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BEYOND THE BLACK: Beyond The Black

Am grundlegenden Rezept rütteln BEYOND THE BLACK nicht: Das selbsbetitelte fünfte Album punktet weniger mit Tiefgang, sondern setzt voll und ganz auf Eingängigkeit.

„Don’t judge a book by its cover.”, heißt es idiomatisch im Englischen: Man soll ein Buch nicht allein anhand seines Einbands beurteilen. Nicht das Äußere zählt, sondern die inneren Werte; und dennoch ist es irgendwie bezeichnend, dass BEYOND THE BLACK nun zum fünften Mal hintereinander auf stilisierte Pressefotos auf dem Frontcover setzen – diesmal sogar mit willkürlichen Objekten wie Shuriken, Rosenblüte oder Farn (!?) im Hintergrund.

Dass wir diese Praxis ansonsten vornehmlich aus dem Pop kennen, ist derweil gar nicht so weit hergeholt. Denn was das selbstbetitelte „Beyond The Black“ abermals charakterisiert, ist ein Songwriting-Team im Hintergrund, das rein zahlenmäßig der Band selbst ebenbürtig ist. Mit solch einem Gespann im Rücken, das ansonsten so illustren Künstlern wie SANTIANO, Kerstin Ott oder Ben Zucker die Hits auf den Leib schneidert, ist die Marschrichtung quasi vorgegeben.

Am grundlegenden Erfolgsrezept rütteln BEYOND THE BLACK nicht

Zwar mögen sich BEYOND THE BLACK anno 2023 nicht mehr ganz so unverhohlen den gegenwärtigen Modern-Metal-Trends anbiedern wie auf dem Vorgänger „Horizons“ (2020) – im rockigen Opener „Is There Anybody Out There?“ kommen gar wieder ein paar vorsichtige Symphonic-Einsprengsel zum Vorschein -, am grundlegenden Erfolgsrezept rütteln die zehn Songs aber ebenso wenig. Das ist insofern ein Jammer, da Sängerin Jennifer Haben eigentlich eine durchaus kraftvolle und variable Singstimme besitzt, ihr Potenzial inmitten der glattpolierten Hitmaschinerie aber kaum entfalten kann.

Das ist natürlich gewollt: „Beyond The Black“ wurden im Studio sämtliche Ecken und Kanten so sorgsam weggeschliffen, dass selbst die Percussion-Schläge in „Dancing In The Dark“ oder „I Remember Dying“ völlig kraftlos und dumpf im Nichts versanden. Was zählt, sind einzig die eingängigen Gesangslinien und Melodien, die mittels ein paar simplen Anstands-Riffs und etwas Doublebass dem Hard’n‘Heavy-Publikum schmackhaft gemacht werden soll. Das darf dann auch zwischendurch die weniger metal-affine Verwandtschaft „ganz gut“ finden, obwohl sich an ausgewählten Stellen tatsächlich mal der eine oder andere zweckmäßige Grunzer eingeschlichen hat.

Mit Tiefgang kann “Beyond The Black” nicht punkten

Dass BEYOND THE BLACK bzw. deren Songschreiber:innen vorwiegend Malen-nach-Zahlen betreiben, wollen wir ihnen ja eigentlich gar nicht vorhalten – vielleicht öffnet sich durch die Werbe-Arbeit des Quartetts ja doch der einen oder anderen Skeptiker:in die Tore in die Welt der härteren Musik. Mit Tiefgang punkten kann „Beyond The Black“ in der Zwischenzeit jedoch kaum: „Wide Awake“ ist die obligatorische (Power)ballade, „Free Me“ kommt im Refrain mit majestätischen Chören daher, „Into The Light“ setzt auf catchy Melodieführung und „Winter Is Coming“ addiert überdies noch symphonische Untermalung hinzu. Kurzum: über die Maßen gefällig und mit Album-Ende bereits aus dem Gedächtnis verschwunden.

Gleiches gilt für die oftmals bemühten Texte voller einsilbiger Paar- oder Kreuz-Reime („fly – sky – die“) sowie die geradezu chamäleonartige Bildsprache, wenn Jennifer Haben in „Raise Your Head“ erst möchte, dass wir die „Augen öffnen, um die hässliche, aber wirkliche Welt“ zu sehen, nur um uns dann in „Not In Our Name“ einen Rüffel zu verpassen: Nur „einmal“ mögen wir doch „die Augen schließen und nach dem suchen, was wirklich ist.“

BEYOND THE BLACK tanzen auf gleich zwei Hochzeiten

Ehrlich gesagt haben wir beides versucht, doch selbst unter dem leidlich kreativen Frontcover fehlt es „Beyond The Black“ an wirklicher Substanz. Das heißt selbstredend nicht, dass die Musik des Gespanns nicht gefallen wird. Im Gegenteil, letzten Endes sind BEYOND THE BLACK ja genau deshalb so erfolgreich, weil man eben exakt in der Schnittmenge von Wacken und dem ZDF-Fernsehgarten auf beiden Hochzeiten tanzen kann. Das rechtfertigt schlussendlich vieles, sogar die Wahl des Cover-Fotos mitsamt metallenem Wurfstern und der wohlriechenden Rosenblüte – nur den Farn daneben, den können wir weiterhin nicht so recht erklären.

Veröffentlichungstermin: 13.01.2023

Spielzeit: 42:10

Line-Up

Jennifer Haben – Vocals
Chris Hermsdörfer – Gitarre
Tobias Lodes – Gitarre
Kai Tschierschky – Schlagzeug

Produziert von Marc Schettler, Niklas Budinsky und Sascha Paeth

Label: Nuclear Blast

Homepage: https://beyond-the-black.com/
Facebook: https://www.facebook.com/beyondtheblackofficial

BEYOND THE BLACK “Beyond The Black” Tracklist

1. Is There Anybody Out There (Video bei YouTube)
2. Reincarnation (Video bei YouTube)
3. Free Me (Video bei YouTube)
4. Winter Is Coming (Video bei YouTube)
5. Into The Light
6. Wide Awake
7. Dancing In The Dark (Video bei YouTube)
8. Raise Your Head
9. Not In Our Name
10. I Remember Dying

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