Ancst - Binary Wrath Cover

ANCST: Binary Wrath

ANCST erforschen das andere Extrem: Mit seinen elektronischen Klanglandschaften funktioniert „Binary Wrath“ am besten als eine Art fiktiver Soundtrack.

Ein Album für alle Tage ist „Binary Wrath“ nicht, aber es trägt dazu bei, dass ANCST vielleicht doch noch eine Band für jede Gelegenheit wird. Denn anders als etwa „Dominion“ (2025), „Culture Of Brutality“ (2024) oder die EP „Zorn“ (2022), welche die Grenzen des Crust- / Grind- / Hardcore-Sounds der Berliner erforschen, sind die fünf Instrumentalstücke im anderen Extrem zu verorten.

Elektronische Soundscapes bilden das Rückgrat des Albums, wobei sich die Stücke keineswegs bedrohlich auftürmen, sondern eher gemächlich und behutsam Gestalt annehmen. Das spiegelt sich im Aufbau von „Scrap Code Requiem“, das sich über siebeneinhalb Minuten Zeit lässt, so dass der Ambient-Charakter stets im Zentrum steht und nach und nach durch aufpeitschende Elemente wie die immer rastloser werdenden Drumcomputer erweitert wird.

„Binary Wrath“ funktioniert am besten als eine Art fiktiver Soundtrack

Wo sich hier noch die neonglitzernden Fassaden einer Cyberpunk-Metropole im Kopfkino nachzeichnen lassen, setzt ein Track wie „Mournful Circuits“ quasi vollständig auf seine ambient-lastige Atmosphäre. „Shadows In Starlight“ wiederum pfeift auf herkömmlichen Spannungsaufbau, indem es die loopende Synth-Melodie irgendwann leise und behutsam zu Grabe trägt. Wer auf eine kathartische Eruption gehofft hatte, wird enttäuscht, doch drängt sich dadurch zugleich eine Erkenntnis in den Vordergrund.

„Binary Wrath“ funktioniert weniger als Ansammlung von Stücken, denn als eine Art fiktiver Soundtrack. Die synthetischen Klanglandschaften sind nicht immer packend inszeniert, sondern laden zum Verweilen ein: Eine Art Rahmen, um der eigenen Fantasie freien Lauf zu lassen. Die Bilder füllen wir selbst, wenn „Shrine Of The Unforgiven“ aus seiner mechanisch-futuristischen Grundstimmung plötzlich das Tempo anzieht und damit an Dramatik gewinnt.

Zugegeben, dafür müssen auch wir in der richtigen Verfassung sein – jeden Tag möchten wir „Binary Wrath“ nicht einlegen. Aber dann gibt es diese Augenblicke, wo uns der cineastische Mix unmittelbar bei der Hand nimmt und in eine andere Welt entführt. Und für alle anderen Stunden greifen wir eben zu „Dominion“, „Culture Of Brutality“ oder eine garstige EP wie „Zorn“.

Veröffentlichungstermin: 07.03.2025

Spielzeit: 38:28

Line-Up

Tom Schmidt – alle Instrumente (Studio)

Produziert von ANCST

Label: Yehonala Tapes

Homepage: https://www.ancstcollective.com/
Facebook: https://www.facebook.com/angstnoise/
Instagram: https://www.instagram.com/ancstcollective/
Bandcamp: https://angstnoise.bandcamp.com

ANCST “Binary Wrath” Tracklist

1. Scrap Code Requiem
2. Mournful Circuits
3. Shadows In Starlight
4. Shrine Of The Unforgiven (Video bei YouTube)
5. Cold Engines