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SYSTEM DIVIDE: The Conscious Sedation

Brachialer Modern Metal mit variablem Sängergespann inklusive ABORTED-Fronter Sven De Caluwe. Insgesamt ordentlich, zumindest solange man keyboardresistent ist und sich am permanenten Triggergewitter nicht stört.

“The Conscious Sedation” ist ein Spiel der Gegensätze: Harsch trifft auf lieblich, Melodie auf Härte, Eingängigkeit auf Geknüppel und voreingenommene Erwartungshaltungen auf entgegen gereckte Stinkefinger. Wo nämlich das Vorhandensein von zwei Sängern unterschiedlichen Geschlechts, da auch schnell die Überzeugung, einen weiteren Trittbrettfahrer der populären wie ausgelutschten “Beauty and the beast”-Fraktion vor sich zu haben.

Obwohl die Rollenverteilung bei SYSTEM DIVIDE klar definiert ist – ABORTED-Frontmann Sven De Caluwe steuert die Screams bei, Kollegin Miri Milman den Klargesang – hat “The Conscious Sedation” nur wenig mit den romantischen Duetten aus dem Gothic beziehungsweise Melodic Death Metal gemeinsam. Zugegeben, ganz vorsichtig darf man schon einen Hybrid aus DEADLOCK und SOILWORK als Referenz anführen, doch insgesamt sind SYSTEM DIVIDE deutlich moderner und teils thrashiger ausgelegt. Addiert man also noch eine Prise DARKANE und SUBMISSION, sowie eine hin und wieder durchscheinende Metalcore-Affinität wie in “Echoes” und “(N)ether”, dann bekommt man eine ganz gute Vorstellung dessen, was man bei dieser neuen Band im METAL BLADE-Stall erwarten darf.

“The Conscious Sedation” ist enorm glatt poliert

Das größte Problem, das dem Sextett im Weg steht, ist die künstlich-sterile Produktion, die viel zu glatt klingt und der Musik die wichtige Dynamik raubt. Was bleibt, sind 47 Minuten hypermodernes Geprügel, welches über die komplette Laufzeit nur schwer am Stück zu ertragen ist. Dafür ist das technisch an sich versiert eingespielte Schlagzeug mit seinem permanenten Doublebass-Teppich und den Blastbeats schlicht zu penetrant.

Klammert man dieses Ärgernis aus, machen SYSTEM DIVIDE jedoch eine gute Figur. Insbesondere “Lethargy”, “Purity In Imperfection” und “Hollow” setzen sich mit markanten Momenten im Kopf fest, was nicht zuletzt an den gelungenen Refrains liegt, denen Miri Milman routiniert ihren Stempel aufzudrücken vermag. Überhaupt harmoniert das Frontgespann sehr gut miteinander, da Sven De Caluwe mit seinen rotzigen Vocals einen schmutzigen Gegenpol zu seiner Partnerin setzt.

SYSTEM DIVIDE brechen die Standardschemata nur selten auf

Dass das Duo gegenwärtig ihr volles Potenzial noch nicht ausspielen kann, liegt am derzeit noch zu schablonenartigen Songwriting. Der Aufbau der einzelnen Stücke bleibt stets vorhersehbar, das Standardschema aus Poprefrain und Krümelmonsterstrophe bricht die Band nur selten auf. Dennoch ist “The Conscious Sedation” ein noch ansprechendes Debütalbum, dessen Songs vielleicht nicht immer hundertprozentig zünden wollen, sich im Gegenzug jedoch kaum Schwächen erlauben – zumindest solange man keyboardresistent ist und sich am Triggergewitter nicht stört. Andernfalls wird aus den zahlreichen Gegensätzen nämlich eher ein gleichgeschaltetes Plastikinferno.

Veröffentlichungstermin: 10.09.2010

Spielzeit: 46:38 Min.

Line-Up:

Miri Milman – Vocals
Sven De Caluwe – Vocals
Cole Martinez – Guitars, Sounds
Michael Wilson – Guitars
Andrew Lenthe – Bass
Mike Heller – Drums

Produziert von Cole Martinez
Label: Metal Blade

SYSTEM DIVIDE “The Conscious Sedation” Tracklist

01. Vagaries Of Perception
02. An Intoxicating Affair
03. Echoes
04. The Apex Doctrine (Video bei YouTube)
05. Lethargy
06. (N)ether
07. Hollow (Video bei YouTube)
08. Purity In Imperfection
09. Repentiforget
10. The Conscious Sedation
11. Stagnant Progression

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