CYBELE: Interactive Playground

Ein großartiges Album, das auf seine Art und Weise einzigartig ist. Und von wievielen Platten kann man sowas heutzutage noch behaupten?

Bislang völlig unbekannt war mir diese düstere Pop/Rock-Band aus Norwegen. Und so war ich gespannt, was mich da erwarten würde. Ganz verhalten fängt zunächst Unison, der Opener von Interactive Playground, mit ein paar simplen, unspektakulären Synthieachteln an, um plötzlich den Weg frei machen für eine ganze Reihe wunderschöner Hooklines der Sängerin Hilde Wahl, deren Melodien beinahe schon ein wenig an BJÖRK erinnern, wenngleich sie nicht so extravagant und mit so starkem Akzent singt wie die kleine Isländerin. In der Folge drängen sich aber auch Vergleiche mit HEATHER NOVA und der Sängerin von den CRANBERRIES auf. Vordergründig wirkt Hildes Stimme ein wenig unspektakulär, doch je mehr man sich auf Interactive Playground einläßt, umso mehr Tiefe und Gefühl gewinnen ihre Vocals. Gleiches läßt sich über die sie begleitenden Songs sagen: Auf den ersten Blick sind alle acht Lieder simpel gestrickte Popnummern, vielleicht mal hier und da mit ungewöhnlichen Harmonien verziert. Doch in Kombination mit der dunklen Grundstimmung beginnen auch sie, nach einer Weile zu zünden und den Blick freizugeben auf eine ganz eigene und durchaus vielschichtige Eigenwelt, die dann auch jeglichen Vergleich von CYBELE mit anderen Bands schwer macht.

Bei Lazy und Living Satellites kehren die drei Damen und ihr Basser ihre rockige Seite heraus, die aber auch wiederum dank schwermütiger Einfärbungen zu etwas besonderem wird. Mit Dreams ist zudem eine Ballade mit an Bord, die nach und nach den ganzen Körper mit Gänsehaut überzieht. Aus der Not, plötzlich ohne Drummer dazustehen, hat die Band eine Tugend gemacht und setzt nun streckenweise einen unaufdringlichen, passend programmierten Drumcomputer ein oder verzichtet schlichtweg ganz auf Schlagzeug und konzentriert sich lieber auf zarte Akustikgitarren, sphärige E-Gitarren und eben die voll hintergründigem Charme steckende Stimme von Hilde Wahl. In perfektionierter Form kann man dieses Rezept bei Nevereverland hören. Eigentlich könnte das auch ein harmloser Lagerfeuersong sein, doch gerade die kleinen Besonderheiten im Hintergrund sind es, die dieses Stück musikgewordener Sehnsucht zu etwas ganz besonderem macht. Klar, Freunde der gepflegten Bratgitarre werden CYBELE nichts abgewinnen können. Wer sich jedoch gerne ausführlich auf melancholische Rock/Pop-Musik einläßt, findet auf Interactive Playground wahrhaft viele Anstöße zum Träumen, Nachdenken und Mitfühlen. Ein großartiges Album, das auf seine Art und Weise einzigartig ist. Und von wievielen Platten kann man sowas heutzutage noch behaupten?

Spielzeit: 41:20 Min.

Line-Up:
Hilde Wahl – Gesang

Elisabeth Osteby – Gitarre, Synthies

Ingvild Tafjord – Gitarre

Ronny Sveen – Bass, Programming, Synthies, Backing vocals

Produziert von Ronny Sveen & CYBELE
Label: Voices Of Wonder

Homepage: http://cybele.musicpage.com

Email: cybelemusic@hotmail.com

Tracklist:
Unison

Living Satellites

Dreams

Lazy

Closer

Nevereverland

No Signature

Drowning

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