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STATUS QUO – Sommerfestival der AUTOSTADT Wolfsburg – 29. Juni 2024

Wenn die Kindheits/Jugendgötter rufen! STATUS QUO haben im Rahmen ihrer QUO24-Tour dafür gesorgt, dass für mich keine Show möglich war. Ob dies der Grund war, dass das Team der AUTOSTADT die Band für ihr Sommerfestival gebucht hat? Der Info- und Freizeitpark von VW in Wolfsburg bietet auch dieses Jahr vom 21. Juni bis 4. August neben seinen Ausstellungen und sommerlichem Flair ein buntes musikalisches Programm für verschiedenste Alters- bzw. Genregruppen.

So spielten und spielen auf der großen Lagunenbühne Bands und MusikerInnen wie SILBERMOND, JULI, KATIE MELUA, JAMES BLUNT oder SCOOTER, aber auch Rockhelden wie am 13. Juli ZZ TOP oder eben gerade STATUS QUO. Auf der kleineren Porsche-Bühne für bis zu 1500 Gästen geht es entspannter zu, hier spielt unter anderem AL DI MEOLA mit seinem Akustiktrio. Mehr Infos zu den Konzerten gibt es auf der Homepage des Sommerfestival.

STATUS QUO rocken das Sommerfestival der AUTOSTADT

Die Veranstaltung ist mit 9000 Besuchern ausverkauft, neben mitgereiften QUO-Fans scheinen auch einige gekommen zu sein, weil sie gern und öfter in der AUTOSTADT sind. Auch klasse: es gibt einen inneren Kreis für gut 1000 Leute. Ist der gefüllt kommt keiner mehr rein, wer kurz rausgeht bekommt ein Bändchen und darf wieder rein. So haben die echten Fans den Platz vor der Bühne für sich und werden nicht aufgrund Gedränge am Feiern gehindert. Dass hier eh alles etwas anders läuft, das merkt man schnell. Wo man bei den üblichen Hard `n´ Heavy-Veranstaltungen ja immer mal mit Durcheinander rechnen muss und man nie weiß, ob das alles passt (es lebe die ausgedruckte Bestätigungsmail), ist bei der AUTOSTADT alles durchorganisiert. Vielen Dank für die charmante und professionelle Betreuung!

So geht es dann mit ein paar anderen Fotografen Richtung Bühne. Kurze Verwirrung, statt wie üblich die ersten drei Songs gibt es Zutritt in den Fotograben erst bei den zweiten drei Songs. Kennt man die Band, so überrascht das nicht. Die ersten Momente auf der Bühne gehören der Band und den Fans, und nicht vor der Bühne wuselnden Fotografen. Francis Rossi weiß ganz genau, wem er es verdankt, dass er seit gut 60 Jahren immer noch dort oben steht. Und das zeigt er und die immer noch ewig Neuen vom ersten Ton an.

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STATUS QUO präsentieren gut gelaunt das übliche Best Of-Programm

Das übliche Intro, Gänsehaut, „Pictures Of Matchstick Men“ war die allererste Single, die ich mir als kleines Kind gekauft habe. Wer brauchte schon Matchbox-Autos oder Plastikfiguren, wenn man auch Musik kaufen konnte! Ok, mein erstes der wenigen Matchbox Autos war der Caravette T1-Bus, da schließt sich der Kreis zum heutigen Event. Zurück aus dem Kinderzimmer auf die Bühne, dort startet das überraschungsfreie Best Of-Programm. Dienstkleidung wie gewohnt schwarz-weiss.

Kurz „Caroline“ angespielt und das Publikum ist da. Wie es dieser Song seit 50 Jahren immer noch schafft, nur mit dem Eröffnungsriff für Gänsehaut zu sorgen, das ist ganz groß. Wohin man schaut nur glückliche Gesichter, trotz des selbst für QUO hohen Alter des Publikums sieht man überall tänzelnde Menschen. Das hart gerockte „Rain“ mit Basser Rhino am Mikro, das fetzige „Little Lady“ – man fühlt sich sofort zuhause in seinem Plattenregal und wenn man zuletzt viel aus der „Official Archives Serie“ gehört hat.

Mainman Francis Rossi ist in Laberlaune

Wir reisen auf und vor der Bühne gut gelaunt quer durch die Zeit, das sehr cool gerockte „Softer Ride“, „Beginning Of The End“, „Hold You Back“, das Leben kann doch schön sein. Francis ist in Laberlaune, erzählt von Bielefeld und Bratkartoffeln. Egal wie professionell und manchmal zickig er ist, seinen ganz eigenen, trockenen Humor hat er sich über all die vielen Jahre erhalten. Very british, indeed! Er lässt das Publikum singen, nur die oben am Hügel unter den Bäumen wollen nicht so recht. Das erinnert Francis an seine Kindheit, „Get out of your tree“ steht als Redewendung für den Hintern hoch kriegen. Egal, Rossi fummelt an seinem Kapodaster rum, „good to play more easier riffs“, aha. Rhino nutzt die Zeit, um das Keyboard zu putzen.

Es wird immer wieder deutlich, wie zeitlos die Songs so vieler Jahre stimmig zusammenpassen

Dann geht es los mit dem üblichen, wieder etwas durchgemischten „Proposing“-Medley. Andrew Bown verlässt die Keyboardstation, lässt die Harmonika singen. Herrlich der Oldie „Down The Dustpipe“, fast neu „Something ´bout You Baby I Like“, ein Alltime-Fave mit „Wild Side Of Life“, „Rolling Home“. „Railroad“ wird ebenso angezockt wie das harte „Again And Again“ und der „Mystery Song“. Gerade in diesem Medley-Pool wird immer wieder deutlich, wie zeitlos die Songs so vieler Jahre stimmig zusammenpassen. Und wie das Publikum sie alle feiert. Nur ein simpler Takt, alle klatschen mit, „The Oriental“ macht auch heute Spaß.

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Rudelbildung und Bühnenpräsenz bei STATUS QUO

Den hat heute ohne Zweifel auch die Band, es wird gegrinst, miteinander gerockt, jeder ist mit jedem überall. Ganz groß, wenn es zur Rudelbildung kommt, wenn dann auch noch Andrew Bown zur Gitarre greift. Hinter seinem Keyboard wirkt er gern mal, als würde er auf den Abendtee warten. Auf der Bühne am Mikro und vor allem mit der Gitarre rutscht ihm dann doch immer mal ein Grinsen raus. Kein Wunder bei so viel Bühnenpräsenz. Basser John ‘Rhino’ Edwards zuzuschauen macht immer Spaß, was für ein sympathischer Kerl. Dass er auch die Songs und Vocals von Ur-Basser Alan Lancaster († 2021) so klasse rüber bringt, sehr cool. Der „junge“ Leon Cave sitzt auch schon über 10 Jahre hinter den Drums, schafft es als erster, dass ich mal nicht an Ur-Drummer John Coghlan (bis 1981) denken muss. Auch wenn sie schon ewig dabei sind bleiben die Erinnerungen an die Ur-QUO, aber man muss auch ehrlich sein: die jetzt auch schon ewig bestehende Besetzung muss man einfach gern haben.

Das heute ist meine erste QUO-Show ohne RICK PARFITT, die von ihm persönlich geschenkte „Whatever You Want“ Tour-Jacke hängt immer noch brav im Keller. Das Rhinos Sohn Freddie Edwards diesen Jugendheld ersetzen soll, der seit meiner Kindheit bis zu seinem Tod am 24. Dezember 2016 neben Rossi auf der Bühne stand, nun ja. Und ja nein, Freddie braucht wenige Momente, um mit seinem sympathischen, kumpelhaften Auftreten jeden Hauch von Melancholie wegzufegen. Der Ire rockt mit so viel Spielfreude, hat so eine angenehme Ausstrahlung und präsentiert die Songs von Parfitt so cool, man muss ihn direkt gern haben.

Mainman und Mittelpunkt bleibt natürlich Francis Rossi, das einzige Ur-Mitglied, natürlich mittlerweile ordentlich gealt… äh gereift. Aber man hat das Gefühl, den gleichen Kerl vor sich zu haben wie bei den 70er-Shows. Nicht mehr ganz so wild, auch die Soli wurden etwas abgespeckt, weil die Finger wohl nicht mehr so flink sind. Die Ausstrahlung und Bühnenpräsenz dieses Mannes sind unfassbar, auf der Bühne ist er sehr agil und immer in Bewegung. Und er bleibt immer souverän und professionell, bis hin zu seinen grünen Streifen auf den Turnschuhen, passend zum Grün seiner abgeschrammelten Gitarre.

QUO haben heute einen kraftvollen Sound, der den Songs passend Druck verpasst

So marschieren wir weiter durch die Bandhistory, „In The Army Now“ singen alle mit. Ganz groß das kleine Mädchen vor mir, dass auf dem Boden sitzt und mit dem Kies spielt, dabei immer lautstark den Refrain vom folgenden „Roll Over Lay Down“ mitsingt. Das kommt wieder richtig knackig, QUO haben heute einen kraftvollen Sound, der den Songs passend Druck verpasst. Das ist ja nicht immer so, Daumen hoch für die Sound-Crew!

blankMr. Rossi übernimmt die Bühne, statt irgendeinem unnötigen Sologedaddel reitet er auf dem Anfangsriff zum nächsten Gänsehautsong rum. Die Kollegen sitzen wartend hinterm Schlagzeug, keiner weiß so genau, wie lange das jetzt geht. Als dann endlich breitbeinig „Down Down“ richtig los geht gibt es einen fetten Tanzmob, einen Moshpit für QUO-Fans. Wohin man schaut, es wird getanzt, gesungen, gefeiert, die Fans sind on fire. Nicht nur wegen der Sonne, es ist heiß und Rossi ist froh, das tatsächlich mal die Sonne hinter der Bühne steht und ihn nicht blendet. Gut für ihn, schlecht fürs Publikum, aber den Herren auf der Bühne ist sichtlich auch warm.

Ein paar angespielte Töne, alles jubelt, „Whatever You Want“ steht an, super gesungen von Andrew Bown, der nicht nur diesen Klassiker gemeinsam mit PARFITT geschrieben hat. Mein Hass-Liebe-Song „Rocking All Over The World“ wird nochmal bis selbst oben unter den Bäumen mitgesungen, dann ist um halb 10 recht abrupt Schluss. Good bye und gute Nacht, ein höflicher Abschied, keine Zugabe. Nörgeleien kommen hier und da, kaum nachvollziehbar für mitdenkende Besucher. Auf der regulären Tour mit doppeltem Ticketpreis gab es garantiert den ein oder anderen Song mehr. Aber hier und heute wurde jeder und jede perfekt bedient und hatte garantiert Spaß. So mancher der älteren Fans dürfte morgen Rücken und Nacken haben, das ist Rock`n´Roll! Zudem schließt das Sommerfestival um 22Uhr und man wollte die Besucher sicher gern noch kurz zum Halt bei der gut sortierten Gastronomie einladen.

Von STATUS QUO durchgerockt und von einem Moment der Glückseligkeit zum nächsten gebracht zu werden, das im Ambiente des Sommerfestivals der AUTOSTADT, was will man mehr

Das Sommerfest der AUTOSTADT hat sich super präsentiert und auch mich erfolgreich angestupst, mir den Park mit seinen Ausstellungen und Aktivitäten nochmal genauer anzuschauen. Zumal das Ambiente im Rahmen des Sommerfestival sehr einladend ist. Und man sich rundum wohlfühlen konnte. Egal ob die persönliche Betreuung, die überall durchweg freundlichen MitarbeiterInnen, die erfreulich zahlreichen Sicherheitskräfte und Hilfskräfte, die saubere Anlage, alles super. Dazu eineinhalb Stunden von STATUS QUO durchgerockt zu werden, die mit jedem Ton Spaß gemacht haben und einen als Fan von einem Moment der Glückseligkeit zum nächsten gebracht haben, was will man mehr. Ok, die Stimme war dann weg. Blöde Erkältung. Der lange neben mir mitfeiernde Die Hard-Fan: „Quatsch, du hast die ganze Zeit mitgesungen“! Ok, Punkt an ihn!

Fotos: Frank Hellweg/vampster.com

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