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DER WEG EINER FREIHEIT und WALDGEFLÜSTER am 24. September 2012 im Backstage, München

Everybody´s Darling DER WEG EINER FREIHEIT auf ihrer ersten Headliner-Tour. München frisst den Würzburgern schon mal aus der Hand.

Montagabend, Oktoberfestzeit, und trotzdem kommen gut 150 Leute zum ersten Headlinerauftritt von DER WEG EINER FREIHEIT in München. Verwunderlich ist das nicht. Erstens sind DER WEG EINER FREIHEIT in München stets gern gesehen Gäste, bisher allerdings nur im Vorprogramm. Somit ist die Freude groß, endlich einen langen Auftritt der Würzburger Black Metal-Band erleben zu können. Zweitens ist das Quintett um Gitarrist Nikita in aller Munde, mit dem Debütalbum ging es vor zwei Jahren in die Vollen, letztes Jahr wurde mit der EP Agonie nachgelegt und Unstille zementiert nun die Stellung der Band in der Szene. Everybody´s Darling sind DER WEG EINER FREIHEIT zu Recht, der Erfolg der ersten Headlinertour scheint vorprogrammiert zu sein.

 WALDGEFLÜSTER
Epischer Black Metal zwischen WITTR, AGALLOCH und PRIMORDIAL: WALDGEFLÜSTER spielen einen soliden Auftritt.

Zuvor sind aber erstmal FAREWELL TO ARMS an der Reihe, die ich verpasse, da das Backstage Konzerte zu einer Zeit beginnen lässt, zu der manche Menschen noch fleißig arbeiten. Im Anschluss ist die Rosenheimer Formation WALDGEFLÜSTER an der Reihe, und nicht die Münchner WALDWIND. Zum Glück. WALDGEFLÜSTER sind besser, wenn auch nicht überwältigend gut. Ihre Hausaufgaben haben sie gemacht und spielen soliden, epischen Black Metal mit ein paar Versatzstücken aus Pagan Metal. Wenig Naturromantik, wenig Sauflieder, dafür lange Stücke zwischen WOLVES IN THE THRONE ROOM, AGALLOCH und PRIMORDIAL, die hier und da einen epischen Charakter haben, dann wieder etwas grimmiger sind. Das ist bei gutem Livesound größtenteils recht sauber gespielt, bei dem melodiösen Gesang rollen sich nicht die Fußnägel hoch und der Gesamteindruck ist erfreulich unprätentiös, auch obwohl der Sänger ein wenig wie ein Saufproll rüber kommt und der Rest der Band eher blass wirkt. Trotz der langen Stücke wirken WALDGEFLÜSTER nicht langatmig, da kann man in die Alben durchaus mal reinhören, selbst wenn rein musikalisch wohl nichts Neues geboten wird.

 DER
Hat das Publikumin der Hand: Sänger Tobias von DER WEG EINER FREIHEIT.

DER WEG EINER FREIHEIT stehen um 21:45 Uhr Gewehr bei Fuß, bereits beim Soundcheck wird klar, dass die Band in einer anderen Liga als ihre Vorgruppe spielt. Allein die mühelos gespielten und blitzsauberen Blast Beats von Schlagzeuger Tobias Schuler lassen so manche Kinnlade herunter klappen. Der Rest von DER WEG EINER FREIHEIT ist jedoch nicht so fehlerfrei, an den Gitarren gibt es hier und da ein paar Unstimmigkeiten zu hören, die jedoch nicht besonders ins Gewicht fallen. Wer die Alben der Black Metal-Band kennt, hat aber vielleicht doch den einen oder anderen schiefen Ton heraus gehört. Ansonsten sind die fünf Musiker bestens gelaunt, was auch an mancher Grimasse und IMMORTAL-Pose von Livegitarrist Dennis deutlich wird. Musikalisch gesehen gibt es aber nichts zu lachen. Die leidenschaftlichen Songs von DER WEG EINER FREIHEIT reißen live mit, nicht ganz so wie beim Genuss zu Hause, da einfach eine gewisse Intimität fehlt, die beim Hören der Musik entsteht. Die Songs sind aber nicht zuletzt durch das Überschalldrumming doch wuchtig, die Bühnenpräsenz von Sänger Tobias ist doch kräftig und hinterlässt ihre Spuren beim Publikum. Die Münchner sind voll und ganz im Bann von DER WEG EINER FREIHEIT.

 DER
Gitarrist Nikita hat sie zu verantworten: Intensive und mächtige Black Metal-Songs, die eine Stunde teils für offene Münder sorgen.

Egal ob Hipster-Black Metal-Hörer oder die Avantgardistenfraktion – die true Black Metal-Hörerschaft ist lieber daheim geblieben, wer weiß, vielleicht haben sie alle Biermarken für das Hippodrom ein paar S-Bahn-Stationen weiter weg – alle konsumieren begierig das Material von DER WEG EINER FREIHEIT. Es scheint so, als würden gerade die jungen Hörer alle Texte in- und auswendig kennen, zweifellos bedeutet ihnen diese Band eine Menge. Die Chemie innerhalb der Band und zwischen DER WEG EINER FREIHEIT und dem Publikum ist entsprechend gut. Interessant ist, dass sich die Würzburger vor allem auf Material vom Debütalbum konzentrieren, mit dem Bonussong der VIVA HATE-Auflage Ruhe beginnt das Set, Frei, Zum Abschied und Neubeginn, das das reguläre Set abschließt, verdrängt neuere Stücke aus dem Set. Der stille Fluss ist die einzige Nummer aus Agonie – das gewaltige Posthum vermisse ich schmerzlich – das neue Album Unstille wird immerhin zur Hälfte gespielt.

Und genau Vergängnis und Zerfall sind die Sternstunden des Auftritts. Die Stücke wirken frisch, sind episch, aber nicht zu komplex, schön geschrieben und intensiv. Eine knappe Stunde lang zeigen DER WEG EINER FREIHEIT, dass ihnen live nicht so schnell die Puste ausgeht. Ein schöner, mitreißender Auftritt, mehr durch das hervorragende Songmaterial von Gitarrist Nikita und die starke Schlagzeugarbeit, als durch die Show, die etwas homogener hätte sein können. Erfreulich unprätentiös und ohne Allüren sind DER WEG EINER FREIHEIT, mit diesem Auftritt geben sie sich bodenständig und nahbar, erhalten sich aber ihre Magie. Alles in allem ein wirklich schönes Konzert, das keinen enttäuscht.

Setlist DER WEG EINER FREIHEIT:
Ruhe
Lichtmensch
Der stille Fluss
Frei
Vergängnis
Zum Abschied
Zerfall
Neubeginn

Ewigkeit

Fotos: (c) Christoph Ziegltrum. Weitere Bilder findest Du hier: https://vampster.com/fotos/der-weg-einer-freiheit-und-waldgefluester-am-24-september-2012-im-backstage-munchen

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