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PAIN OF SALVATION & DARK SUNS: 19.04.2005, Essen, Zeche Carl

PAIN OF SALVATION machten an diesem Abend alles richtig und sorgten dafür, dass wohl niemand die Zeche Carl mit dem Gefühl verlassen musste, zu viel bezahlt zu haben für den gebotenen Gegenwert. Damit legten sie allerdings auch die Messlatte für zukünftige Konzerte sehr hoch: PAIN OF SALVATION-Auftritte mit einer Spielzeit von weniger als zweieinhalb Stunden werden von nun an für viele unvorstellbar sein.

BE“. Ein Album, das die Fans von PAIN OF SALVATION in mehrere Lager spaltete. Genial oder wahnsinnig? Anspruchsvoll oder zerfahren? Stimmungsvoll oder belanglos? Wenn in diesen Fragen auch die Meinungen weit auseinander gehen, so ließen es sich doch auch Skeptiker nicht nehmen, dem Auftakt zur Tour beizuwohnen, mit der nicht nur für das umstrittene Album, sondern auch für die dazugehörige neue Live-DVD geworben werden sollte. Mit etwa 400 Besuchern war die Essener Zeche Carl somit ordentlich gefüllt.

Bevor die Meister aus Schweden aber gegen 21 Uhr die Bühne betraten, war es an den Leipzigern DARK SUNS, die anwesenden Prog-Liebhaber von ihrer Musik zu überzeugen. Leider legte die Band entgegen der Ankündigung bereits deutlich vor 20 Uhr los, so dass die Berichterstattung über diesen Auftritt leider unvollständig bleiben muss. Es war spannend zu beobachten, ob die düsteren, melancholischen Kompositionen, irgendwo zwischen OPETH und PORCUPINE TREE, bei diesem Publikum genauso gut ankommen würden wie bei einem reinen Metal-Publikum. Zwar war der Sound nicht der beste, doch schafften die Leipziger es, die Anwesenden mit ihrer oft verträumten Musik und der zurückhaltenden, introvertierten Darbietung in ihren Bann zu ziehen. Spielt man eine solche Musik, ist ein während der Songs schweigendes, in die Klänge versunkenes Publikum, das zum Ende eines Liedes wie benommen ist und einige Momente braucht, bevor es zum verdienten Applaus kommt, ein echtes Kompliment. Auffällig war aber auch, dass die im Vergleich zu kleinen Bühnen zwangsläufig größere räumliche Distanz von Schlagzeuger und Sänger Niko Knappe zum Publikum sich als etwas hinderlich erwies, um einen engen Kontakt zu diesem aufzubauen. Der Auftritt beim letztjährigen Dong Open Air zumindest war um einiges intensiver. Dennoch insgesamt eine gelungene Darbietung, mit der sich die Leipziger den Reaktionen nach zu urteilen sicherlich einige neue Fans erspielt haben.

Zu Scherzen aufgelegt: PAIN OF SALVATION-Frontmann Daniel Gildenlöw

PAIN OF SALVATION verlangten dem Publikum und sich selbst danach einiges ab. Nicht weniger als zweieinhalb Stunden standen die Schweden auf der Bühne, unterbrochen von einer kurzen Pause, welche auch bitter nötig war. Im ersten Teil konzentrierte man sich auf die ersten Alben, während der zweite Teil ganz im Zeichen von “Remedy Lane” und “BE” stand. Zwar unternahm man direkt nach dem eröffnenden “Used” mit “Diffidentia (Breaching The Core)” einen kurzen Ausflug zum “BE”-Album. Der bestens aufgelegte und mit Scherzen um sich werfende Daniel Gildenlöw (“Keep your fingers crossed, ’cause we won’t be able to, having to hold our instruments…”) machte jedoch gleich zu Beginn klar, dass es auf dieser Tour keine vollständige Live-Umsetzung von “BE” geben werde, sondern auch die alten Klassiker ausreichend berücksichtigt würden. Egal ob “Inside Out”, das akustische und mit einer sehr stimmungsvollen Lichtshow dargebotene “Obliveon Ocean”, der Hit “Ashes” oder das den ersten Teil abschließende “The Perfect Element”: PAIN OF SALVATION begeisterten sowohl auf der emotionalen Ebene als auch durch musikalischen Anspruch und technische Perfektion. Dass es hierbei aber um mehr als nur herausragende Musik ging, wurde durch die auf einer großen Leinwand gezeigten Videoprojektionen deutlich, welche stets mit den Inhalten der jeweiligen Songs in enger Verbindung standen.

Im zweiten Teil zeigte sich dann, dass das “BE”-Material durchaus gegen das der anderen Alben bestehen kann. Neben der “Ending Theme”, der großen Ballade “Second Love” und Prog-Monstern wie dem rhythmisch hoch komplexen “Rope Ends” jedenfalls wurden Stücke wie “Deus Nova” oder die ergreifende Halbballade “Iter Impius” nicht minder abgefeiert – und das zurecht. Zwar kam bei den “BE”-Kompositionen das Orchester aus der Konserve, doch wurden auf der Leinwand parallel die Musiker der Live-DVD gezeigt. Spätestens das über zehnminütige “Dea Pecuniae” dürfte dann aber auch den letzten Zweifler von der Qualität von “BE” überzeugt haben. Daniel Gildenlöw legte bei diesem Song sein Instrument ab, dafür aber eine sagenhafte Gesangsleistung hin – ebenso wie eine tolle schauspielerische Leistung, denn für diesen Song hatte er sich umgezogen und mimte sehr überzeugend den Mr. Money, so dass man sich fast an ein Musical erinnert fühlte. Die Zugabe wurde schließlich mit dem folkloristischen “Martius/Nauticus II” beendet, dem Stück, das auch das “BE”-Album abschließt. Dass die Fans dessen Melodie mitsangen, schien Daniel Gildenlöw und seine Mitstreiter sichtlich zu freuen. Dass sie damit auch Minuten, nachdem die Musiker die Bühne verlassen hatten, nicht aufhören wollten, zeigte auf eindrucksvolle Weise, welchen Stellenwert “BE” für eine große Zahl von PAIN OF SALVATION-Fans besitzt.

Pain Of Salvation live in Essen 2005
Mit einem in Perfektion gespielten zweieinhalbstündigen Programm legten die Schweden die Messlatte für zukünftige Konzerte sehr hoch.

PAIN OF SALVATION machten an diesem Abend alles richtig und sorgten dafür, dass wohl niemand die Zeche Carl mit dem Gefühl verlassen musste, zu viel bezahlt zu haben für den gebotenen Gegenwert. Damit legten sie allerdings auch die Messlatte für zukünftige Konzerte sehr hoch: PAIN OF SALVATION-Auftritte mit einer Spielzeit von weniger als zweieinhalb Stunden werden von nun an für viele unvorstellbar sein.

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