STEVE HACKETT: Nürnberg, KarstadtKulturCafé, 5. Oktober 2006

Ex-GENESIS-Gitarrero Steve Hackett mal wieder auf Gastspielreise durch Deutschland. Der gnadiator hat sich die show in Nürnberg angeguckt …

Wer teilt, das lehrt uns schon die Bibel, hat mehr vom Leben. Zwei Blöcke hat STEVE HACKETT für sein Nürnberg-Gastspiel vorbereitet: Zum Einstieg steigt er solo mit seiner akustischen Gitarre auf die Bühne, nach der Pause geht es munter im Trio zusammen mit Bruder John an der Flöte und Langzeit-Weggefährte Roger King an den Keyboards weiter.

So weit, so gut. Hier wie dort bringt Hackett das Holz zum Leben und Atmen. Kein Witz: Der Sound an diesem Abend im voll besetzten KarstadtKulturCafé ist selten luftig, organisch und warm. Wo andere sinnlos über das Griffbrett schraddeln, wird bei Mr. Hackett dezent gezaubert — in lupenreiner CD-Qualität.

Ob mit jazzigem oder bluesigem Unterton, klassisch angehaucht oder mit Blick auf seine ProgRock-Wurzeln, ob es sich um die Bearbeitung fremder Stücke, um eigene Lieder von seinen unzähligen Soloalben oder Reminiszenzen an seine Zeit bei der Art Rock-Legende GENESIS (für die Chronisten: Hackett zitiert unter anderem die Bandklassiker Firth Of Fifth, Supper´s Ready, After The Ordeal, Horizons, Broadway Melody Of 1974 und Hairless Heart) handelt – alles kommt geschmeidig wie aus einem Guss. Alte Schule halt. Die Pilze waren andere in jenen Tagen, witzelt der Mittfünfziger, der hemdsärmlig dasitzt und das gesetzte Publikum locker flockig wie eine Rockcrowd anspricht (thank you, guys!).

Die nie zu langen Kabinettstückchen offenbaren Hackett als Meister aller Klassen, der stilsicher die Genres wechselt, sein Spiel ständig variiert und behände mit Stimmungen und Gefühlslagen jongliert. Raffinierte kleine Biester, die da vom Stapel gelassen werden und vor Einfallsreichtum nur so strotzen. Großartig, gar keine Frage – allerdings darf man auch einräumen, dass die Konkurrenz auf diesem Gebiet groß ist. Und der Grat zwischen Stilvielfalt auf der einen und dem Tanz auf allen Hochzeiten auf der anderen Seite ein schmaler bleibt – auch bei STEVE HACKETT.

Für den Abend in Nürnberg sticht diese Einschränkung gottlob nicht. Live bei Karstadt gibt es einen kurzweiligen Best Of-Trip quer durch das umfangreiche Schaffenswerk des Briten, das kaum einen Fanwunsch übrig lässt. Da stört selbst die konsequente Abwesenheit von Gesang nicht weiter: Auch rein instrumental gerät Hacketts Werkschau keine Sekunde langweilig.

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