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PIANO INTERRUPTED: Two By Four [Re-Release]

So sonnig und kühl wie ein frühlingshafter Morgen: PIANO INTERRUPTED erforschen den Raum zwischen cineastischer Musik, Jazz und Ambient.

Langsam hat sich der Winter verabschiedet und der Frühling herangepirscht und nun erstrahlt alles in wundervollem Licht. Und die Menschen sind so gierig auf die Wärme, dass die Sonne schon im April ein bisschen zu viel wird. Da kommen PIANO INTERRUPTED gerade recht. Ihre Musik ist so schön wie der aufkommende Frühling, aber bleibt, wie Aprilnächte eben so sind, immer noch ein bisschen kühl. Damit wir keinen Hitzschlag kriegen. Das ist gekonnt und freilich beabsichtigt. Es zeigt, dass PIANO INTERRUPTED vielleicht noch frisch im Geschäft, die Musiker aber keine Neulinge sind und reichhaltige Kompositionserfahrung haben. Und mit Two By Four zeigen sie eine Rückschau ihrer ersten drei Jahre als Band.

Am Anfang war es nur das Klavier von Tom Hodge, der live von Animationen von Franz Kirmann begleitet wurde, mittlerweile sind PIANO INTERRUPTED live bis zu sechs Musiker, die es sich grob zwischen cineastischen Kompositionen, sanftem Jazz und Ambient bequem machen. Two By Four handelt nicht gerade chronologisch das bisherige Schaffen von PIANO INTERRUPTED ab, was dem Gesamteindruck von Two By Four zugute kommt – das Album ist vielschichtig, hat einen breitgefächerten Eindruck, driftet nie zu stark in eine Richtung ab. Besonders schön ist die Musik von PIANO INTERRUPTED, wenn sie nach ESBJÖRN SVENSSON TRIO klingt, wie Hédi und 7 Ages, wenn das Klavier scheinbar wie von selbst spielt, wenn es dazu unaufdringliche, aber anspruchsvolle Rhythmen zu hören gibt und alles noch ein klein wenig erweitert wird, durch geschickt eingestreute Samples oder Streicher.

Das grenzt manchmal an Kitsch, ist aber halb so schlimm. Two By Four überrascht mit wunderschönen Momenten, die durch die liebevolle Instrumentierung ausgezeichnet zur Geltung kommen. Mal klingen PIANO INTERRUPTED nach jazzig-elektronischen SIGUR RÓS, wie in Étude und Foug, verwenden dann wieder eher dezente Neoklassik. Nicht zuletzt gibt es orientalische Einflüsse bei PIANO INTERRUPTED – auch weil einige Stücke als Soundtrack für einen Dokumentarfilm über den tunesischen Frank Sinatra dienten – Hobi, Hédi und Bulbul sind elegant und verzaubern auf ganz besondere Art und Weise. Das wird bei Son Of Pi noch übertroffen, hier wird eine ähnliche Atmosphäre erreicht, wie es THE KILIMANJARO DARKJAZZ ENSEMBLE schaffen.

Allerdings haben PIANO INTERRUPTED auf ihrem Debütalbum mit einigen Schwachstellen zu kämpfen: Mal sind es die elektronischen Rhythmen, die zu dünn klingen, wie in You Don´t Love Me Yet. Dann driftet das Ensemble zu Occasional Blues und Nocturne in Richtung belangloser Lounge-Musik ab. Immerhin, Pianist Tom Hodge hat von wenigen Ausnahmen abgesehen das Zepter sicher in der Hand und leitet als Fixpunkt durch das Album. Eine knappe Stunde dauert Two By Four und wird durch drei Livetracks ergänzt, die zeigen, wie sicher PIANO INTERRUPTED die Improvisation beherrschen. Insgesamt ist dies ein schönes Debütalbum, es ist fern der Perfektion, kann aber immer wieder ein Lächeln auf das Gesicht zaubern. Two By Four mag kein Pflichtprogramm sein, ist aber eine sinnvolle Ergänzung für den luftleeren Raum zwischen den oben genannten Künstlern.

Veröffentlichungstermin: 26. April 2013

Spielzeit: 74:35 Min.

Line-Up:
Tom Hodge – Piano
Franz Kirmann – Laptop

Featuring:
Greg Hall – Cello
Eric Young – Percussion

Label: Denovali Records

Homepage: http://www.pianointerrupted.com/
Mehr im Netz: http://www.facebook.com/pianointerrupted

Tracklist:
1. You Don´t Love Me Yet
2. Hobi
3. Étude
4. Hédi
5. Son Of Pi
6. London Waltz
7. Foug
8. Son Of Foug
9. Occasional Blues
10. Nocturne
11. Bulbus
12. 7 Ages
13. Étude (Live at Um:Laut)
14. London Waltz (Live at Um:Laut)
15. Foug (Live at Um:Laut)

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