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BLIND MYSELF: Worst-Case Scenario

Kontrolliertes Chaos mit Klasse.

Schaum vor dem Mund, in einer Zwangsjacke steckend ist nicht gerade der Traumzustand von einem Psychopathen. Irgendwie scheint das ungarische Quartett genau dies zu erleben, immerhin scheinen sie einen enormen Drang danach zu haben durchzudrehen und alles kurz und klein zu schlagen, doch dafür ist ihr Chaos zu kontrolliert. Das stellt für den Hörer natürlich ebenso eine Herausforderung dar, schließlich steckt das dritte Album der vier Kaputten an. Man möchte abgehen, doch leicht ist es nicht, weil man apathisch dasitzt und den akustischen Wirbelsturm erstmal verkraften muss.

Doch Worst-Case Scenario ist keine der Scheiben, die anstrengen und die man irgendwann genervt in die Ecke schmeißt. BLIND MYSELF haben die Gabe ihre Musik so darzubieten, dass man einerseits in einen Strudel hineingezogen wird, immer wieder Überraschungen erlebt und erst nach und nach kapiert was da abgeht. BLIND MYSELF klingen mit zunehmender Länge wie eine Mischung aus ALCHEMIST, UNSANE und TODAY IS THE DAY. Das Ergebnis ist entsprechend ungewöhnlich wie originell und fordernd. BLIND MYSELF warten auch mit vielen Ideen auf, können folglich schwer kategorisiert werden und folgen – oberflächlich – keiner klaren Linie. Die vier Musiker kennen keine Grenzen, verarbeiten alles was ihnen gefällt und bringen dies verarbeiten dies auf ihre eigene Art und Weise.

Dadurch wird Worst-Case Scenario zu einem originellen Chaos, das eine ganz eigene Handschrift besitzt. Spannend ist das Album durchgehend, da man nie weiß was kommt. Das beste Beispiel hierfür ist das großartige Bullets, das den Hörer hin und her wirft, geschickt mit Dissonanzen und Melodien spielt. Ohne die großen Fähigkeiten der Musiker wäre aus diesem Album wohl ein halbgarer Versuch geworden, originelle und versierte Musik zu spielen, doch BLIND MYSELF sind erfahrene Musiker, die auf ganzer Ebene überzeugen. Drummer Daniel erschafft nicht nur anspruchsvolle Beats, sondern auch simple und effektive fette Grooves, während Gitarrist Tibor nicht nur verrückte Ideen hat, sondern auch mal einen Gang zurückschalten kann um die Songs nicht zu überfrachten oder das Ruder dem Bassisten zu überlassen, der mit seinen verzerrten Basslinien mächtig in der Magengrube wühlt. Und auch der bestialische Sänger hat viel Potenzial, kreischt nicht nur dass die Fenster bersten, er zeigt auch, dass er melodischen Gesang drauf hat, was besonders unheilvoll in Phantoms of the Past klingt.

Überhaupt ist dies ein absoluter Killer, der atmosphärischer und böser nicht sein könnte, das absolute Highlight des Albums. Hier wird alles verbunden was an dem Album bisher besonders mitgerissen hat und wird ähnlich intensiv wie Seabeast von MASTODON. Wären alle Songs von diesem Kaliber, ich wüsste nicht wie süchtig ich nach diesem Album wäre. Doch auch ansonsten ist das brachial produzierte Worst-Case Scenario keineswegs zu verachten und gehört in jede Sammlung von passionierten Sammlern, die auf der Suche nach neuen Perlen sind. Ein absoluter Geheimtipp.

Veröffentlichungstermin: 2004

Spielzeit: 47:04 Min.

Line-Up:
Gergely Toth – Vocals

Tibor Szalkai – Guitar

Peter Kolozsi – Bass

Daniel Ivanfi – Drums
Label: Edge Records / Two Fat Men

Homepage: http://www.blindmyself.com

Tracklist:
1. One Day

2. Worst-Case Scenario

3. Left hand Paints

4. Wise-Men of the West

5. MAERD

6. March of Clowns

7. Labyrinth

8. Bullets

9. Budapest

10. The Chase

11. Phantoms of the Past

12. Small Characters

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