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AVIANA: Corporation

AVIANA spielen modernen Metalcore wie aus dem Lehrboch. Der Haken: “Corporation” fehlt es auch deshalb an Originalität und zündenden Ideen.

Es ist schon ein seltsamer Marketing-Stunt, den AVIANA versuchen: Nachdem Joel Holmqvist im Nachgang der letzten Platte „Epicenter“ (2019) von seinen Mitmusikern sitzen gelassen wurde, musste der Frontmann die Metalcore-Band von Grund auf neuformieren. Der Kniff: Sämtliche Musiker an der Seite des Sängers treten bislang unter Pseudonym und inkognito auf. Der Haken: Joel Holmqvist ist weder Tobias Forge (GHOST) noch fügt diese Geheimniskrämerei der Band irgendeine Facette hinzu.

Dass maskierte Bandmitglieder und künstlich erschaffene Mysterien derzeit in Mode sind, wirft im Jahr 2022 zudem ein schales Licht auf AVIANA, wo derlei Gimmicks nicht nur wegen GHOST mittlerweile bestenfalls Schulterzucken hervorrufen. Es ist die Originalität, an der es hier fehlt – visuell, aber auch in der musikalischen Umsetzung des Modern Metalcores, welcher sich so eng an geläufige Genrekonventionen schmiegt, dass es zur Herausforderung wird, in den 35 Minuten überhaupt ein kreatives Element zu finden.

AVIANA haben den Modern Metalcore-Sound der späten 2010er Jahre vollständig in sich aufgesogen

Was einerseits spürbar an „Corporation“ nagt, macht das Drittwerk AVIANAs jedoch keineswegs zum schlechten Album. Das Material selbst ist immerhin grundsolide, während die Band gleichzeitig um Abwechslung bemüht ist. Das 80er Synthwave-Fundament von „Anomaly“ ist etwa ein willkommener Bruch mit dem typischen Modern Metalcore-Sound der späten 2010er Jahre, den das Quartett ansonsten vollständig in sich aufgesogen hat.

„Obsession“ verbindet ruhige Strophen mit harten Ausbrüchen, eingängige Gesangslinien mit brutalen Screams, verspielte Riffs mit tief gestimmten Gitarren. Das ist Genrekost wie aus dem Lehrbuch, die natürlich auch die markigen Breakdowns nicht unterschlägt. Aus den Socken haut das heutzutage niemanden mehr, doch umgesetzt ist das hier und in Stücken wie dem massiven „Rage“, dem brutalen „Oblivion“ und der Kollaboration „Paradox“ mit INVENT ANIMATE– und ex-AVIANA-Frontmann Marcus Vik absolut kompetent.

“Corporation” fehlt es an Originalität und zündenden Ideen

Einmal eingelegt ist „Corporation“ somit eine relativ kurzweilige Angelegenheit, mit der man Spaß haben kann und welche jegliche Metalcore-Entzugserscheinungen zeitweilig zu stillen vermag. Die Kehrseite der Medaille bleibt jedoch schlicht, dass nach Verklingen des Instrumental-Outros „Negligence“ so gut wie nichts hängen bleibt. Keine Melodie, kein Refrain, kein Riff. Die Songs sind letzten Endes so gesichtslos wie die Schar an Musikern, die Joel Holmqvist für die neue Ära AVIANAs um sich geschart hat.

Es darf also bezweifelt werden, dass ein derartiger Marketing-Stunt genug sein wird, um die Band nach vorne zu katapultieren. Gegenwärtig reicht es eben nur für einen gelegentlichen Platz im Streaming-Algorhitmus, doch eigenhändig auf den Play-Button drücken zu wollen, dafür fehlen AVIANA derzeit sowohl Alleinstellungsmerkmal als auch zündende Ideen.

Veröffentlichungstermin: 30.09.2022

Spielzeit: 35:10

Line-Up

Joel Holmqvist – vocals
Death- guitar
Fear – guitar
Dark – drums

Produziert von Ludvig Ottosson (Mix und Mastering)

Label: Arising Empire

Homepage: https://avianaofficial.com/
Facebook: https://www.facebook.com/avianaswe/

AVIANA “Corporation” Tracklist

01. Curriculum
02. Obsession (Video bei YouTube)
03. Rage (Video bei YouTube)
04. Paradox (Video bei YouTube)
05. Oblivion (Video bei YouTube)
06. Retaliation (Video bei YouTube)
07. Anomaly (Video bei YouTube)
08. Transcendent (Video bei YouTube)
09. Illuminate (Video bei YouTube)
10. Overcome (Video bei YouTube)
11. Negligence

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