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ADLIGA: Vobrazy [Eigenproduktion]

Musik statt Totalitarismus: ADLIGA aus Minsk präsentieren mit „Vobrazy“, ihren eigenwilligen, noch nicht ausgereiften Doom-Post Metal-Mix.

Wie wohltuend, dass aus dem gebeutelten Belarus nicht nur schreckliche Nachrichten kommen, sondern auch mal Musik. Und auf den ersten Blick hat „Vobrazy“ (dt.: „Bilder“), das Debütalbum von ADLIGA, auch nichts mit Politik und Protest zu tun. Die belarussisch gehaltenen Texte beziehen sich laut Aussage der Band unter anderem auch auf die lokale Folklore. Ich meine, sie können auch sehr offen interpretiert werden – da schwingt vielleicht auch die Angst mit. ADLIGA, die aus Minsk, dem Zentrum des Aufruhrs stammen, lassen sich so oder so nicht unterkriegen. Neben der Musik scheint die Prämisse zu sein, dass Belarus aus mehr besteht, als einem Despoten und seinem gnadenlosen Kampf gegen die Freiheit.

„Vobrazy“ ist ein karger Mix aus Doom und Post Metal und zeigt ADLIGA als eigenwillige Band.

Es überrascht nicht, dass die Musik von fröhlicher Popmusik entfernt ist. Der Doom-Post Metal-Mix des Quintetts ist recht karg und trocken, zeigt aber unter den Riffs einige Finessen. Gerade wenn sich aus den spröden Powerchords melodiöse, oftmals zweistimmige Gitarrenleads erheben, wie es in „Naščadkam“ (dt.:„An die Nachfahren“) ausgiebig zelebriert wird, haben ADLIGA ihre großen Momente. Das erinnert stilistisch häufig an DIRGE, auch wenn deren Niveau nie erreicht wird. Das Songwriting dürfte noch definierter sein, gerade außerhalb der prägnanten Leadgitarren sollten ADLIGA zwingender agieren. Aber hey, die fünf Protagonisten sind auf ihrem eigenen Weg.

Insgesamt sind die sechs Stücke sehr detailverliebt arrangiert. Es sind zunächst die Kontraste, die „Vobrazy“ auszeichnen. Denn ADLIGA spielen mit ihren stilistischen Eckpunkten: Heiseres Gekeife über melodische Gitarren, der tiefe, manchmal ins Extreme abrutschende Gesang von Kate Sidelova über reduzierten Riffs sind Bespiele dafür, dass ADLIGA derzeit noch ihr Feld abstecken. Auf diese Art und Weise, und auch dank der belarussischen, toll klingenden Sprache schaffen sie es auch, dass sie im Post Metal eher verschroben wirken und sich nicht von aktuellen Strömungen vereinnahmen lassen. Schade nur, dass die Gitarren auch trotz Mix und Mastering von Magnus Lindberg etwas dünn wirken, hier wäre mehr drin gewesen.

Ein paar Schwächen zum Trotz stellt „Vobrazy“ einen soliden Start für ADLIGA dar.

Die Songs auf „Vobrazy“ ähneln sich ziemlich, weil es ihnen an Definition mangelt. Und doch gibt es mit „Naščadkam“, bei dem Gastsänger Igor Kovalev mit dramatischer Gesangsperformance Akzente setzen kann, und dem vergleichsweise leisen „Paparać Kvietka“ (dt.: „Farnblume“) zwei Stücke, die etwas aus dem Rahmen fallen, und das tut dem vierzigminütigen Album sehr gut. Insgesamt ist ADLIGA mit „Vobrazy“ ein solider Start gelungen. Die fünf Belarussen haben mit diesem Album sich eine Basis erarbeitet, auf der sich gut aufbauen lässt. In Sachen Ästhetik sind sie allerdings schon ganz vorne dabei: Das Digifile ist sehr sorgsam gestaltet und beinhaltet neben einem schönen Artwork anstatt eines Booklets sechs Fotokarten zur Visualisierung der  Lyrics – eine einfache, aber originelle Methode. Wer also eine junge Band mit Potential sucht, schaut auf ADLIGAs Bandcamp-Seite vorbei.

Wertung: 3,5 von 6 Farnblumen

VÖ: 5. November 2021

Spielzeit: 40:59

Line-Up:
Ignai Pomazkov – Guitar
Uladzimir Burylau – Guitar & Vocals
Kate Sidelova – Vocals
Roman Patrashkevich – Bass
Artem Voronko – Drums

Label: Eigenproduktion

AGLIGA „Vobrazy“ Tracklist:

1. Apošni raz
2. Naščadkam
3. Zman
4. Žyvy (Official Video bei Youtube)
5. Paparać Kvietka
6. Bol na sercy

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