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SONATA ARCTICA: Paris, Athen, Mailand, Donzdorf

Mitte September reiste Tony Kakko quer durch Europa zwecks Interviewmarathon. Dabei rief der SONATA ARCTICA-Frontmann auch bei Vampster an und plauderte über das neue Album, die Tour und viele andere Sachen.

Mitte September reiste Tony Kakko quer durch Europa zwecks Interviewmarathon. Dabei rief der SONATA ARCTICA-Frontmann auch bei Vampster an und plauderte über das mittlerweile erschienene neue Album, die Tour, die inzwischen im Gange ist, und viele andere Sachen.

Reckoning Night ist euer erstes Album für Nuclear Blast. Wie kam diese Zusammenarbeit zustande?

Wir hatten einen Vertrag über drei Alben mit Spinefarm in Finnland und einen Lizenzdeal mit Century Media in Europa. Der Vertrag wurde mit Winterheart´s Guild erfüllt, woraufhin unser Management sich vor etwa einem Jahr nach einer neuen Plattenfirma für uns umsah. Am Ende machten Nuclear Blast den besten Eindruck, weil sie uns genau das boten, was wir wollten. Und bislang läuft es großartig!

Wurde eure Entscheidung davon beeinflusst, dass andere finnische Bands wie NIGHTWISH und STRATOVARIUS bei Nuclear Blast sind.

Naja, STRATOVARIUS haben das Label verlassen, und wir haben bereits vor NIGHTWISH dort unterschrieben. Ich habe es einige Monate später von Tuomas erfahren: Hey, wir sind bei der selben Plattenfirma! Das ist cool.

Ihr Album war da allerdings fertig. Sie haben es vor unserem veröffentlicht, aber wir haben zuerst unterschrieben.

Wir werden nachher noch über NIGHTWISH sprechen.

Reckoning Night war das erste Album mit eurem neuen Keyboarder Henrik Klingenberg. Wie habt ihr beide euch darauf geeignet, wer welchen Teil spielt?

Ich habe nur ein paar wenige Teile gespielt. Als ich die Lieder zu Hause geschrieben habe, spielte ich einige Basisspuren ein. Die brauchte Henrik dann nicht noch einmal aufnehmen. Da wurde nichts mehr dran verändert. Ich habe noch kleine Teile und ein paar Rhythmusgeschichten auf den Keyboards gespielt. Aber Henrik spielte etwa 95%.

Also ist er der bessere Spieler von euch beiden!?

Absolut. Ich bin eher Sänger. Mein Spiel ist, nun ja, Spiel (lacht). Ich habe natürlich das Winterheart´s Guild-Album aufgenommen. Ich kann schon spielen. Aber Henrik ist musikalisch viel gebildeter als ich. Ich folge mehr meiner Intuition, wenn ich etwas spiele.

Dann folgst aber sehr gut!

Oh, vielen Dank!

Du schreibst weiterhin die Lieder?

Ja, das mach ich. Tatsächlich gibt es auf diesem Album aber eine einzige Ausnahme. Janni schrieb ein Stück für das Reckoning Night-Album, My Selene. Zum ersten Mal hat ein anderes Bandmitglied einen Song für uns verfasst. Seit wir 1996 angefangen haben, war da nie etwas. Und nun kam Jani wie aus heiterem Himmel mit diesem Stück an. Ich dachte mir: Okay, das ist cool. Es klingt wie ein SONATA ARCTICA-Song.

SONATA
Gitarrist Jani beteiligte sich erstmals auch am Songwriting.

Ich war überrascht von dem ruhigen, instrumentalen Titeltrack Reckoning Day, Reckoning Night. Ich finde, dass Black Pearl, White Oceans… viel mehr nach einem Titeltrack klingt.

Irgendwie sind sie es beide. Ich hatte den Albumtitel, bevor ich dem Instrumental einen Namen gab. Ich hatte damals einfach keinen Namen dafür. Da war es einfach Reckoning Day und so zu nehmen. Ich brauchte einfach einen Namen. Es ist kein richtiger Titeltrack meiner Meinung nach. Aber es ähnelt dem Albumtitel so arg, dass es jeder denkt.

Wo schreibst du deine Lieder?

Wo!? Zu Hause!

Hast du einen Proberaum oder setzt du dich einfach ins Wohnzimmer?

Ich habe meinen eigenen Arbeitsraum. Ich habe ein recht großes Haus mit vielen Zimmern. Ein altes Haus, wir renovieren es gerade. Da habe ich meinen Platz. Als Band haben wir natürlich einen Proberaum. Ich schreibe dort allerdings keine Lieder.

Ihr habt auch eine Single veröffentlicht, Don´t Say A Word. Wer hat das Stück ausgewählt?

Das war unsere gemeinsame Entscheidung. Jeder wollte es haben. Es war eins der ersten drei Lieder, die wir für dieses Album fertig hatten, als wir ins Studio gingen. Wir hatten damals erst drei Stücke, der Rest war noch unvollendet. Es schien eine gute Wahl zu sein. Erst in der Woche, bevor wir mit dem Mischen fertig waren, gab es noch andere Meinungen. Aber am Ende sind wir unserer Intuition gefolgt, weil wir von Anfang an ein gutes Gefühl dabei hatten. Vielleicht hatten wir es einfach nur zu oft gehört, während wir daran arbeiteten. Jedenfalls sind wir sehr glücklich mit der Single.

Wie findest du den Single-Edit? Ich hatte ständig das Gefühl, dass er voller Lücken ist.

Natürlich. Es ein ziemlich langer Song. Das Original ist irgendwas um die sechs oder sieben Minuten lang. Auf alle Fälle ist das zu lang für eine Single. Man würde damit kein Radioairplay bekommen, was doch sehr wichtig ist. Wenn man in die Charts kommt, spielen sie dort die Musik. Heutzutage ist das Formatradio mit festen Abspiellisten, auf die wir es dann geschafft haben, nicht zuletzt wohl wegen der gekürzten Version. Man muss eigentlich immer auf etwa vier Minuten kommen. Vielleicht auch etwas mehr. Aber fünf Minuten ist zu lang.

Ein anderer Song auf dem Album, der mir sofort im Ohr hängen blieb, ist The Boy Who Wanted To Be A Real Puppet. Mir gefällt besonders der Rhythmus, bei dem man auf drei zählt, während das Schlagzeug einen geraden Takt durchspielt, ähnlich wie schon bei Black Sheep. Ist das Absicht oder liegt das daran, dass euer Schlagzeuger nichts anderes spielen kann?

Nein, nein, nein, ich mag das sehr. Bei Black Sheep haben wir damit angefangen. Irgendwie gefällt mir diese drei zu vier-Geschichte, als wäre es ein Walzer. Was das Schlagzeug spielt, erzeugt dann ein ziemlich progressives Feeling, wenn es gegen den Rest des Songs kämpft. Das ist Absicht. Ich hatte eine vollständiges Demoaufnahme davon gemacht und Tommy musste einfach das spielen, was ich wollte!

Viele eurer Songs haben diese schnellen Tonleiterläufe mit Keyboards und Gitarre. Müsst ihr euch die Sachen notieren, um sie euch zu merken, oder könnt ihr euch das alles so merken?

Nein, wir schreiben überhaupt nichts davon auf. Nur Jani hat sich bei diesem Album ausnahmsweise ein paar Notizen gemacht beim Mittelteil von Wildfire mit all den verrückten Sachen. Anders konnte er es nicht lernen. Wir haben aber nie Noten aufgeschrieben, nur Akkorde. Glücklicherweise schreiben die Leute in Japan von Magazinen wie Young Guitar die Noten heraus. Das ist ganz schön seltsam, seine eigenen Lieder auf Papier zu sehen!

Wie ist es für dich als Sänger mit den Texten? Musst du sie auswendig lernen, bevor ihr auf Tour geht?

Ich habe abgesehen von Janis My Selene alle Texte geschrieben. Ich weiß also ziemlich genau, wie sie lauten. Wenn wir die Stücke zusammen proben, bevor wir auf Tour gehen, habe ich natürlich Zettel zum Nachschauen. Aber die Texte sind auf alle Fälle deutlich in meinem Kopf, nachdem ich so lange daran gearbeitet habe.

Ihr habt gerade auf Reckoning Night viele überlagerte Gesangsstimmen.

Ja, mehr denn je.

Manchmal habe ich den Eindruck, dass das darüber hinwegtäuschen soll, dass eine Stimme allein zu dünn klingt. Allerdings gibt es auch genug Stellen, wo du alleine singst, ohne dass etwas fehlt. Magst du diese Fülle an Gesangsstimmen?

Es klingt immer großartig. Ich war schon immer ein großer Fan von QUEEN. Die hatten immer diese riesigen, orchesterhaften Gesangsarrangements. Vielleicht neige ich dazu, etwas in dieser Richtung zu schreiben. Wir hatten bislang nicht die Zeit und auch nicht die Gelegenheit einen echten Chor zu verwenden. Viele Stücke benötigen größere Backing Vocals. Wir müssen das eben als Band selber machen. Zuerst singe ich etwas ein, 20, 30, 50 Mal. Und dann kommt der Rest der Band dazu. Ich singe ihnen dann eine Pilotspur, der sie folgen. Es lohnt sich wirklich, die ganze Band mit einzubeziehen, obwohl sie nicht alle so gut singen können. Gerade Tommy ist eigentlich kein Sänger. Aber das muss man in einem Chor haben, damit es voluminös klingt. Nicht alle Stimmen brauchen die Töne perfekt zu treffen. Es bedarf etwas Disharmonie, damit es toll klingt.

Ich finde, dass die Gesangsstimmen auf dem neuen Album ausgefeilter und abwechslungsreicher klingen als auf dem Vorgängeralbum. Damals fand ich die Phrasierung recht eintönig. Hast du diesmal mehr Zeit auf die Gesangsstimmen verwendet?

Mh, ich brauchte beide Male ungefähr gleich lang. Mehr oder weniger. Wir versuchen bei jedem Album etwas zu verändern. Und dieses Album wurde eben so wie es ist… (lacht) eine natürliche Entwicklung.

Einige der Texte zum Beispiel Wildfire handeln erneut von Horror- und Fantasy-Geschichten. Siehst du dich als eine Art Geschichtenerzählen?

Ja. Ich werde wohl eines Tages auch ein Buch schreiben! (lacht) Ich habe eine große Vorstellungskraft. Ich schaue mir viele Filme an und lese so viele Bücher wie möglich. Ich schreibe immer gleich meine Ideen und Gedanken auf, wenn ich einen Film sehe. Wenn wir im Kino sind, kommt es oft vor, dass ich plötzlich etwas notiere. Und die Leute um mich rum denken dann immer: Was zum Teufel macht der Kerl da? So läuft das. Schon in der Schule meinten meine Lehrer, dass ich gut im Geschichten erzählen wäre! Ich war nie ein großer Lügner. Darin bin ich lausig. Aber ich kann Geschichten erfinden. Ich mag es sehr; es macht mir viel Spaß. Unsere Texte handeln auch oft von persönlichen Beziehungen. Da ist es immer sehr befriedigend und erfreulich, wenn man Feedback von den Leuten bekommt, die darin etwas Persönliches wiedergefunden haben: Ich habe genau das selbe erlebt, was in dem Song passiert. Das ist toll; deshalb mache ich auch weiter.

Anders als Bands wie etwa RHAPSODY habt ihr keinerlei lyrische Grenzen, oder?

Nein, eigentlich nicht.

Du musst also nicht zwanghaft über Drachen und Schwerter singen!?

Ich habe stets versucht, die ganzen Drachen und all das Zeug zu meiden. Das ist nicht so mein Ding. RHAPSODY sind aber eine großartige Band. Die benutzen die Drachen häufig, um eine positive Geschichte zu vermitteln. Das ist auch eine metaphorische Sache. Sie sind halt eine symphonische Fantasy Metal-Band, wovon wir doch ein ganzes Stück entfernt sind.

Ihr wart ja zusammen auf Tour…

Ja. Sie sind eine tolle Band. Wir haben sieben Wochen mit den Jungs zusammen in einem Bus verbracht. Wir hatten viel Spaß, großartige Kerle!

SONATA
SONATA ARCTICA singen nicht so gerne über Drachen.

Ein Kollege und ich hatten einen kleinen Streit. Er hatte euer Silence-Album besprochen und hob besonders The End Of This Chapter hervor, während ich in meinem Review zu eurem Live-Album meinte, dass das Lied zu den beiden schwachen Songs gehört, die ich immer überspringe. Nun wollte ich dich fragen, wie du zu dem Song stehst.

Ich halte es für eins der besten Stücke, die wir je gemacht haben! Es hat ein tolles Feeling und macht live sehr viel Spaß. Wir lieben den Song! Und wenn du Tuomas von NIGHTWISH danach fragst, wird er dir erzählen, dass es (imitiert Tumoas Akzent) einer der besten Songs, die je geschrieben wurden, ist! Er ist ein großer Fan von dem Lied. Es war immer etwas Besonderes für mich. Ich mag alles daran.

Auf diesem Album, Reckoning Night, haben wir eine Art Fortsetzung oder Vorgeschichte in der Form von Don´t Say A Word. Da steckt ein sehr ähnliches Thema dahinter, das die Geschichte auf eine gewisse Art fortführt.

Aber die Musik klingt eher anders.

Ja, natürlich. Wir sind auch eine andere Band. Das ist übernächste Album und es ist viel passiert. Wir sind in vielerlei Hinsicht nicht mehr die gleiche Band. Wir haben unseren Stil verändert und weiterentwickelt. Und wir sind älter. (lacht) Und vielleicht auch reifer.

Viele Bands, Standardbeispiel BLIND GUARDIAN, haben auf jedem Album immer mehr bombastische Elemente. Werdet ihr den gleichen Weg einschlagen und Orchester und Chören zusammenarbeiten?

Ich träume schon lange davon, einen echten Chor auf einem Album zu haben. Vorrausgesetzt natürlich, dass wir eine gute Verwendungsmöglichkeit dafür haben. Ein großes Orchester wie bei den NIGHTWISH-Sachen ist in erster Linie einmal verdammt teuer! Zweitens glaube ich auch nicht, dass es das ist, was wir machen wollen. Es wäre schön einmal ein kleines, zerbrechliches Stück zu haben, bei dem ein Streicherquintett oder so was mitwirkt. Irgendetwas Kleines.

Ihr habt vor ein paar Jahren ein SCORPIONS-Cover aufgenommen, Still Loving You. Welche Rolle haben die SCORPIONS in deiner musikalischen Entwicklung gespielt?

Eigentlich keine besonders große. Ich mag viele von ihren Balladen. Sie haben wirklich großartige Balladen und auch ein paar Rocksongs. Ich habe immer andere Bands gehört, QUEEN und MIDNIGHT OIL und dergleichen. Aber ich mag sie und viele ihrer Lieder.

Warum fiel die Wahl dann auf Still Loving You?

Wir wurden anno 2000 gebeten, etwas zu den Tribute-Album beizusteuern. Wir hatten früher bereits mit der Idee gespielt, Still Loving You zu covern. Manchmal spielten wir zum Spaß die Originalversion. Es schien damals gut zu meiner Stimme zu passen. Deshalb entschieden wir uns dann dafür, es sozusagen zu sonatisieren, damit es wie ein SONATA ARCTICA-Song klingt. Was es meines Erachtens dann auch tat. Und das Lachen am Anfang, das war bei dem ersten Live-Auftritt, den wir je mit SONATA ARCTICA gespielt haben. Als ich merkte, dass die Leute sich fragten, was zum Teufel die Typen auf der Bühne da eigentlich mit einem SCORPIONS-Cover wollen, habe ich einfach gelacht, weil ich wusste, dass es gleich abgehen würde. Als wir das Lied dann aufnahmen, haben wir das Lachen hinzugefügt.

Ihr geht in Kürze auf Tour

Ja, noch etwas weniger als ein Monat.

Probt ihr schon fleißig?

Äh, nein. Jani und ich sind seit Donnerstag in Europa unterwegs um Interviews zu geben. Zuerst in Paris, dann in Athen, Madrid und Mailand. Und jetzt sind wir hier in Donzdorf.

Wie ist es dort so?

Es ist in Ordnung; es ist wirklich toll! Wir haben mehr Interviews gegeben als jemals zuvor! Wir sind jetzt gut eine Woche unterwegs und haben in dieser Zeit mehr Interviews gegeben als für das ganze Winterheart´s Guild-Album. Und das ist erst der Anfang! Wir sind wirklich glücklich!

Hat das Interview geben einen Einfluss auf deine Singstimme?

Nein, absolut nicht. Ich habe gerade eine Erkältung von dem vielen Herumfliegen. Gestern und vorgestern hatte ich sehr hohes Fieber. Langsam geht es mir aber wieder besser. Das hört man meiner Stimme sicher an! Aber ansonsten hat das keinen großen Einfluss auf meine Stimme. Ich schreie ja nicht, sondern rede ganz ruhig.

Hast du schon das neue NIGHTWISH-Album gehört?

Natürlich! Aber es war wirklich witzig. Es kam ja im Frühjahr oder so raus, und ich hatte nicht den Mut, es anzuhören, bis unser eigenes Album Ende Juni fertig war. Dann habe ich es schließlich angehört und dachte: Okay, das ist cool! Denn ich wusste, was für eine Riesenproduktion sie am Start hatten. Und hätte ich das Once-Album während unseren Aufnahmen angehört, wäre das womöglich ein ziemlich deprimierendes Erlebnis für mich gewesen: Wozu überhaupt noch weitermachen?

Immerhin habt ihr noch richtige Speed Metal-Tracks auf eurem Album…

Ja, sie haben gewissermaßen den Mainstream erreicht mit ihrem Material. Das ist wirklich cool. Sie haben all das Potenzial. Warum sollten sie etwas machen, das sie nicht wollen, das nicht so richtig zu ihnen passt?

Sie haben auch einen finnischen Song auf dem Album, Kuolema Tekee Taiteilijan…

Ja, Death Makes An Artist.

Ich würde gerne mal hören, welchen Eindruck das Stück auf einen Muttersprachler macht. Klingt es für dich außergewöhnlich oder grauenvoll?

Es ist absolut bezaubernd! Ich bekomme eine Gänsehaut, wenn ich jetzt nur daran denke! Es ist ein wirklich wunderschönes Lied. Der Text ist sehr bewegend, es ist ein fantastisches Lied!

Ist auf Tour sein wie Urlaub machen?

Nein! Das ist es sicherlich nicht. Wir bekommen nicht allzu viel zu Gesicht. Im Urlaub kann man längere Zeit an einem Ort verbringen. Wir sind dagegen ständig auf Achse. Es läuft alles folgendermaßen: Man wacht auf im Bus. Man fragt sich: Hoho, was kann ich essen? und geht zum Catering. Wenn man Zeit hat, kann man ein paar Kilometer laufen und sich anschauen, was es in der Nähe der Halle zu sehen gibt, meistens befindet man sich aber an der Stadtgrenze fernab von allem, so dass man nichts zu sehen bekommt. Dann macht man Soundcheck. Danach gibt es Abendessen. Naja, dann hat man einen Auftritt. Nach dem Auftritt schaut man sich die anderen Bands an, trinkt ein paar Bier oder gibt noch Interviews. Dann kehrt man in den Bus zurück, trinkt noch ein Bier, legt sich schlafen und wacht schließlich in der nächsten Stadt auf. Und dann fängt die ganze Sache wieder von vorne an.

Wir hatten zuletzt einige freie Tage in Paris und in Wien. Diese Städte kennen wir nun. Coole Sache, man sieht den Eiffelturm! Das ist etwas Besonderes.

SONATA
Tony und Jani bekommen auf Tour eher wenig von den Städten mit, in denen sie auftreten.

Welchen Einfluss hat Alkohol auf deine Stimme, wenn du auf Tour bist?

Ich versuche, nicht allzu viel zu trinken. Aber natürlich trinke ich ein bisschen. Ich trinke nicht sonderlich viele harte Sachen wie Whisky und Wodka, wenn wir auf Tour sind. Das ist überhaupt nicht gut für die Stimme. Ich versuche es auf ein Minimum zu beschränken. Aber man muss irgendetwas haben. Man hat viel Adrenalin im Blut, wenn man von der Bühne kommt. Dann braucht es ein oder zwei Bier, damit man etwas zur Ruhe kommt.

Wann hast du überhaupt mit dem Singen angefangen?

Nun, in dieser Band habe ich zum ersten Mal richtig gesungen. Damals war ich 20. Jetzt bin ich 29, also vor neun Jahren. Cool!

Feierst du dann nächstes Jahr!?

Ja, vielleicht. Die ganze Sache mit SONATA ARCTICA begann damals Ende 1995, Anfang 1996. Die Band nähert sich also dem zarten Alter von zehn!

Ihr habt in letzter Zeit regelmäßig neue Alben veröffentlicht, fast jedes Jahr ein neues.

Naja, alle anderthalb Jahre…

Du schreibst auch die ganzen Sachen. Hast du trotzdem schon mal daran gedacht wie Neal Morse oder auch Timo Tolkki, die ja auch das Songwriting für ihre Bands machen, ein Soloalbum aufzunehmen?

Ja, ich habe mit vielen Leuten darüber geredet. Wenn ich genügend Songs zusammen habe, die nicht zu SONATA ARCTICA passen, mache ich vielleicht eine Sologeschichte. Oder wenn SONATA ARCTICA einmal aus irgendwelchen Gründen eine Pause einlegen. Ich werde auf alle Fälle weiterhin Musik machen. Aber SONATA ARCTICA ist die Nummer eins. Wenn eben die Lieder kommen und keine SONATA ARCTICA-Songs sind, dann wird es ein Soloalbum geben. Und ich bin mir hundertprozentig sicher, dass ich es eines Tages so oder so machen werde, komme, was wolle.

Rebellieren die anderen Bandmitglieder manchmal gegen deine musikalischen Ideen?

Nicht oft. Hin und wieder gefällt ihnen etwas nicht, wobei ich ihnen bisweilen dann auch Recht geben muss. Aber häufig spiele ich mit einer Idee herum und gebe nicht auf, bis sie plötzlich anfangen, es ebenfalls zu mögen. Manche Ideen brauchen eben etwas länger.

Benutzt du sie auch als Versuchskaninchen, wenn du dir nicht sicher bist, ob ein Stück funktioniert?

In der Vergangenheit habe ich das öfter gemacht. Aber inzwischen kommt das nur noch selten vor. Viele Sachen bringe ich direkt ins Studio mit, wo sie es dann zum ersten Mal hören. Sie haben gelernt mir zu vertrauen.

Zum Ende noch die Frage, welches für dich das beste Album zum Autofahren ist?

Das ist wirklich schwer. Etwas, das nicht zu schnell ist. Denn wenn ich etwas Schnelles anhöre, beschleunige ich automatisch.

Du hörst also nicht euer neues Album an.

Nein. (lacht) Ich höre mir unsere eigenen Alben ohnehin nicht so häufig an. Manchmal, wenn ich mir einen Whiskey gönne, betrachte ich, was wir eigentlich so alles gemacht haben. In letzter Zeit habe ich im Auto oft die FARMER BOYS gehört. Man findet ihre Alben in Finnland nicht so leicht. Aber glücklicherweise habe ich ein paar von Nuclear Blast bekommen. Sie sind toll!

So, jetzt haben wir das Ende des Kapitels beziehungsweise des Interviews erreicht. Ich habe es in Interviews bislang immer vermieden, aber ja: Hast du irgendwelche abschließenden Worte?

Ich habe es fast allen erzählt, da wir auch bald auf Tour gehen: Bitte hört euch das neue Album an und kommt dann zu den Konzerten, damit wir zusammen Spaß haben können!

Und ganz zum Schluss vielleicht noch irgendwas, das du noch niemandem erzählt hast?

(lacht) Wirklich schwierig.

Geschichten aus deiner Jugend…

Oh…

Pläne, was du als 60-Jähriger machen willst…

Mh, wenn ich 60 bin, werde ich langsam daran denken mich mit SONATA ARCTICA zur Ruhe zu setzen… (lacht) Aber das ist so eine Sache mit dem Ruhestand. Man wird uns womöglich immer noch auf der Bühne sehen, wenn wir 80 sind und immer wieder die gleichen Songs spielen!

Livebilder: boxhamster
Promobild: Nuclear Blast

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