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ATROPHIA RED SUN: Twisted Logic

Nennt man sowas Cyber-Death? Klingt wie Flippern zu Metal.

Innovation haben sie dicke, die Polen von ATROPHIA RED SUN. Dass das nicht immer genügt beweist Twisted Logic ziemlich eindringlich. Twisted ist das Teil nämlich allemal, nur logisch eben nicht. Der Titel trifft den Nagel aber ziemlich auf den Kopf und beschreibt das, was ATROPHIA RED SUN hier machen auf seine schräge, abstruse Weise ziemlich gut.

Death Metal jenseits aller Normen. Und das nicht nur mit Mut zum Experimentieren, sondern als das personifizierte Experiment höchstpersönlich. Was die Fünf hier abliefern ist so durchgeknallt und chaotisch, dass man gar nicht merkt, dass das Album trotz allem gar nicht so virtuos und abgefahren ist, wie man zuerst denkt. Paradox nicht wahr?

Kräftige Gitarrenwände, druckvoll produziert und klinisch gemixt sorgen für eine kalte Industrial-Atmosphäre. Vocals in allen Tiefen und Höhen des Death Metal-Spektrums sorgen für die gehörige Portion Todesblei und wenn der Groove mal etwas in den Hintergrund rückt und die Vertracktheit etwas der Geradlinigkeit weicht, dann kann man auch schnörkellose Thrash-Parts ausmachen.
Klingt wie ein gelungenes All-Over Metal-Album, oder? Ist es auch, hat aber so sein Haken. Diese bestehen in der ständigen Präsens der Elektronik. Kein Lied kommt ohne lange, fast dauerhafte, verspielte Samples aus. Es piepst und summt, quietscht und brummt und, wenn man die Musik sehen könnte, dann würde es sicher auch ganz doll bunt blinken.

Der Opener Code Word (personal) Cold World beginnt mit kräftigen, groovenden Riffs und fast Blackmetal artigem Gekeife, der ein oder anderen melodiösen Gitarreneinlage und hat durchaus mehr als nur gute Ansätze. Allerdings verspielt man sich auf die Dauer dann doch zu sehr, markante Stellen findet man ebenso schnell, wie man sie wieder vergisst. Und im Hintergrund dudelt der Synthesizer fast unaufhörlich (immerhin ist ein Bandmitglied nach eigenen Angaben nur für das sogenannte Syntezatory zuständig). Das setzt sich fort. Lieder, wie das kraftvolle Abstract und das vielseitige Infected Tears, mit tiefen Growls, technischen Breaks und vielen Ideen werden durch die nervigen Flipper-Geräusche regelrecht verdorben. Was manchmal durchaus zur Musik passt, drängt sich viel zu penetrant auf und dominiert die Lieder. Der furchtbare cleane Gesang, der zum Beispiel in Inspiration zum Einsatz kommt (und sich zum Glück auf kurze Satzteile beschränkt) setzt dem Ganzen nur die Krone auf, denn er klingt, wie Chris Barnes beim Imitieren einer zärtlichen Frauenstimme, oder – schlimmer – wie Daniel Küblböck, dem jemand auf den kleine Zeh tritt.

Letzten Endes ist Twisted Logic unbestreitbar voller Ideen, reich an Facetten, unerklärlich komplex und wirklich unverbraucht. Leider reicht das nicht, um das Album für mich dauerhaft interessant zu machen. Man entdeckt zu viel auf dem (fast einstündigen) Album, als dass man ihm mit dieser Rezension gerecht werden könnte, aber dennoch kommt man sich vor, wie ein Blinder beim Flippern. Könnte man nur das Spiel verfolgen und müsste man nur die schrecklichen Geräusche nicht ertragen, dann würde man Twisted Logic vielleicht lieben. Wer weiß. Für mich bleibt die Scheibe einfach nur… diffus.

Veröffentlichungstermin: 2003

Spielzeit: 54:33 Min.

Line-Up:
Rafat Kastory – gitara

Grzegorz Feliks – bas

Mitosz Likowski – bebny

Covan – charkot & jek

VX The mind ripper – syntezatory

Produziert von ?
Label: Adipocere Records

Homepage: http://www.ars.metal.pl

Email: covan@o2.pl

Tracklist:
1. Code Word (personal) Cold World

2. Abstract

3. Infected Tears

4. Inspiration

5. Nameless Rot

6. Sins Of Nations

7. Sugar Cube

8. Twisted Logic

9. Structure Of Emptiness

10. Into (My) Xication

11. Acid Sideeffect: Lost In Darkness

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