MYSTERIUM: Soulwards

Wer ein technisch einwandfreies melodisches Dark Metal-Album ohne penetrante Weinerlichkeit und mit vielen Ohrwurm-tauglichen Passagen sucht, wird hier fündig. Wirklich außergewöhnliches findet sich indes woanders.

Nach Erscheinen des Debütalbums von MYSTERIUM, „The Glowering Facades Of Night“, fragte ich mich, was diese Band bei Prophecy Productions zu suchen hatte, war sie doch meines Erachtens viel zu gewöhnlich, um dieses außergewöhnliche Label zu bereichern (weshalb man die Platte wahrscheinlich auch auf dem mittlerweile wohl eingestellten (?) Sublabel Sturmesflügel veröffentlicht hat). Meine Erwartungen an „Soulwards“, dem Nachfolger, waren also alles andere als hoch; umso überraschter bin ich nun, denn das Zweitwerk dieser deutschen Band ist alles andere als schlecht; zwar bewegt es sich immer noch in durch und durch konventionellen Düster Metal-Gefilden, kann dort aber Akzente setzen: bereits der engagierte Kracher „Within Tempted Moon“ geht direkt ins Blut, was sicherlich zu einem großen Teil Gastsänger Markus Baltes (AUTUMNBLAZE / SHIVERTRIP / ex-PARAGON OF BEAUTY) zu verdanken ist, der fünf der acht Stücke mit seinem immer wieder überwältigend guten Gesang veredelt und dabei durchaus eine tragende Rolle einnimmt, weshalb „Soulwards“ besonders auch für jene interessant sein dürfte, die Markus´ Stimme mal wieder in einem Metal-Kontext hören wollen.

Aber das ist es nicht alleine, was dieses Album so interessant macht – es sind vielmehr die auf den Punkt gespielten, messerscharfen Riffs, die (allerdings nicht immer) packenden Melodien, das ganze Ambiente eines modernen dunklen Metal-Albums, das man immer wieder mal hören kann, ohne dass es langweilig wird. Natürlich ist „Soulwards“ auch noch kein Überflieger oder gar ein Meisterwerk – dafür sind die wirklich bewegenden Momente noch zu rar gesät, die Keyboards stellenweise zu aufdringlich, die Texte zu nichtssagend (da sie trotz einer überdurchschnittlichen sprachlichen Gewandtheit die typischen Dark Metal-Klischees bedienen und dabei selbst vor bemüht nach altenglisch klingender Sprache nicht halt machen). Zudem wirkt es im Jahre 2003 einfach nur noch lächerlich, wenn Musiker sich hinter Pseudonymen verstecken, insbesondere im Falle des Drummers „Orpheus“, der sich gleich hinter einer großen Sagengestalt verstecken muss (obwohl er auf dem Album gar nicht zu hören ist, das besorgt Aushilfe O. Jungmann). Auch der weibliche Gesangseinsatz bei „theSe mirrored 1s“ lässt Fußnägel rollen – wenngleich das beim ersten Album noch schlimmer war.

„Soulwards“ macht also Spaß, nicht mehr. Wer ein technisch einwandfreies melodisches Dark Metal-Album ohne penetrante Weinerlichkeit und mit vielen Ohrwurm-tauglichen Passagen sucht, wird hier fündig. Wirklich außergewöhnliches findet sich indes woanders.

Spielzeit: 55:18 Min.

Line-Up:
Sagron – vocals, guitars

Gwydion – electronics

Ciikh – guitars

Ferrak – bass

Orpheus – drums

Produziert von Markus Stock
Label: Prophecy Productions
Email: mysterium-music@gmx.de

Tracklist:
1. Ambivalentika

2. Within Tempted Moon

3. Sirrah (Longing, Temptation & Sin)

4. Awaiting Thy Pentacle Aeon

5. theSe mirrored 1s

6. Dreams Unfold

7. Spiral Mystery

8. Sphereflight

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