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CANDIRIA: What Doesn´t Kill You…

Was strotzt vor Abwechslung, Kreativität und Ideen, bleibt dennoch immer auf einer Linie? Das neue, begeisternde Album von CANDIRIA.

Zweifellos, für CANDIRIA sah es vor nicht allzu langer Zeit rabenschwarz aus. Der Titel ihres neuen Albums What Doesn´t Kill You…, er ist lange nicht so weit hergeholt wie man meinen könnte und auch der komplett zerstörte Wagen, der das Cover ziert hat mehr zu bedeuten als man zunächst vermutet. CANDIRIA waren am 9. September 2002 in einen schweren Verkehrsunfall verwickelt und sämtliche Bandmitglieder überlebten auf wundersame Art, selbst wenn es Monate gedauert hat, bis sie auch die Folgen des Unfalls überstanden hatten.

CANDIRIA, seit jeher eine Band, die mit ihrem hochklassigen Mix aus Metal, Rock, Jazz und Hip Hop für Kontroverse sorgten, verarbeiten mit diesem Album die schrecklichen Erlebnisse und der Hörer erlebt diese Band nun aus einer ganz anderen Perspektive. Und die gefällt mir persönlich ganz hervorragend. Denn CANDIRIA beschränken sich auf ihrem neuestem Werk nicht auf wilde Frickeleien, unbequeme Songstrukturen und nervenaufreibende Arrangements, auf What Doesn´t Kill You… hält etwas anderes Einzug in die Musik der Band aus Brooklyn: Songs. Richtige gute, anspruchsvolle Rocknummern gibt es auf diesem Album zu hören, mit allem was man braucht: Mit herrlichen Melodien, fantastischen Riffs, abwechlungsreichem Gesang, einer erstklassigen Rhythmuseinheit.

Ihren Background verleugnet die fünfköpfige Einheit allerdings zu keiner Sekunde, man hört sofort heraus, dass hier CANDIRIA am Werk sind, nicht nur wegen der Wahnsinnsstimme von Carley Coma. Den Jazzeinfluss werden CANDIRIA nie verleugnen können. Selbst in den melodischen und eingängigen Stücken wie The Nameless King oder Remove Yourself merkt man, wer da am Werk ist: Eine Band, die ihre Augen offen hält, sich nicht limitiert und perfekt an ihren Instrumenten jazzy Metal und Rock spielt. CANDIRIA eben. Ungewöhnlich ist auch „Down“, ein Song der TOOL ernsthaft Konkurrenz macht und mit orientalischen Elementen aufwartet. Diese Nummer schmeichelt sich beim Hörer derart ein und zündet von der ersten Sekunde an, nur damit man bei späteren Durchläufen merkt, was für ein erbarmungslos großer, komplexer und intelligenter Song es ist.

Ebenso begeistern kann die einzige Rap-Nummer des mittlerweile vierten Albums der New Yorker. Wenn ihr denkt, 9mm Solution ist der gleiche Müll den ihr täglich auf MTVIVA zu sehen bekommt, dann irrt ihr euch gewaltig. Erstens gibt es hier wiederum eine erstklassige Rhythmussektion zu hören, zweitens ist der eingesetzte Rap- und Raggagesang verdammt gut und ein sensibles Thema wird bei dem Song auch behandelt. Gäbe es ein ganzes Hip Hop-Album mit solchen hervorragenden Songs, ich würde es vergöttern, meine Abneigung gegen den Schrott der in den Charts zu finden ist hin oder her.

Zurück zu CANDIRIA, die haben es natürlich auch nicht verlernt schwerverdauliches abzuliefern, selbst wenn es auf diesem Werk eher die Ausnahme ist: 1000 Points of Light, das vertrackteste und typischste CANDIRIA-Stück, das wütende Vacant und das toll improvisierte Instrumental The Rutherford Experiment machen dem Hörer unmissverständlich klar, dass CANDIRIA ihre Vergangenheit nicht ad acta gelegt haben. CANDIRIA sind auf diesem Album trotz allem viel mehr Wölfe im Schafspelz, sie könnten mehr Gas geben, doch sie beziehen Lauerstellung. Die Band stellt aber auch fünf ganz normale Menschen dar, die mit einem traumatisierendem Erlebnis zu kämpfen haben und somit einen Seelenstriptease der besonderen Art abliefern.

What Doesn´t Kill You… ist für mich die Überraschung des Jahres. Das perfekt produzierte Album strotzt vor Abwechslung, Kreativität und Ideen, bleibt dennoch immer auf einer Linie. Tothören kann man sich an diesem Material rein gar nicht. Dieser mutigen Band muss man den unbedingten Willen zur Innovation attestieren und man muss sie, sofern man offenherzig ist einfach lieben. Ein wahnsinnig starkes Album!

Veröffentlichungstermin: 23. Mai 2005

Spielzeit: 46:56 Min.

Line-Up:
Carley Coma – Vocals

Eric Matthews – Guitar

John LaMacchia – Guitar

Michael Maclvor – Bass

Kenneth Schalk – Drums

Produziert von David Bendeth
Label: Earache Records

Homepage: http://www.candiriamusic.com

Tracklist:
1. Dead Bury the Dead

2. The Nameless King

3. Blood

4. Remove Yourself

5. 1000 Points of Light

6. Down

7. 9mm Solution

8. I Am

9. Vacant

10. The Rutherford Experiment

11. Mathematics (live – european bonus)

12. Improviational Jam (live – european bonus)

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