LARS OPPERMANN: Das Hiob-Experiment [Roman]

Eine haarsträubende, zur puren Promo verkommene Mischung aus Sex, Drugs und Rock and Roll.

Wie weit Promo gehen hat, das beweist LARS OPPERMANN, Gitarrist der Bands DAN HIOB und SUPERSTARFUCKERS recht eindrucksvoll. Sein Roman Das Hiob Experiment ist eine Mischung aus Bandbiografie und Psychothriller, allerdings nicht von einem Kaliber a la Kill Your Friends. Im Gegenteil, es wirkt so, als hätte OPPERMANN The Dirt während einem Karrieretief verschlungen und so einen Plan entworfen, wie man bei der Labelsuche etwas nachhelfen kann. Herausgekommen ist dabei die sicherlich recht fiktionelle Geschichte von Bandleader Dan und einer etwas harten Zeit in seinem Leben.

Teil eins des Romans, der im Jahr 2003 spielt, beginnt auf dem TAUBERTAL FESTIVAL, auf dem Dan mit den SUPERSTARFUCKERS als Headliner der Zeltbühne auftreten darf und ein Cover nach dem anderen zockt. Im Vorfeld wird mit vulgären Details herum geworfen, vom Pinkeln aus dem dem Fenster während der Fahrt bis hin zu Gruppensex mit Osteuropäerinnnen wird hier viel getan um dem ewigen und ermüdendem Klischee von testosterongesteuertem Rock gerecht zu werden, immer schön proletarisch und chauvinistisch. Die Handlung beginnt allerdings erst, als es sich um das Leben abseits der Band dreht. Dan ist neben seinem Kunststudium in einer Videothek tätig und hat dort mit dem perversen Chef Walter zu kämpfen, der illegale Pornos für kranke Auftraggeber dreht. Eines Tages bekommt Walter nächtlichen Besuch von einem unbekannten und hinterlässt unmissverständliche Botschaften. Als dieser sein Verhalten nicht ändert, wird er eines Abends gefoltert und halbtot wieder aufgefunden.

Die Handlung von Das Hiob Experiment ist in erster Linie – glaube ja dem Klappentext nicht – ein Thriller, in dem es um die Rache an einem ziemlich widerlichem Typen geht. Doppelmoral extravaganza, der auf den Leser recht unsympathisch wirkende Held der Band darf hingegen mit jeder Frau machen was er will. Da er Rocksänger ist, hat er einen Freifahrtschein. Die Kapitel, die mit Aufnahmen, Konzerten und Drogeneskapaden zu tun haben dienen nur als Alibi und bringen die Handlung nur selten weiter. Stattdessen endet der erste Teil des Buchs recht abrupt in einer Irrenanstalt, kurz nachdem das Buch etwas an Fahrt gewinnt und sich zu bessern scheint. Die bleibenden Fragen werden in den folgenden Kapiteln gelöst, in denen Dans Bekannte Judith das Wort bekommt. Dieser Teil verärgert besonders, da das drastische Vokabular OPPERMANNs im Mund der kalten Judith ziemlich deplatziert wirkt, so als hätte er sich gar nicht in die weibliche Person hineindenken wollen.

Generell gibt es erzählerische Schwächen. Zwar liest sich das Buch recht flüssig und schnell, aber man hat permanent das Gefühl ein ausschweifendes Promoschreiben zu lesen, große Romanciers machen das deutlich anders. Und selbst extreme, provokante Literatur kann man liebevoller und mit mehr Stil schreiben, da muss man nicht zu Bret Easton Ellis greifen, um sich darüber klar zu werden. Die Rock and Roll-Saga einer noch unbekannten Band wurde hier nicht geschrieben, auch wenn der Buchrücken das suggeriert, ein klarer Fall von Themaverfehlung. Andererseits kämen außer Dan und Gitarrist Freeze auch mal andere Bandmitglieder vor, nicht nur als gesichtslose, unwichtige Statisten. Viel mehr ist das ein mit einigen Logikschwächen kämpfender, teilweise haarsträubender Thriller, in dem auch nicht der Witz rübergebracht wird, den man verspricht. Kurz und knapp, LARS OPPERMANN hat einen enttäuschenden Roman zu verantworten, der eigens zu Promozwecken geschrieben wurde und dadurch gleich mehrfach einen fahlen Nachgeschmack hinterlässt. Musst du wirklich nicht gelesen haben.

224 Seiten

Veröffentlichungstermin: 30. Oktober 2009
Label: Mauritz & Grewe

Homepage: http://www.danhiob.de

MySpace: http://www.myspace.com/danhiobexperiment

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