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BEYOND THE SHORE: Ghostwatcher

Solider Metalcore, der sich von allen Szenegrößen das Beste herauspickt, ohne eine eigene Duftmarke zu hinterlassen.

Von allem ein bisschen. Wählerisch sind BEYOND THE SHORE beim besten Willen nicht. Hier ein Häppchen AS I LAY DYING, dort ein wenig CORPUS CHRISTI, beim Klargesang eine Schippe ARCHITECTS und zum Nachtisch ein Stück WHITECHAPEL. Eigentlich ist diese Strategie ja sehr raffiniert: Indem sich “Ghostwatcher” am Metalcore-Buffet von allen Leckereien das Beste herauspickt, dürfte der Gaumen in keinem Fall enttäuscht werden. Und so geben tief gestimmte Gitarren und moshtaugliche Rhythmen bei “Half Lived” den Ton an, bevor ein klar gesungener Refrain in bester AS I LAY DYING-Manier Honig ums Maul schmiert.

Überraschend ist es demzufolge nicht, dass dieses todsichere Erfolgsgeheimnis im Folgenden nur wenig variiert wird. Mal bringt ein verträumtes Lead in “Homewrecker” ein wenig Leichtigkeit in den Song, an anderer Stelle mündet Brachialrhythmik im ikonischen Schwedenriffing (“Transitions”). BEYOND THE SHORE setzen ihre Ideen technisch versiert um, präsentieren sie mal mit der Macht eines Vierzigtonners, dann wiederum verschachtelt hinter kompetenten Technikdemonstrationen. Weil “Ghostwatcher” darüber hinaus erwartungsgemäß fett produziert ist, drückt die Platte ungeduldig und unter Kraftaufwand nach vorne.

BEYOND THE SHORE vermitteln ein überhastetes Bild

Das Taktgefühl jedoch geht den US-Amerikanern derzeit noch ab – nicht in musikalischer, sondern in konzeptioneller Hinsicht. Die Platte nimmt sich kaum Zeit, in der knappen Spielzeit von 31 Minuten will die Formation am besten mit dem Kopf durch die Wand. Einige Songideen bleiben so auf der Strecke, entfalten sich bestenfalls zur Hälfte, weil die Hooks nicht zünden und die Makroebene einem Flickenteppich gleicht. Es geht nicht primär um Originalität, jede Band darf Ideen ihrer Vorbilder borgen, “Ghostwatcher” lässt in seiner jetzigen Form schlicht Potenzial liegen. “Glass Houses” und das schablonenhafte Aggrogebolze in “Visions” scheinen als Ideen nicht zu Ende gedacht.

BEYOND THE SHORE vermitteln so ein insgesamt überhastetes Bild: Statt sich Zeit zu nehmen, müssen die Hits, muss der Erfolg her – und zwar jetzt. Die Deathcore-Walze “Breathe On Ice” zeigt gegen Ende zwar die spielfreudige Seite der Jungs, da allerdings dem Höreindruck nach zu viele Stilelemente in großer Eile ineinandergefügt wurden, kommt “Ghostwatcher” trotz guter Voraussetzungen nicht über solides Niveau hinaus. Oder anders formuliert: BEYOND THE SHORE haben sich etwas überfressen – ein Glück, dass die Minzblättchen aus waren.

“Ghostwatcher” erscheint in Europa ausschließlich als digitaler Download.

Veröffentlichungstermin: 29.03.2013

Spielzeit: 30:41 Min.

Line-Up:
Andrew Loucks – Vocals
Zach Hunter – Guitar
Jared Loucks – Guitar
Eli Masharbash – Bass
Chris Stinnett – Drums

Produziert von Kevin Newland
Label: Metal Blade

Mehr im Netz: http://www.facebook.com/beyondtheshore

BEYOND THE SHORE “Ghostwatcher” Tracklist

01. Dividers
02. Half Lived (Lyric-Video bei YouTube)
03. Transitions
04. Homewrecker (Video bei YouTube)
05. Glass Houses (Video bei YouTube)
06. Milestone
07. Dreamkiller
08. Visions
09. Breathe on Ice
10. Ghostwatcher

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