ANAAL NATHRAKH: Vanitas

Ein musikalischer Panzer, der mit 300 Stundenkilometern das Neuschwabenland platt macht.

Bei so viel Gewalt, Hass und Teufelsanbeterei gehen einem doch glatt die Superlative aus. Same procedure as every time, ANAAL NATHRAKH? Natürlich ist das englische Duo brutaler als ein Amboss, der von Charles Manson auf eine Kindergartengruppe geworfen wird. Natürlich bleibt bei Vanitas kein Auge trocken. Und dennoch waren die letzten Alben von Mighty NATHRAKH eine Spur irrer. Das erinnert an diesen Cartoon, bei dem einem normalen Musikhörer der Kopf platzt, während sich zwei Fans beschweren, dass der Sound ihrer Lieblingsband kürzlich doch ein wenig sanft geworden ist. Was das bedeutet? Blast Beats, Black Metal-Riffs,in der Grindcore-Versatzstücke, gemartertes Geschrei aus den Tiefen der Hölle, aber auch ein paar wie üblich epische Refrains, nur nicht ganz so am Anschlag wie früher.

All das mit dem Unterschied, dass eine gewisse Moderne – ich will das Wort Deathcore nicht schreib… ups, schon ist´s passiert – das siebte Album von ANAAL NATHRAKH unterwandert. Dadurch wirkt die Band etwas nahbarer und letztlich auch gebremster, Eschaton, In The Constellation Of The Black Widow und Passion waren erheblich wilder. Dieses Quentchen, für normale Hörer wahrscheinlich unbemerkbar, nimmt dem Ganzen ein wenig die Intensität. Davon abgesehen gibt es immer noch völlig beklopptes Geprügel, das wie ein Hasskatalysator wirkt. Vanitas hat mit Pulvis Et Umbra Sumus, You Can´t Save Me, So Stop Fucking Trying, To Spite The Face und Forging Towards The Sunset Songs parat, die alles und jeden zerreißen können. Und auf der sick motherfucker-Skala, ganz, ganz, ganz weit oben rangiert Of Fire, And Fucking Pigs, ruchloser kann man auf diesem Planeten wahrscheinlich nicht sein.

Und trotzdem, dazwischen geht ANAAL NATHRAKH hier und da ein wenig die Luft aus. Vielleicht hätte es auch nur welche von den ganz kaputten Nummern gebraucht, um Vanitas zum Erfolg zu führen. Denn seien wir ehrlich, auch nicht ganz am Anschlag und mit etwas weniger Speed sind V.I.T.R.I.O.L. und sein Kumpel Irrumator von Dynamik so weit entfernt wie von gewaltfreier Deeskalationspolitik. Aber nun lass uns bitte nochmal auf das Thema Moderne bei ANAAL NATHRAKH zu sprechen kommen. Deathcore gibt es natürlich nicht direkt zu hören, aber einige Stellen sind da durchaus, die diesem Klientel gefallen könnten. Lieber klauen die beiden Vollirren jedoch bei THE BERZERKER, der eine oder andere derbe elektronische Blast Beat ist auf Vanitas schon zu finden, macht sich ganz gut, aber erzeugt auch keine Gänsehaut.

Bei aller Kritik, die man Vanitas zukommen lassen kann, muss man ANAAL NATHRAKH zugestehen, dass ihnen Sachen Finsternis und Terror keiner das Wasser reichen kann. So ist das neue, knapp vierzigminütige Album im Vergleich zur restlichen Diskografie schwächer, dank einiger starker Momente wage ich nicht, das Wort Ausfall in den Mund zu nehmen. Vanitas ist wie ein Panzer, der mit 300 Stundenkilometern das Neuschwabenland platt macht. Mission erfüllt, würde ich sagen.

Veröffentlichungstermin: 12. Oktober 2012

Spielzeit: 39:11 Min.

Line-Up:
V.I.T.R.I.O.L. – Vocals
Irrumator – Instrumente
Label: Candlelight Records

Homepage: http://www.myspace.com/anaalnathrakh

Mehr im Netz: http://www.facebook.com/Anaalnathrakhofficial

Tracklist:
1. Pulvis Et Umbra Sumus
2. In Coelo Quies, Tout Finis
3. Todos Domos Humanos
4. You Can´t Save Me, So Stop Fucking Trying
5. To Spite The Face
6. Make Glorious The Embrace Of Saturn
7. Forging Towards The Sunset
8. Feeding The Beast
9. Of Fire, And Fucking Pigs
10. A Metaphor For The Dead

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