TRIO: The Best Of (DVD)

Juhuu, die TRIO-DVD ist dadada!! Leider eher eine Sparversion.

Es gibt genau drei Bands auf diesem Planeten, von denen ich mir eine Reunion wünsche. Das wären zum einen die BEATLES, zum anderen QUEEN. Da aber beide Bands – bedingt durch Todesfälle – sich niemals mehr in Originalbesetzung zusammen finden können, bleibt eine Band aus Niedersachsen (genauergesagt: Großenkneten) meine einzige, berechtigte (??) Hoffnung. Die Rede ist von Sänger Stephan Remmler, Gitarrist Gert „Kralle“ Krawinkel und Schlagzeuger Peter Behrens, mittlerweile alle 56 Jahre alt und Anfang der 80er Jahre als TRIO nicht nur nationalem, sondern auch zu weltweitem Ruhm gelangt. TRIO aber lediglich auf ihren, im April 1982 veröffentlichten Welthit „Da da da ich lieb dich nicht du liebst mich nicht aha aha aha“ (Platz 2 in den deutschen Charts, vergoldet in Deutschland, Belgien und Mexiko, Platin in Brasilien und Doppel-Platin in Kanada. Veröffentlicht in 30 Ländern und allein in Europa 3(!) Millionen mal verkauft) zu reduzieren, wäre unfair und auch ungerecht, denn TRIO hatten viele großartige Songs. Ein wirklich großartiges Image mit einer strengen Rollenverteilung und waren – im Gegensatz zu vielen anderen Bands der „Neue Deutsche Welle“-Ära (die Band selbst bezeichnete ihren Stil als Neue Deutsche Fröhlichkeit) alles andere als „One Hit-Wonder“. Remmler und Krawinkel spielten seit Mitte/Ende der 60er zusammen in diversen Bands, mit der man aber nicht mehr als regionale bzw. lokale Erfolge verbuchen konnte. Es sollte bis zum Jahre 1980 dauern, bis man Ernst machte. Von mehreren Bewerbern auf die „Suchen Schlagzeuger“-Anzeige blieb letztendlich der Ex-Clown Peter Behrens übrig. Auf einen Bassisten verzichtete die Band ganz, was dem Sound des Trios einen gewissen Reiz gab. Am 20. Dezember 1980 gaben sie ihr erstes Konzert als TRIO in ihrer Stammkneipe, weitere Konzerte folgten und recht bald war man mehr als nur ein Geheimtipp, was sicherlich damit zu tun hatte, daß Klaus Voormann (u.a. John Lennon, George Harrison, Westernhagen, Joachim Witt) nicht nur auf die Band aufmerksam wurde, sondern auch das erste, im Oktober 1981 veröffentlichte Album „Trio“ produzierte. Die Band wollte „diese Selbstwichtigkeit des Rock’n’Roll nicht mitmachen“ (Remmler) und reduzierte Sound und Songs auf das Wesentliche. TRIO-Songs waren der pure Minimalismus. Man verzichtete auf eine aufwändige Produktion und ausgeklügelte Arrangements. Kralle spielte seine Fender über einen kleinen Verstärker und verzichtete fast komplett auf Soli, Standschlagzeuger Peter spielte auf seinem Drumset, das lediglich aus Hi-Hat, Snare und Bass-Drum bestand, nur das Nötigste und Stephan Remmler sang seine deutsch-englischen Texte teilweise über ein Kehlkopfmikro und bediente Casio-Synthesizer und Spielzeug-Gitarre. Auf „Trio“ (erschienen 1981 und lediglich mit einem 16-Spur-Rekorder aufgenommen) gibt es nicht ein schwaches Stück. “Ja Ja Ja“, “Kummer“, ”Broken Hearts For You And Me”, “Nasty”, ”Energie”, “Los Paul”, ”Sabine Sabine Sabine” oder “Nur Ein Traum“ sind Klassiker der deutschen (Rock)Musikgeschichte, die JEDER kennen MUSS (Nein, ich lasse hier keine Entschuldigungen oder Ausreden gelten). Doch auch was die Live-Performance betraf, konnte man TRIO in keine passende Schublade stecken. Oder sind euch Bands bekannt, wo sich der Schlagzeuger und der Sänger während des Solos des Gitarristen ein Tischtennisduell liefern? Oder kennt Ihr viele Drummer, die während ihres Spiels einen Apfel verputzen? Ich nicht. TRIO waren einfallsreich und originell. Kein Auftritt (viele davon in der „ZDF-Hitparade“) glich dem anderen, obwohl die Band in viel zu großem Anzug, geschmackloser Brille (Remmler), Trainingsjacke und Strickmütze (Kralle), roten Hosenträgern, weißem Anzug und lustiger Locke (Behrens) sofort als TRIO identifizierbar war. Die Band war nach dem Erfolg schlau genug (schließlich waren die Herren Remmler und Krawinkel Lehrer), ihr Konzept nicht völlig zu überreißen. Wie hätte sie auf dem zweiten Album auch noch minimalistischer klingen können? Mehr (bzw. in diesem Falle weniger) ging einfach nicht. Es folgten die Singles Anna – Laß mich rein laß mich raus“ und im Mai 1983 die Single „Bum Bum“ (deren Cover die beiden Riesentitten der Hamburger Prostituierten Domenica ziert), die beide nicht auf dem später im Jahre 1983 veröffentlichten langerwarteten Nachfolger des ersten Albums zu hören waren (zumindest nicht auf der ersten Auflage der Scheibe). Auf „Bye Bye“, so der Titel des Albums erinnerten lediglich Songs wie „Drei Mann im Doppelbett“, „Tutti Frutti“ oder „Ich lieb den Rock´n´Roll“ an das Debut. Songs wie „Tooralooralooraloo – Is It Old & Is It New“ (meinten TRIO diesen Song ernst oder war das nur eine perfekte Weihnachtsschnulzen-Verarsche), “Immer noch einmal”, “Wake Up“ (geschrieben von John Lennon-Witwe Yoko Ono), „Herz ist Trumpf (Dann rufst du an…)“, „Girl Girl Girl“ oder das instrumentale “W.W.W.“ kann man nicht wirklich als minimalistisch bezeichnen, kamen hier doch Bass, Hammond-Orgel, Streichinstrumente, Chöre und zahlreiche Gastmusiker zum Zuge. Im selben Jahr ging der Dreier dann auch auf zwar kurze, aber dafür umjubelte Tournee durch die USA und Kanada. Danach wurde es recht bald recht still um TRIO. Die drei Herren nahmen Urlaub von der Band bzw. voneinander und gingen Solo-Aktivitäten, Studioarbeiten und Filmangeboten nach. Im Jahre 1985 erschien schließlich das letzte Studio-Album und man muß der Band auch heute noch Mut bescheinigen, daß sie so ein untypisches Album wie „What’s The Password“ veröffentlichte. Doch so untypisch das Album, sein Sound und seine Songs auch waren, so untypisch war auch, daß Drummer Peter (obwohl er auf dem Cover zu sehen ist) an den kompletten Aufnahmen nicht beteiligt war, sondern von Curt Cress (u.a. BAP, Scorpions, Freddie Mercury, Udo Lindenberg, Saga, Spliff und Nina Hagen) ersetzt wurde. Auch musikalisch und textlich beschritt das Trio bzw. das Duo Remmler/Krawinkel neue Wege. Neben einer erstklassigen Ballade namens „My Sweet Angel“, dem stilistisch ähnlichen und qualitativ nicht viel schlechteren But I Do Anyhow, der Neufassung von „Energi“ (im dezenten Reggae-Kleid) gab es (und es war 1985 bestimmt einer der ersten Songs zu diesem Thema) mit „AIDS, die Zeit der Liebe ist vorbei“ auch einen Song mit einem ernsten Hintergrund, was auch für die eher kritischen Songs “KunstherzSchröder” (über Organ- bzw. Herzverpflanzung) und „Krach Bum Bäng Zack Rüstung“ (zum damals brisanten Thema „Wettrüstung“). Mit „Ready For You” ist eigentlich nur ein Song auf der Scheibe, der noch am ehesten an die Songs des Erstlings erinnert, was deshalb nich verwundert, weil es sich um eine (allerdings sehr gründliche) Überarbeitung des leider nie veröffentlichten Liedes Oder doch – wird so schlimm nicht sein handelt. Sehr interessant ist auch das experimentelle Instrumental Wahnsinn V2. Leider floppte dieses ambitionierte Werk und schaffte nicht mal den Einzug in die Charts. Wohl nicht nur deshalb kriselte es immer mehr im Bandgefüge. Es gab eine „organische Auseinanderentwicklung, aber wir wollten ein halbes Jahr Pause machen und uns dann wiedertreffen, aber das Treffen fand nie statt“ (Remmler). Es kam, wie es kommen mußte : TRIO löste sich 1985 in aller Stille auf. Warum ich euch das alles erzähle? Weil jetzt endlich (nach unzähligen, meist halbgaren und semioffiziellen Best of-CDs) die erste TRIO-DVD vorliegt. Auf dieser sind alle Videos der Band zu sehen, wobei man an die Machart von Clips wie “DaDaDa“, “Anna“, “Bum Bum“, “Turaluraluralu“ (sind alle auch in einer englischen Fassung zu sehen/hören), “Tutti Frutti“, “Wake Up“, “Girl Girl Girl“, “Herz Ist Trumpf“, “Turaluraluralu“, “Drei Gegen Drei“ oder “Ready For You“ keine hohen Ansprüche stellen sollte, denn von Anfang bis Mitte der 80er war das Thema „Videoclip“ noch kein besonders wichtiges für Bands/Labels. Ich möchte mal sagen, daß die Qualität der schauspielerischen Leistungen aller Beteiligten in etwa mit der von Helge Schneider und Co. in „Texas“ zu vergleichen ist. Leider kommt die DVD ohne nennenswertes Bonusmaterial in die Läden. Daß man zwischen „PCM Stereo“ und „5.1 Dolby Digital“ wählen kann, ist eher unspektakulär und selbst die als „Bonus Lieder“ angespriesenen „Ich Lieb Den Rock`N Roll“ und „WWW“ sind mehr als mau, enthalten sie doch mit Musik unterlegte bewegte (und bekannte) Bilder aus vergangenen Tagen. Dazu noch ein paar Bilder aus Großenkneten, eine Bandhistorie in Wort ohne Bild und eine Diskografie. So spannend wie Farbe beim Trocknen zuzuschauen. Ansonsten hat die DVD leider nicht viel zu bieten. Wie gerne hätte ich nochmal die alten „Hitparade“-Auftritte gesehen? Wie interessant wären alte und neue Interviews gewesen? Wie gut hätte man sich ein Bild machen können, wenn man ein paar alte Konzertmitschnitte auf die DVD gepackt hätte. Nee, da wurde leider etwas fahrlässig mit einer Riesenmöglichkeit umgegangen. Wieso veröffentlicht man nicht (wie es EXTRABREIT machen werden) ein fettes Rundum-Sorglos-Paket und packt den (zwar sauschlechten) Film „Drei gegen Drei“ nicht mit auf die DVD?

04.08.2003

ca. 60 Min.

Stephan Remmler

Gert Krawinkel

Peter Behrens

Universal Music

http://www.stephan-remmler.de

01. Da Da Da

02. Anna -Lassmichreinlassmichraus

03. Bum Bum

04. Tutti Frutti

05. Wake Up

06. Girl Girl Girl

07. Herz Ist Trumpf

08. Turaluraluralu

09. Drei Gegen Drei

10. Ready For You

11. Da Da Da – I Don´t Love You

12. Anna -Letmeinletmeout

13. Tooralooralooraloo

14. Boom Boom

Bonus Tracks :

15. Ich Lieb´Den Rock´n´Roll (unveröfftl. Version)

16. W.W.W. (unveröfftl. Version)

Außerdem:

Biographie, vollständige Diskographie, Infos und Bilder von Großenkneten (wo alles begann)

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