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BEARDFISH: Sleeping In Traffic: Part Two

Lockerer, häufig unschlüssiger Progressive Rock mit Orgelklängen, vielfältigen Rhythmen, diversen Disharmonien, klarem Gesang in mittleren Lagen und Stilbrüchen am Fließband.

Es gibt ja Menschen, die Progressive so unnatürlich finden wie Fische mit Bärten. Solche Leute begreifen einfach nicht, worin der Reiz von scheinbar wahllos aneinandergereihten Songfragmenten liegen soll. Daran wird sich sicherlich nichts ändern, wenn sie sich das jüngste Album von BEARDFISH anhören. Wer dagegen alles, was gleichzeitig irgendwie nach alten GENESIS und modernem Indiepop klingt, toll findet, bekommt auf Sleeping In Traffic: Part Two Orgelklänge, Funkrhythmen, Disharmonien, klaren Gesang in mittleren Lagen und Stilbrüche am Fließband. Die Musik wirkt allerdings ziemlich aufgeräumt, da alle Einflüsse hübsch der Reihe nach eingeflochten werden. Derart lockeren Progressive Rock ist man auch von den FLOWER KINGS gewohnt, die jedoch immer ein Stückchen konventioneller agieren. BEARDFISH geben sich zeitgemäßer und weniger opulent in Sachen Klangvielfalt. Dafür sind die Songstrukturen eher wirr. Gleichzeitig werden leider einige Teile entschieden zu oft wiederholt; ja, im Progressive Rock können zweimal bereits einmal zu oft sein. Am eklatantesten ist dieser Makel beim Titeltrack Sleeping In Traffic. Dieser zieht sich über 35 Minuten lang hin. Die erste Minute tönt verdächtig überflüssig, da sich die Spannung nur im Schneckentempo aufbaut. Nach dem eigentlichen (tollen!) Einstieg folgt erst mal ein Polka-Teil. Mit solchen Überraschungen muss man bei dieser CD stets rechnen. Später schrecken BEARDFISH auch nicht vor einer BEE GEES-Disco-Hommage zurück. Nichts für schwache Nerven. Aber wer bis dahin vorgedrungen ist, steht ohnehin auf derartige Abstrusitäten. Oder er muss wie ich das Album besprechen.

Die fesselnden Melodien fehlen, die Dynamik gleicht zumeist einem Sturm im Wasserglas. Während das Intro As The Sun Sets noch wie MIKE OLDFIELD zu seinen besseren Zeiten klingt, wirken die nachfolgenden Stücke von den Arrangements her eher wie MIKE OLDFIELD zu seinen zerfahrendsten Zeiten. Entsprechend wurden die Lieder mit Liebe zu Details instrumentiert. Doch der Blick aufs Ganze offenbart bestenfalls abstrakte Kunst. Die eingangs erwähnten Progrockbanausen würden wohl überwiegend Dissonanz wahrnehmen und nach einer Möglichkeit suchen, die Qual zu beenden. Wer dem zweiten Teil von Sleeping In Traffic dagegen mit völliger Offenheit begegnet, erlebt eine Entdeckungsreise durch vielfältige Musiklandschaften, natürlich immer abseits der Hauptstraßen.

Veröffentlichungstermin: 16.05.2008

Spielzeit: 74:23 Min.

Line-Up:
Rikard Sjöblom: Gesang, Keyboard
David Zackrisson: Gitarre
Robert Hansen: Bass
Magnus Östgren: Schlagzeug
Label: Inside Out / SPV

Homepage: http://www.beardfish.argh.se/

MySpace: http://www.myspace.com/sleepingintraffic2

Tracklist:
1. As The Sun Sets
2. Into The Night
3. The Hunter
4. South Of The Border
5. Cashflow
6. The Downward Spiral / Chimay
7. Sleeping In Traffic
8. Sunrise Again

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