COMITY: As Everything is a Tragedy

Wunderschöner, reinigender Schmerz.

Und selbst, wenn es nichts Derartiges geben sollte, ich erkenne eine wunderbar boshafte Philosophie hinter dem, was die Franzosen COMITY uns als kleinen Snack für Zwischendurch anbieten: Wenn man bei all den Lärmbands, die ihr Unwesen treiben, eh´ keine Songs auseinander halten kann, warum zur Hölle haben sie dann welche? Somit gibt es auf diesem Album lediglich 99 Tracks voller Hass, Wut, Frustration, Qual und keine verdammten Songs.

Und das ist es, was COMITY noch krasser als OVERMARS und ihre anderen französischen Kollegen klingen lässt. Konzept? Bedingt. Vision? Unbedingt. As Everything is a Tragedy erinnert an den Roman Naked Lunch, der nach der so genannten Cut-Up-Methode geschrieben wurde, in der einzelne Geschichten willkürlich aneinandergereiht werden, um ein stimmiges Ganzes zu ergeben. In dieser Hinsicht muss man COMITY attestieren, dass sie enorm erfolgreich waren. As Everything is a Tragedy ist wie eine Reise durch die Welt des Schmerzes mit den verschiedensten, farbenprächtigsten Stationen.

Das Quintett prügelt mal wie THE DILLINGER ESCAPE PLAN zu Calculating Infinity-Zeiten, dann wird wieder dem Sludge gefrönt, um anschließend bei ISIS, THE END und CONVERGE zu landen. Hier gibt es nur selten Verschnaufpausen, ein steter Wandel bestimmt das Bild, COMITY wirken somit für manche sicherlich konfus, da aber zwischen den einzelnen Passagen keine abrupten Wechsel vollzogen und alles mit Maß und Ziel vonstatten geht, ist hier definitiv ein hochkomplexes, sehr stimmungsvolles Album entstanden, das zwischen Dissonanz und Ruhe pendelt. Und gerade in den bedächtigen Stellen reißt hier und da doch die Wolkendecke auf und wärmt den Hörer, bevor es weiter in den Abgrund des schieren Lärms geht. Doch schön ist es nicht nur, wenn COMITY einen Gang runterschalten, im Gegenteil. Wenn sich die Gitarren durch den Gehörgang fräsen, wenn man sich fast übergeben muss wegen den manischen Ausbrüchen, die auf diese CD gepresst sind, dann begreift man, dass Reinigung durch Schmerz das Schönste überhaupt sein kann.

Wer nach den 55 Minuten seinen Kopf noch nicht an der Tischplatte zertrümmert hat, könnte durchaus Gefahr laufen, nach diesem Album süchtig zu werden. Denn hier trifft unbändige Kreativität auf Wahnsinn, technische Brillanz auf eine unvergleichliche Atmosphäre. Mit dem derben Gebrüll und Gekreisch, den Ohren zerschneidenden Gitarrenleads, dem wilden Drumming und der Fähigkeit, die Dinge aus einem anderen Licht zu sehen wie der Rest der Szene. Das heißt nichts Anderes als, dass dieses extrem mutige Album der Band nach zehn Jahren eine Sonderstellung einbringt und dass selbst eingefleischte Lärmfans mal wieder an einer ordentlichen Nuss zu knabbern haben.

Veröffentlichungstermin: 25. August 2006

Spielzeit: 55:56 Min.

Line-Up:
Thomas – Vocals
Francois – Guitars
Yann – Guitars
Ben – Bass
Guillaume – Drums

Label: Candlelight Records / Apease Me

Homepage: http://www.comity.fr.fm

Tracklist:
Track 1-99

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