, auch hier solide Lieder geschrieben zu haben. Muss noch mehr geschrieben werden? Ich denke nicht. Wer Singer/Songwriter liebt, der kennt CONNY OCHS natürlich schon lange, und der wird auch von Black Happy nicht enttäuscht werden. Eine etwas elegantere und trotzdem mit genügend Ecken, Kanten und viel Leidenschaft versehene Version von Raw Love Songs, die quasi den Inbegriff der Authentizität darstellt, ist ihm mit spielerischer Leichtigkeit gelungen. Wer den Minimalismus liebt und wer überzeugt ist, dass alle einfachen, guten Songs noch nicht geschrieben sind, und wem es nichts ausmacht, dass so ein Album keine halbe Stunde dauert, wird an CONNY OCHS´ zweiten Seelenstriptease zweifellos sein Herz verlieren.

Veröffentlichungstermin: 1. März 2013

Spielzeit: 27:15 Min.

Line-Up:
Conny Ochs – Gesang, Instrumente

Produziert von CONNY OCHS und Thommy Krawallo
Label: Exile On Mainstream Records

Homepage: http://www.connyochs.com

Mehr im Netz: http://www.facebook.com/pages/Conny-Ochs/112536815501097

Tracklist:
1. Exile
2. No Sleep Tonight
3. Die In Your Arms
4. Faces In The Crowd
5. Stable Chaos
6. Trust In Love
7. Borderline
8. Phantom Pain
9. Lead-Out
10. Blues For My Baby
11. Mouth

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