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NINJA DOLLS: Keine Zeit für Entspannung

Die Musik der NINJA DOLLS wurde zwar hörbar von Bands wie BLINK 182 und BAD RELIGION beeinflusst, klingt durch die geradlinigen Arrangements und den starken Gesang von Victoria Holden jedoch originell und, was das wichtigste ist, gut! Gitarrist Martin Bäck erzählt im Interview von der Gesundschrumpfung der Band, den Aufnahmen zum neuen Album und der schwedischen Musikwelt.

Das schwedische Punk-Quartett NINJA DOLLS schafft es auf ihrem neuen Album 1 2 3 Go! sowohl gereift, als auch unverbraucht zu klingen. Ihre Musik wurde zwar hörbar von Bands wie BLINK 182 und BAD RELIGION beeinflusst, klingt durch die geradlinigen Arrangements und den starken Gesang von Victoria Holden jedoch originell und, was das wichtigste ist, gut! Gitarrist Martin Bäck erzählt im Interview von der Gesundschrumpfung der Band, den Aufnahmen zum neuen Album und der schwedischen Musikwelt.

 

Lass uns mit der Zeit beginnen, als du noch nicht in der Band warst. Kanntest du die NINJA DOLLS schon, bevor du eingestiegen bist?

Ich sah sie drei- oder viermal live, bevor ich die Leute persönlich kennen lernte und wir Freunde wurden. Als sie einen zweiten Gitarristen brauchten, spielte ich ein paar Shows mit ihnen, nahm dann ein Album mit auf und habe die Band seitdem nicht mehr verlassen.

Letztes Jahr haben zwei andere Bandmitglieder die Band verlassen. War das ein Umbruch für die Band oder einfach ein fließender Übergang?

Nein, das war schon ein ziemlicher Umbruch für uns, denn es gab einige musikalische Differenzen. Jonas und Peter fuhren mehr auf Emo-Zeug und poppigere Sachen ab. Es war eine ziemliche Erleichterung, als es schließlich zum Split kam. Auch wenn es hart ist, wenn jemand die Band verlässt, war es gut, weiterzumachen und sich auf einen Gitarristen zu beschränken und einfach Punk-Musik zu spielen. Es war eine große Veränderung für uns, aber ich denke, sie war nötig, damit die Band weiterbestehen konnte.

Soweit ich weiß, habt ihr mit den Album-Aufnahmen im März 2009 angefangen. Und jetzt (Mitte Mai) seid ihr fertig und ich habe das Ergebnis bereits zu hören bekommen. Welche Tipps kannst du anderen Leuten geben, die ihr Album in so kurzer Zeit aufnehmen wollen?

Ich weiß nicht. Es war das erste Mal, dass wir etwas derart schnell aufgenommen haben. Eigentlich waren wir im Begriff eine EP aufzunehmen, vier Lieder im Februar. Dann rief mich Markus von Unconform Records an und fragte, ob wir Interesse hätten, ein ganzes Album zu machen und über sein Label zu veröffentlichen. Ich schrieb daraufhin in einer Woche vier neue Lieder, um genügend Stücke für das Album zu haben. Anschließend gingen wir auf Tour in Holland. Es war die erste Tour im Ausland in dieser Besetzung, mit nur einem Gitarristen und einem neuem Schlagzeuger. Wir waren ziemlich begeistert vom Sound und vom Feeling her. Direkt danach haben wir dann versucht, dass Album so aufzunehmen. Aber ich schätze das wichtigste ist es, so viele Auftritte wie möglichen zu spielen und natürlich viel zu proben. Wenn man in so kurzer Zeit etwas aufnimmt, kann man nicht auf jedes kleine Detail oder kleine Fehler achten, die man macht. Es gibt einem eine andere Form der Energie, mit der man an die Sache herangeht. Vermutlich ist man einfach lebendiger. Ich bin jedenfalls wirklich froh, dass wir die Aufnahmen so zügig im Kasten hatten und alles möglichst simpel machten.

Wie sind die Rollen innerhalb der Band verteilt? Wer macht was?

Was das Songwriting angeht, schreibe ich 100% der Sachen selber. Meistens stehen Anton und ich im Proberaum und probieren Ideen aus und schauen was dabei rauskommt. Die Texten schreiben Emma, Victoria und ich.

Wer fährt den Bandbus?

Anton fährt, wobei wir keinen Bus haben, nur einen kleinen Toyota Starlet – ein kleiner Wagen mit massig Equipment beladen. Wir sitzen darin immer dicht gedrängt, wenn wir zu Auftritten fahren. Wir sind eine arme Band unterwegs.

Bei Who`s Pretending habt ihr Händeklatschen aufgenommen. Wie schwierig war das?

Das war recht schwierig, denn wenn man es aufnimmt, klingt es nicht nach Händeklatschen, sondern eher wie zwei Holzstöcke, die man aneinanderhaut. Wir brauchten eine ganze Weile dafür und es war äußerst dämlich. Aber der Song ist letztlich gut geworden. Wobei wir so oder so damit zufrieden sein müssen.

Bandfoto
Gitarist Martin Bäck (links) über die 1 2 3 Go!-Aufnahmen: Wenn man in so kurzer Zeit etwas aufnimmt, kann man nicht auf jedes kleine Detail oder kleine Fehler achten, die man macht. Es gibt einem eine andere Form der Energie, mit der man an die Sache herangeht.

Die letzten beiden Songs sind nur auf der Erstauflage von 1 2 3 Go! enthalten. Wie habt ihr entschieden, welche Stücke nicht aufs reguläre Album kommen?

Valentine haben wir letzten Dezember in einem anderen Studio aufgenommen. Wir wollten den Song schon auf dem Album haben, fanden aber das er einen anderen Sound hat als der Rest. Clean Up The Mess dagegen ist nicht unbedingt typisch für uns. Er hat einen leichten Folk-Einschlag oder so etwas in der Richtung. Deshalb beschlossen wir, ihn als Bonustrack zu verwenden, da wir ihn trotzdem mögen.

Hättest du gerne mal eine NINJA DOLLS-Veröffentlichung auf Vinyl?

Ja, total. Wir reden seit einer ganzen Weile darüber. Es ist im wesentlichen eine Frage des Geldes, weil Vinyl teurer ist und wir nicht mehr als vielleicht 10 Euro verlangen wollen. Wir mögen es nicht, wenn CDs wie hier in Schweden 20 Euro kosten. Wir halten das für einen sehr hohen Preis. Wir bemühen uns, unsere Alben möglichst günstig anzubieten. Entsprechend würden wir für Vinyl wohl höchstens 10 Euro verlangen. Wir werden versuchen, das irgendwann einmal hinzubekommen.

Was machst du, wenn du dich entspannen willst?

Ich habe damit wirklich große Probleme. Denn wenn ich mich entspannen will, setzte ich mich meistens mit einem Bier und einer Akustikgitarre auf die Couch und früher oder später kommt mir dann eine Idee für ein neues Lied. Dann muss ich das unbedingt ausarbeiten und einen vollständigen Song daraus machen. Und schon bin ich wieder voll bei der Band. Ich sollte mir wohl mal ein Hobby neben der Musik zulegen, um mich zu entspannen. Aber da bin ich bislang nicht fündig geworden. Falls jemand Vorschläge hat, her damit.

Hör auf, Kaffee zu trinken!

Ja, vielleicht. Und diese Red Bull-Dosen tun mir nicht gut.

Kannst du mir drei gute Gründe nennen, sich zu betrinken?

Oh, das ist schwierig. Ich glaube, man sollte Leute nicht dazu ermuntern, sich zu betrinken. Wir haben auch ein bisschen befürchtet, dass die Leute die Single Valentine (Is Just A Reason To Get Drunk) so auffassen. Aber sollte klar sein, dass der Titel nicht so gemeint ist. Der Song handelt von einem schlechten Vater und einem schlechten Ehemann, für den der Valentinstag nichts als ein weiterer Grund ist, sich zu betrinken. Ich schätze, der Hauptgrund sich zu betrinken, ist um Spaß zu haben, wenn man damit umgehen kann und nicht zu viel trinkt. Mit Freunden zusammen trinken und Gitarre in einer Punkband spielen ist vermutlich das beste, was man machen kann. Das wäre ein zweiter Grund. Ein dritter will mir nicht einfallen.

Meine nächste Frage wäre: Kannst du mir drei gute Gründe nennen, nüchtern zu bleiben?

Der eigene Körper wird es einem sicherlich danken, wenn man abstinent bleibt. Man unterstützt dann auch nicht die ganzen großen Firmen, indem man ihre Produkte kauft und trinkt. Und einige Entscheidungen trifft man besser, wenn man nüchtern ist.

Wenn ich mir ältere Bandfotos von euch anschaue, stelle ich fest, dass du deine langen Haare abgeschnitten hast. Warum dieser Schritt?

Ich hatte sehr lange Zeit lange Haare. Ich hatte wirklich die Schnauze voll davon. Als Teenager war ich ein großer Metalhead. Dann entdeckte ich die RAMONES als ich 18 war. Und hier in Schweden mögen die meisten Metaller keinen Punk; ich weiß nicht, wie das in Deutschland ist. Die Punkmusiker sind wiederum in den meisten Fällen grottenschlecht. Aber sie haben einige wirklich gute Songs, finde ich. Und ich halte mich auch nicht für einen außerordentlich guten Musiker. Daher fühlte ich mich im Punkrock besser aufgehoben. Meine Haare abzuschneiden war da die richtige Entscheidung.

Bandfoto
NINJA DOLLS 2009: Martin Bäck, Victoria Holden, Anton Bäck, Emma Norling.

Habt ihr schon mal überlegt, nach Stockholm zu ziehen wegen dem Musikgeschäft oder der Szene dort?

Wir reden manchmal darüber. Ich habe auch schon eine Weile dort gelebt. Die Musikszene ist hier allerdings ein bisschen besser, finde ich. Zumindest kommen viele der besseren Bands hier in Schweden aus den Kleinstädten. Stockholm ist ein schwieriges Pflaster. Viele Bands bemühen sich dort um Auftritte. Die, die dort die großen Konzerte spielen, treten jedoch kaum außerhalb der Stadt auf. So wie das Musikgeschäft heutzutage aussieht, werden wir aus diesen Gründen sicherlich nicht nach Stockholm ziehen. Die Plattenfirma ist nicht mehr der größte Faktor und wir haben jetzt ein Label aus Frankfurt.

Verlierst du auf Tour an Gewicht oder nimmst du zu?

Das hängt davon ab, ob wir einen freien Tag haben oder einen Auftritt spielen. An den Tagen, wo wir Konzerte spielen, nehmen wir ab, und an freien Tagen nehmen wir zu. Am Ende bleibt es meistens aber so wie immer.

Wie einigt ihr euch, was auf dem Weg zum nächsten Auftritt im Autoradio gespielt wird?

Wir haben in Schweden furchtbar schlechte Radiosender. Da läuft sehr viel glatt produzierter, freundlicher amerikanischer Lärm und nicht viel Rockmusik. Entsprechend hören wir im Auto die meiste Zeit über Alben. Es gibt da eine Reihe von Bands, die wir alle mögen.

Welcher Gegenstand, abgesehen natürlich von deiner Gitarre, ist auf einer Tour am wichtigsten?

Das Klebeband.

Auf deiner MySpace-Seite steht, dass du ROXETTE magst und auf eurer Homepage steht als Lieblingskonzert u.a. GYLLENE TIDER in den 90ern. Was hältst du von der anstehenden ROXETTE-Reunion?

Dazu habe ich eigentlich keine richtige Meinung. Per Gessle ist mittlerweile ein großer Kapitalist. Ich habe da keine großen Hoffnungen. Ich finde, er hat tolle Sachen gemacht als er 18 oder so war. Aber jetzt schreibt er immer noch Songs als wäre er 18. Ich weiß nicht, ob man das machen sollte, wenn man 50 ist. Wenn es ihn jung hält, schön für ihn. Aber ich habe da keine Erwartungen. Aber in den 90ern mochte ich ihn sehr.

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