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TIMO RAUTIAINEN & TRIO NISKALAUKAUS: Keine Flucht vor der Realität

Es sollte nicht leicht werden, an ein Interview mit Timo Rautiainen zu kommen…nachdem sich der Finne zum ersten Telefontermin nicht meldete, misslangen auch die weiteren Versuche, mit Timo persönlich ins Gespräch zu kommen. Doch auch die Idee, das Interview per E-Mail zu führen erwies sich zunächst als aussichtsloses Unterfangen. Doch siehe da, knapp 4 Monate, nachdem ich Timo meine Fragen zugesandt habe, erhalte ich völlig unerwartet eine Mail in der er mir doch noch ein paar Antworten zukommen ließ. Naja, ehrlich gesagt, vermittelten mir seine Antworten nicht unbedingt den Eindruck, als hätte er unbedingt viel Bock auf dieses Interview gehabt, aber vielleicht hat er die sprichwörtliche finnische Zurückhaltung auch einfach “auf Papier” übertragen, womit wir also endlich mal einen Kandidaten gefunden hätte, der dieses uralte Klischee voll auslebt. Wie dem auch sei, an der Tatsache, dass “In frostigen Tälern” für mich zu einer der meist gehörten Alben dieses Jahres gehört, ändert diese ganze Geschichte nichts und auch auf die im September anstehende Tour (dazu später mehr) freue ich mich schon jetzt enorm.

Es sollte nicht leicht werden, an ein Interview mit Timo Rautiainen zu kommen…nachdem sich der Finne zum ersten Telefontermin nicht meldete, misslangen auch die weiteren Versuche, mit Timo persönlich ins Gespräch zu kommen. Doch auch die Idee, das Interview per E-Mail zu führen erwies sich zunächst als aussichtsloses Unterfangen. Doch siehe da, knapp 4 Monate, nachdem ich Timo meine Fragen zugesandt habe, erhalte ich völlig unerwartet eine Mail in der er mir doch noch ein paar Antworten zukommen ließ. Naja, ehrlich gesagt, vermittelten mir seine Antworten nicht unbedingt den Eindruck, als hätte er unbedingt viel Bock auf dieses Interview gehabt, aber vielleicht hat er die sprichwörtliche finnische Zurückhaltung auch einfach “auf Papier” übertragen, womit wir also endlich mal einen Kandidaten gefunden hätte, der dieses uralte Klischee voll auslebt. Wie dem auch sei, an der Tatsache, dass “In frostigen Tälern” für mich zu einer der meist gehörten Alben dieses Jahres gehört, ändert diese ganze Geschichte nichts und auch auf die im September anstehende Tour (dazu später mehr) freue ich mich schon jetzt enorm.

blankDie Band TIMO RAUTIAINEN & TRIO NISKALAUKAUS hatte mir bis zur ersten deutschen Platte “In frostigen Tälern” gar nichts gesagt. In der Bandhistory kann man jedoch lesen, dass Bandkopf Timo bereits auf eine langjährige Karriere als Musiker zurückblicken kann und mit seiner Band LYIJIKOMPPANIA in Finnland bereits einen kleinen Kultstatus inne hatte. “Zwischen 1991 und 1996 hatten wir 5 Scheiben (Singles und Full-Length-CDs) veröffentlicht. Insgesamt haben wir etwa 2500 Kopien verkauft. Anfangs war TRIO NISKALAUKAUS mein Soloprojekt nach LYIJYKOMPPANIA. Wir hatten eigentlich nicht geglaubt, überhaupt mal einen Gig zu spielen. Aber wir haben uns getäuscht. Nun sind wir hier in Finnland eine ‘glänzende’ Liveband. Unser letztes Album “Itku Pitkästä Ilosta” (das im März 2000 veröffentlicht wurde) war acht Wochen in den Finnischen Top 40 (die Höchstplatzierung lag bei #22) und unsere EP “Kuilun Partaalla” (im Mai 2001 veröffentlicht) ist nun seit 11 Wochen in den Finnischen Single Top 20 (Höchstplatzierung #2).”

Es scheint also, als wäre die Band nicht wenig erfolgreich im Heimatland. Umso mehr stellt sich natürlich die Frage, wie Timo nun auf die Idee kam ein komplett deutschsprachiges Album einzuspielen. Im Bandinfo kann man da lesen, dass Timo nicht in Englisch singen wollte und so schlug ihm ein Freund vor, es doch einfach in Deutsch zu versuchen. Steckt hinter dieser Aussage wirklich eine Logik? “Wir hatten ein paar gute Reaktionen von einigen deutschen Musikpromotern und Journalisten auf unsere finnischen CDs und Auftritte bekommen. Sie beklagten sich jedoch regelmäßig, dass sie nicht verstehen konnten, was ich singe. Wir wussten auch, dass einige finnische Bands (HIM, NIGHTWISH,…) in Deutschland sehr angesagt sind. Wir wollten den Deutschen etwas “Finnische Kultur” bieten. Also nahmen wir das Album in Deutsch auf. Ich denke, dass in Englisch singen gleichzeitig eine Message im Sinne von “erobern wir die Welt” enthält. Und dieses Signal wollten wir nicht aussenden.”

Die Songs von “In frostigen Tälern” gab es jedoch zunächst in finnischen Versionen. In frostigen Tälern” beinhaltet 4 Songs vom “Lopun ajan merkit”-Album und 4 weitere von “Itku pitkästä ilosta”. Es gibt also keine finnische Version von “In frostigen Tälern“. Das Cover von “Itku pitkästä ilosta” ist dasselbe wie das von “In frostigen Tälern” und bei den Songs von diesem Album haben wir nur die Vocal-Lines neu aufgenommen. Bei den Songs von “Lopun Ajan Merkit” handelt es sich jedoch um komplette Neuaufnahmen.” Die Lyrics auf “In frostigen Tälern” wurden beinahe original übernommen. “Es gibt nur ein paar Sätze, die nicht 1:1 sind.”

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Stellt sich natürlich die Frage, wie man denn an die finnischen Alben von TIMO RAUTIAINEN & TRIO NISKALAUKAUS kommen könnte… Ich weiß es nicht. Der einfachste Weg ist eigentlich der über´s Internet. Versucht´s mal über www.spinefarm.fi.

Eine Sache, die man in vielen Kritiken zu “In frostigen Tälern” lesen konnte ist, dass viele Rezensenten meinten, über das teilweise holprige Deutsch auf dem Album herziehen zu müssen. Da stellt sich natürlich die Frage, welche Erwartungen Timo selbst bezüglich der deutschen Lyrics hat. “Ich möchte, dass der deutsche Hörer jedes Wort versteht, das ich singe, ohne die Texte vom Booklet ablesen zu müssen. Ich habe ansonsten keine Erwartungen.” Ein Grinsen konnte sich jedoch wohl niemand verkneifen, als er zum ersten mal die Lyrics speziell des Songs “Fernfahrer” zu hören bekam. Doch hat man sich erst einmal tiefer mit den Texten auf “In frostigen Tälern” beschäftigt, entdeckt man eine enorme Tiefe, die wirklich unter die Haut geht, gewürzt mit einer gesunden Portion Humor. Ein Effekt, den Timo so auch beabsichtigt hat, wenngleich er einer Textzeile wie “Obwohl die Familie stirbt / bleibt der Mut / er macht immer was er sich vornimmt / obwohl das Zimmer zu niedrig ist / und das Seil zu dick” nichts humoristisches abgewinnen kann. “Das ist kein Humor. Der Text beruht auf einer wahren Begebenheit und handelt von einem finnischen Typen, der eine Frau aus Estland geheiratet hat. Der Mann hat eine Frau gesucht, die seinen Hof verwaltet. Nachdem sie geheiratet haben verweigerte sie es, nach Finnland zu ziehen. Mann tötet sich selbst, Frau erbt alles.” Also doch unfreiwillig komisch?

Ein weiterer etwas verwirrender Aspekt bei TIMO RAUTIAINEN & TRIO NISKALAUKAUS ist die Tatsache, dass die gesamten Texte von einem Kerl namens Tomi Tuomaala geschrieben wurden, der aber in keiner Weise zum Line-Up zu gehören scheint. “Tomi ist ein Freund von mir. Er hat die Texte für mich geschrieben, nachdem ich ihm gesagt habe um was es in den Lyrics gehen soll. Ich habe auch schon Texte geschrieben (und aufgenommen), allerdings nicht für diese Songs.”

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In den Texten greifen Timo und Tomi Themen wie globale Erderwärmung, Umweltverschmutzung und ähnliche Dinge auf, Themen über die Metal-Bands heutzutage nicht mehr zu oft schreiben. Für Timo sind dies jedoch durchaus Themen, die man in seiner Musik transportieren sollte. “Für mich ist Musik keine Art um der Realität zu entfliehen. Ich möchte über die Dinge singen, die für mich wichtig sind. Und wenn wir über die menschliche Rasse nachdenken hat eigentlich niemand das Recht vor der Realität zu fliehen. Wie man alter Vater schon sagte: ‘Der Countdown hat begonnen.'”

Eine Besonderheit an Timos Texten ist jedoch, dass er seine Themen nicht auf eine globale Art und Weise, sondern auf eine sehr persönliche verarbeitet. In den Texten geht es um einzelne Personen, die im Kontext mit diesen Themen leben müssen. Eine Sache, die mir persönlich sehr gut gefällt, wofür Timo lediglich ein kurzes “Dankeschön” übrig hat. Mein absoluter Favorit auf “In frostigen Tälern” ist jedoch der Song “Stille”, dessen Melancholie mich ernsthaft mit den Tränen kämpfen lässt. Ich könnte wirklich weinen, auch wenn ich die Geschichte bislang noch nicht richtig verstanden habe. “Eines Tages bat ich Tomi, für mich genau diese Art von Text zu schreiben. Zu dieser Zeit sind einige meiner Freunde und meine Tante an Krebs gestorben und mein jüngster Sohn Matti wurde gerade für eine Herzoperation vorbereitet. Immer wenn ich diesen Song singe muss ich an Matti denken. Der erste und der zweite Vers beinhalten einfach meine Gedanken, die ich hatte, als ich neben seinem Bett stand. Der dritte Vers ist (zum Glück) bei Matti nie Realität geworden. Er ist inzwischen in einer sehr guten Verfassung. Das kleine Kind auf dem Bild ist Matti. Ich habe das Bild ein paar Stunden nach seiner Operation gemacht.” Gerade am Ende des Songs ist jedoch von einem Akt des Betruges die Rede. Worin liegt für Timo dieser Betrug? “Der Betrug bedeutet in diesem Fall, dass du nicht mit einer sterbenden Person mitgehen kannst. Jeder von uns hat sein eigenes Leben. Das eine und einzige Leben.”

Rein musikalisch gesehen ist der Sound von “In frostigen Tälern” ebenfalls nur sehr schwer zu beschreiben. Im Grunde genommen handelt es sich um Metal mit sehr schweren Gitarren und simplen Songstrukturen. In ein Genre will die Musik jedoch nicht wirklich passen und es gibt auch keine Band, die man mit TIMO RAUTIAINEN & TRIO NISKALAUKAUS vergleichen kann. Timo selbst beschreibt den Sound seiner Band als “Oldtime Heavy Rock (BLACK SABBATH etc.) mit ein klein wenig finnischer Folkmusik.” Ich persönliche empfinde die Musik von Timo melancholisierend und hoffnungsvoll zugleich, ein Gefühl, das Timo nicht wirklich teilen kann. “Hoffnungsvoll? Wo? Das hab ich nicht bemerkt…” Ebenso will Timo keine besondere Zielgruppe ansprechen. Den typischen TIMO RAUTIAINEN & TRIO NISKALAUKAUS Fan gibt es seiner Meinung nach nicht. “Ich möchte, dass meine Musik jede Art von Mensch erreicht. Den typischen Fan gibt es einfach nicht, es gibt junge und alte, Frauen und Männer.”

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Eine Sache, die immer wieder auffällt ist, dass es zwischen den Finnen und den Deutschen eine merkwürdige Art von Verbindung zu geben scheint. Finnische Bands haben einen besonderen Status in Deutschland und auch die Finnen scheinen aus irgend einem Grund von der deutschen Kultur angezogen zu sein. Doch wo liegt diese Verbindung? Sogar die Sprache ist eine komplett andere. “Ich frage mich seit einer langen Zeit genau dasselbe. Ich habe bislang noch keine Antwort darauf gefunden.” Deutsche Bands mit deutschen Texten hört Timo mit einer Ausnahme nicht. “Nur RAMMSTEIN. Ich liebe sie!” Ob es eine weiteres deutsches Album von Timo gibt steht noch in den Sternen. “Kann sein. Die Zeit wird es zeigen…” Sichere Sache scheint dagegen die Tour im September durch Deutschland zu sein, wobei die Band hierbei einige Dates mit HIM bestreiten werden. Zwischen den Bands scheint eh eine Freundschaft zu bestehen, zumal Ville Valo in der Thanx-List von “In frostigen Tälern” zu finden ist. Die Frage nach der Tour nutzt Timo sofort für Werbung in eigener Sache: “Ja, wir werden definitiv in Deutschland touren und zwar zu folgenden Dates:

17.9. Hamburg, Sporthalle (mit HIM)

18.9. Rostock, Stadthalle (mit HIM)

19.9. Berlin, Velodrom (mit HIM)

21.9. Chemnitz, Eissporthalle (mit HIM)

22.9. Magdeburg, Stadthalle (mit HIM)

23.9. Hannover, Capitol (mit HIM)

24.9. Köln, Palladium (mit HIM)

25.9. Oberhausen, Arena (mit HIM)

26.9. Bamberg, Live Club

27.9. Saarbrücken, Kyus

28.9. Nürnberg, Kunstverein

29.9. Sindelfingen, Movida

30.9. Wien, Szene.

Die Faszination zu RAMMSTEIN schlägt sich dann auch bei der Frage nach den drei Alben nieder, die sich Timo zuletzt gekauft hat oder die ihn besonders beeindruckt haben. “RAMMSTEIN – Mutter (ich liebe es!!). Außerdem einige finnische Alben (MANA MANA – Murheen Iaakso und APULANTA – Heinola 10).”

Das lustigste Live-Erlebnis schildert Timo folgendermaßen: “Diesen Sommer haben wir auf einer Bühne gespielt, die inmitten von immer noch wachsenden Bäumen gebaut wurde!! Auf der Bühne befand sich ein riesiger Baum!!!”

Bei der Frage nach der Person, die Timo gerne in seinem Leben treffen würde gibt er sich dann wieder ganz bodenständig. “Ich hoffe, dass ich meine Kinder treffen werde, wenn sie erwachsen sind.”

Was soll man nun also von Timo Rautiainen halten. Aufgrund des Hin- und Hers bezüglich dieses Interviews habe ich nicht unbedingt den Eindruck gewonnen, dass es sich bei ihm um den einfachsten Charakter handelt. Auf der anderen Seite vermittelt er sowohl auf Platte, als auch bei der Beantwortung verschiedener Fragen das Bild eines Menschen, der mit beiden Beinen auf der Erde steht und seine Umwelt auf eine sehr realistische und bodenständige Art beobachtet und bewertet. Sicher ist jedoch, dass ein Mann wie Timo Rautiainen nicht aufgrund eines kurzen Interviews so einfach in eine bestimmte Schublade gesteckt werden kann. Vielmehr scheint es, als repräsentiere seine Musik genau seinen Charakter, einen, mit dem man sich erst länger beschäftigen muss, bevor man ihn durchschauen kann.

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