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JOE LYNN TURNER ist Jurymitglied beim russischen Intervision Song Contest 2025

Auch in Russland erfreut sich der Eurovision Song Contest großer Beliebtheit. Doch bei den letzten vier Ausgaben der schrillbunten Musikshow war das flächenmäßig größte Land der Erde nicht dabei – aus Gründen. Jetzt veranstaltet Mütterchen Russland seinen eigenen ESC: Auf direkte Anweisung von Präsident und Alleinherrscher Wladimir Putin startet am Samstag, 20. September 2025 (19.30 Uhr MESZ), in Moskau der Intervision Song Contest (ISC). Mit von der Party sind die einschlägigen kremltreuen Länder – und ein Veteran aus der internationalen Hard’n’Heavy Szene …

Auch in Russland erfreut sich der Eurovision Song Contest großer Beliebtheit. Doch bei den letzten vier Ausgaben der schrillbunten Musikshow war das flächenmäßig größte Land der Erde nicht dabei – aus Gründen. Jetzt veranstaltet Mütterchen Russland seinen eigenen ESC: Auf direkte Anweisung von Präsident und Alleinherrscher Wladimir Putin startet am Samstag, 20. September 2025 (19.30 Uhr MESZ), in Moskau der Intervision Song Contest (ISC). Mit von der Party sind die einschlägigen kremltreuen Länder – und ein Veteran aus der internationalen Hard’n’Heavy Szene …

Neu ist die Idee nicht: Schon in den Jahren 1965 bis 1968 und noch einmal von 1977 bis 1980 fand der Intervision Song Contest in der Tschechoslowakei und in Polen statt – mitten im Kalten Krieg als initiiertes Ostblock-Pendant zum westlichen Grand Prix Eurovision de la Chanson. Nun wird das Sowjet-Relikt aus der Mottenkiste gezerrt. Die Neuauflage ist der Versuch, dem russischen oder auch post-/neo-sowjetischen Volk eine eigene Glitter’n’Glämmer-Schlagerveranstaltung zu gönnen. Denn der Eurovision Song Contest (ESC) erfreute sich auch in Russland stets großer Beliebtheit. Zuletzt hatte 2008 der putintreue Sänger Dima Bilan mit der von Timbaland produzierten Ballade „Believe“ den Wettbewerb für Russland gewonnen. 2009 fand der ESC in Moskau statt. Doch dann wurde Russland wegen seines Angriffskriegs gegen die Ukraine von dem internationalen musikalischen Gipfeltreffen ausgeschlossen. Nach vier ESCs ohne Russia soll es nun ein eigener Wettbewerb richten. Motto: „Top artists. One stage. One world.“

Eine Jury kürt den Sieger des Intervision Song Contest 2025, nicht das Publikum

20 Gruppen sollen am Samstag, 20. September 2025, in der 11.000 Menschen fassenden Moskauer Live Arena auftreten. Neben ESC-Veteran Bilan, der als offizieller Botschafter des ISC 2025 auftritt, ist der linientreue russische Sänger Jaroslaw Dronow Zugpferd der Propaganda-Veranstaltung. Dronow alias Shaman lieferte mit dem ultranationalistischen Hit „Ja Russki“ („Ich bin Russe“) den Soundtrack zum Angriffskrieg gegen die Ukraine.

Teilnehmen sollen beim Anti-ESC laut der offiziellen Internetseite neben Veranstalter Russland unter anderem die Länder Belarus, Kasachstan, Kirgisistan, Tadschikistan, Usbekistan, China, Indien, Kenia, Saudi-Arabien, Südafrika, Ägypten, Äthiopien, Venezuela, Vietnam, Kolumbien und Kuba. Das einzige Land, das sowohl beim ESC als auch beim ISC vertreten ist, ist Serbien. Wie offiziell die Auftritte der Musiker für ihre jeweiligen Länder sind, bleibt unklar. Auch wird es beim ISC keine Publikumsbeteiligung geben – der Gewinner wird von einer Jury bestimmt. Dreieinhalb Stunden soll die TV-Sause gehen. Und die scheint mit so heißer Nadel gestrickt zu sein, dass die Veranstalter bis zuletzt auf Social Media eifrig Teilnehmerinnen und Teilnehmer nachreichen …

Der Intervision Song Contest 2025 soll keine „Freakshow“ sein

Vor allem aber wird die Kreml-Konkurrenzveranstaltung eine saubere Sache – good clean family entertainment you can trust! Auf der Pressekonferenz betonte der russische Außenminister Sergei Lawrow, dass der Wettbewerb allen Ländern die Chance biete, „ohne jede Zensur“ ihre besten musikalischen Traditionen zu präsentieren. Denn darum ginge es beim ISC: um die Bewahrung von Traditionen – kulturelle, religiöse, spirituelle und ethische. „Ich garantiere, dass es dort keine Perversionen und Verhöhnungen der menschlichen Natur geben wird“, so Lawrow. Und weiter: „Wir bestreiten nicht das Recht der Jury und der Zuschauer, beim ESC für einen bärtigen Mann im Frauenkleid oder anderen Modifikationen seines Organismus zu stimmen“, nur beim IOC laufe das eben anders. Die belarussische Teilnehmerin Nastia Krawtschenko freute sich, dass die IOC-Veranstalter keine „Freakshow“ zulassen würden. Sie sei sich ganz sicher, dass es so etwas wie Männer in hohen Schuhen beim ISC nicht geben werde.

Damit sind dann sowohl KISS wie auch ALICE COOPER, THE SWEET, MÅNESKIN und viele andere leider raus. Einer, der die strengen heteronormativen Anforderungen der Veranstalter indes erfüllt (trotz Make-Up und schwarz lackierten Fingernägeln), ist JOE LYNN TURNER: Der US-amerikanische Hardrocker sitzt in der Jury des ISC 2025.

Turner wurde bekannt als Sänger der britischen Hardrockband RAINBOW. Er sang auf den Studioalben „Difficult to Cure“ (1981), „Straight Between the Eyes“ (1982) and „Bent Out of Shape“ (1983). Ende des Jahrzehnts heuerte er bei YNGWIE MALMSTEEN an und war auf dem Album „Odyssey“ (1988) sowie der anschließenden Liveplatte „Trial by Fire: Live in Leningrad“ (1989) zu hören. Von 1989 bis 1992 half Turner für ein Album („Slaves and Masters“, 1990) und eine Welttournee bei DEEP PURPLE aus, bevor er eine wenig beachtete Solokarriere startete. Zuletzt machte der Hardrock-Sänger in der Fachpresse Schlagzeilen, als er offenbarte, viele Jahre mit einer Perücke aufgetreten zu sein.

Der 74-Jährige ist mit der Belarussin Maya Kozyreva verheiratet, einer Anwältin aus Minsk. Radio Free Europe RadioLiberty zufolge bekräftigte der Sänger bereits im August 2015 seine Unterstützung für Putin. Auf einer Pressekonferenz auf der von Russland annektierten Krim, wo er im Sommer 2015 drei Konzerte gab, erzählte Turner laut RFERL, dass er eine Anstecknadel mit dem Bildnis Putins trage. Er wird zitiert mit den Worten: „Ich habe allen Staatschefs der Welt zugehört. Der einzige, der die Wahrheit sagt, ist Putin.“