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SACRED STEEL: Der Studiobericht zu "Slaughter Prophecy"

Mehr als nur ein Studiobericht…

Es herrschte eine relaxte Atmosphäre, als ich am 06. November 2001 das House of Music in Winterbach zur SACRED STEEL Listeningsession betrat. Einige Schreiberlinge waren bereits eingetroffen, ein paar andere ließen noch längere Zeit auf sich warten. Produzent Achim Köhler und einige Bandmitglieder waren noch mit den Vorbereitungen für die Listening-Session beschäftigt, andere gaben bei Bier und belegten Broten bereits erste Infos zum neuen Album. Es war den Jungs von SACRED STEEL schon deutlich anzumerken, dass sie sich darauf freuten, ein paar Außenstehenden das Material des neuen Albums Slaughter Prophecy präsentieren zu dürfen. Hinzu kam, dass der größte Teil der Bandmitglieder die neuen Songs bislang selbst noch nicht zu hören bekommen hat und so mischte sich unter die entspannte Stimmung doch auch ein gewisser Funke an Aufregung – sowohl bei der Band, als auch bei den Schreiberlingen…

…als sich dann die Tür zum Aufnahmeraum öffnete, war die Spannung auf das nun Kommende groß. Diese Spannung wurde aber recht schnell durch Begeisterung abgelöst. Denn SACRED STEEL haben es geschafft ein Album einzuspielen, das wirklich keinen der Anwesenden enttäuschte. Und wer glaubte, von SACRED STEEL bekomme man über Jahre hinweg eh immer nur das gleiche zu hören, der wurde recht schnell eines besseren belehrt. Denn für Überraschungen sorgt das neue Album Slaughter Prophecy zuhauf. Eins ist klar: bei diesem Album handelt es sich sicher um das abwechslungsreichste Album, das SACRED STEEL je geschrieben haben und gleichzeitig hat die Band ihre musikalischen Grenzen noch nie so weit gedehnt wie auf Slaughter Prophecy. Recht schnell wurde klar, dass die Band hier kein sicheres Album abliefern wollte. Vielmehr ist das Viertwerk der Band eine Platte ohne Kompromisse geworden, die nicht nur für die Gegner von SACRED STEEL, sondern auch für die Altfans der Band eine Herausforderung darstellt. Dennoch lässt Slaughter Prophecy trotz einiger Experimente ganz klar die Handschrift von SACRED STEEL erkennen. Die Band konnte sich im Laufe ihrer Existenz eine ganz eigene Identität zulegen, hat aber dennoch kein Problem damit neue Wege einzuschlagen und an ihren Wesenszügen zu arbeiten. SACRED STEEL haben keinen Bock darauf das zu machen, was die Leute und vor allem die Kritiker von ihnen erwarten. Die Band zieht ihr ganz eigenes Ding durch und das wussten Jörg Knittel und Gerrit Mutz auch immer wieder zu betonen, als ich die Jungs eine Woche nach der Listening-Session in einem kleinen gemütlichen schottischen Pub in Ludwigsburg zum neuen Album interviewen durfte.

Doch kommen wir zunächst zu den Songs…

SLAUGHTER PROPHECY

Die wohl größte Überraschung des gesamten Albums erwartet einen gleich zu Beginn mit dem Titelsong „Slaughter Prophecy“, mit dem wohl so mancher Altfan sein Schwierigkeiten haben könnte. Denn dieses Stück ist mehr Death Metal als alles andere! Ja wirklich! Zwar ist das typische SACRED STEEL-Riffing nach wie vor unverkennbar, „Slaughter Prophecy“ poltert aber dermaßen drauflos und Gerrit (!!!) grunzt den größten Teil des Songs ziemlich derbe durch, so dass ich die geschockten Gesichter jetzt schon lebhaft vor mir sehe. Dennoch geht „Slaughter Prophecy“ aber sofort ins Ohr und vor allem steht der Band diese enorme Aggressivität verdammt gut zu Gesicht, so dass für den „Open Minded SACRED STEEL Fan“ das Album gleich mit einem echten Highlight eröffnet wird. Ziemlich geil!

(Gerrit) Ich kann nur sagen wie der Song zu mir gekommen ist. Ich hab das Tape vom Jörg bekommen und darauf einen Text geschrieben. Ich dachte mir dann, dass man den eigentlich härter singen müsste. Im Proberaum klang das dann immer recht thrashig, was ja dann eigentlich nicht so weit von dem entfernt liegt, was wir bisher gemacht haben. Das ganze war zu dem Zeitpunkt einfach noch nicht so tief, wie es jetzt auf Platte rausgekommen ist. Im Proberaum hört man meinen Gesang sowieso nicht, weil unsere Gesangsanlage Scheiße ist. Ich habe mir dann bis zum Studio keine Gedanken über den Song gemacht, außer dass er eben etwas härter ausfällt. Dass der Song dann so hart klingt, wie er jetzt auf der Platte gelandet ist, das war definitiv nicht geplant. Ich stand hinterm Mikro und hab nur mal getestet, wie der Gesang so rüberkommt. Ich habe die Stimme dann etwas tiefer gesetzt und das hört man jetzt auch noch am Anfang des Songs. Der sind zwei kurze Stellen, wobei sich die eine eher blackmetallisch und die andere eher deathmetallisch anhört. Das waren eigentlich nur Gesangsübungen und die haben wir jetzt einfach draufgelassen. Ich dachte mir dann, dass sich das einfach geil anhört und dass das viel besser zu dem Song passt. Ich hätte eigentlich so ähnlich gesungen wie bei Pagan Heart (ein Song, der uns im Studio noch nicht präsentiert wurde – der Verf.). Aber es hat einfach besser gepasst und der Jörg meinte, dass ich es so machen soll. Wir waren dann auch absolut mit dem Ergebnis zufrieden. Wir haben dann noch darüber diskutiert, ob wir das so lassen können, aber uns hat es allen gefallen und darum geht es nur. Es wäre nun mal nicht ehrlich gewesen, da jetzt einen Powermetal-Gesangslinie drüber zu legen, die dann total Scheiße klingt, nur um jemandem zu zeigen neenee, mit uns könnt ihr immer rechnen, wir machen genau wie zig andere Bands in Deutschland zehn gleiche Alben hintereinander. Wir wollten ein Album machen, das uns selber überrascht und uns auch viel Spaß macht – hoffentlich auch viele Jahre. Wenn ich mir das Album zum Beispiel nachher im Auto anhöre, will ich sagen wow, das ist super und will auch selbst überrascht werden. Ich will selbst Spaß haben an der Platte und das ist halt nicht der Fall wenn ich zum hundertsten Mal ein Wargods of Metal mache. Bei uns haben sicherlich viele gedacht, dass wir immer dasselbe machen werden. Power Metal/True Metal, die machen eh immer das gleiche! Das sind wir halt nicht.

SACRED BLOODY STEEL

Wem der Opener dann aber doch ein Stück zu heftig ausgefallen ist, der wird mit dem zweiten Song dann wieder etwas versöhnt werden. Ein melodisches Gitarrenintro leitet „Sacred Bloody Steel“ ein, der sich als klassischer SACRED STEEL Abgehsong entpuppt, und durch die vielen Melodien eher das Kontrastprogramm zu „Slaughter Prophecy“ darstellt. „Sacred Bloody Steel“ hätte auf jeden Fall auch gut auf das „Wargods“-Album gepasst. Das weiß auch Jörg so zu bestätigen:

Ja klar. Sacred Bloody Steel ist da ein gutes Beispiel. Es wäre ja auch komisch, wenn wir jetzt völlig anders klingen würden wie auf der Wargods. Wir haben zwar unser Spektrum erweitert, aber letztendlich ist es halt SACRED STEEL. Ich denke live werden die neuen Songs sehr gut zu den alten passen.

(Gerrit) Live wird Slaughter Prophecy sicher auch nicht so extrem klingen, denn sonst wäre meine Stimme gleich nach dem Opener weg wenn ich so grunze. Entweder werden wir das zu dritt aufteilen oder ich werde den Song einfach so singen wie im Proberaum. Letztendlich ist es ja auch nur ein SACRED STEEL Song. Und ob wir den langen Song live spielen werden müssen wir erst abwarten, weil wir nicht wissen, ob wir die Stimmung so rüberbringen können. Ich habe da so meine Zweifel.

THE RITES OF SACRIFICE

Wieder ein ganzes Stück derber geht es dann bei “The Rites of Sacrifice” zur Sache, das nun auch wieder an einigen Stellen mit Grunzgesang ausgestattet wurde. Ansonsten ist Track Nummer 3 was die Melodieführung und die Geschwindigkeit angeht sehr stark an das Stück „Wargods of Metal“ angelehnt und so erwartet den Fan ein weiterer Leckerbissen. Die Parallele zu Wargods of Metal kann Gerrit allerdings nicht so erkennen:

Echt? Von wem ist Rites of Sacrifice? Von Oli…ja, der hat auch Wargods geschrieben. Wenn dir das so auffällt – okay. Ich hätte den Song niemals mit dem anderen verglichen, weil für mich Rites of Sacrifice eben ein völlig anderer Song ist – logischerweise. Vom Text her ist es ´ne ganz andere Geschichte aber es ist okay. Vielleicht gefällt deshalb Rites of Sacrifice so vielen alten SACRED STEEL-Fans. Wahrscheinlich klingt er doch wie Wargods und uns ist es nie aufgefallen. Wie gesagt steckt ja keine Planung dahinter.

RAISE THE METAL FIST

“SAVATAGE”, rief Götz Kühnemund spontan aus, als das Riffing zu “Raise the Metal Fist” einsetzt. Und tatsächlich, als hätte es der Titel des Stücks bereits prophezeit, könnte es sich bei „Raise the Metal Fist“ um einen echten SAVA-Klassiker handeln. Ein ziemlich tighter Metal-Stampfer, der zum einen mit einem coolen Mitgröhl-Refrain ausgestattet wurde und zum anderen mit Textzeilen wie „Are you Metal?“ vollends das Metallerherz höher schlagen lässt. Eine weitere Überraschung auf „Slaughter Prophecy“.

(Jörg) Wenn ich ein Riff gemacht habe nehme ich das auf und lass es erst mal ein paar Tage reifen. Erst zwei bis drei Tage später, als ich mir das Riff angehört habe um zu sehen, was ich besser machen könnte ist mir aufgefallen, dass es nach alten SAVATAGE klingt. Aber ich fand es völlig geil und von daher sprach nichts dagegen das Riff zu verwenden. Es geht sicher irgendwo in die Richtung aber das ist meiner Meinung nach legitim. Ich habe ja nichts kopiert. Wobei dann aber noch der Titel hinzukommt… (Gerrit) Das war aber wirklich Zufall! Ich habe schon lange bevor der Jörg mit dem Riff ankam den Text gehabt. Der Titel Raise the Metal Fist stand eigentlich schon lange bevor der erste Song des Albums stand. Ich überleg mir schon immer vorher, worüber ich schreibe und ich wollte – da das letzte Album ein Konzeptalbum war – auf jeden Fall auch wieder ein paar Sachen draufhaben, in denen es um unser Verhältnis zum Heavy Metal geht. Das musste einfach sein. Die neuen Texte sind eine Mischung aus den vorherigen Platten und da auf der Dritten kein Metal-Text drauf sein konnte, musste das dieses mal logischerweise wieder sein. Das der Text von Raise the Metal Fist jetzt noch zufällig auf einem SAVATAGE-Riff landet… Jörg relativiert den Vergleich zu SAVATAGE dann auch gleich noch ein Stück. Man muss ja auch sagen, dass es eigentlich nur dieser Strophenteil ist. Die Bridge und die Strophe klingen total anders. Es ist nur dieses eine Strophenriff, das so in etwa in die Richtung geht. Und letztendlich kommt es SACRED STEEL ja auch auf etwas ganz anderes an, als irgend eine Band zu kopieren: (Gerrit) Ich muss auch sagen, dass ich den Song letztendlich hundert mal gehört habe und ich habe nie an SAVATAGE gedacht. Ich finde die alten SAVATAGE geil aber wenn du als außenstehender einen Song hörst dann versuchst du ihn eben viel mehr mit etwas anderem zu vergleichen. Das mach ich ja auch. Wenn ich mit einem neuen Song konfrontiert werde denke ich nicht wie klingt der, sondern was sing ich da drauf. Rites of Sacrifice hätte auf dem Song einfach nicht gepasst und deshalb wurde es eben Raise the Metal Fist. Das ist auch wieder so eine Sache wo uns die Leute Kalkül unterstellen können. Aber das ist egal. Es war Zufall und es ist ein trotzdem ein geiler Song geworden, der wirklich auch jedem SACRED STEEL Fan gefallen müsste und live sicher auch ein Knaller wird. Nach dem Are you Metal geht das so ab und das ist so eine geile Stelle, das ist live sicher ein Hammer. Der Song darf also auch auf keinen Fall als Kniefall vor SAVATAGE verstanden werden. (Gerrit) Auf keinen Fall, auch wenn wir alle die alten SAVATAGE geil finden. Dem fügt Jörg hinzu: Wir machen halt Metal und da wirst du immer wieder Riffs finden, die dich an andere Bands erinnern. Ich mach ja auch oft Riffs, die vielleicht an SLAYER erinnern, aber trotzdem sind die nicht geklaut sondern man hört da eben einfach die Bands raus, die ich vergöttere. Und Gerrit geht noch einen Schritt weiter. Wir haben uns auch überlegt, wie wir das Booklet gestalten. Ich habe dann gesagt, ich hätte gerne eine Liste von Bands die mir einfach viel bedeuten. Egal was die Leute davon halten. Ich habe da ewig rumgemacht, welche Band kommt rein, welche nicht. Es war mir einfach wichtig dass die Leute sehen das sind die Bands die dem Typ gefallen, ganz egal ob sie damit was anfangen können. Da sind Extremst-Doom-Bands dabei, normale Power Metal Bands bis zum ultra Geknüppel. Aber auch Kate Bush. Kate Bush ist die einzige Nicht-Metal-Koriphäe von der ich auch versuche alles zuhause zu horten. Ich versuche da alles zu sammeln weil die Frau mich fasziniert. Das heißt nicht dass ich mir jeden Abend Kate Bush anhöre. Ich höre vielleicht einmal in zwei Jahren Kate Bush aber es geht eine gewisse Faszination von der Frau aus, die auch viele Metaller mit mir teilen. Ich weiß auch nicht warum, die Frau hat etwas magisches. Auf der Liste sind mit die wichtigsten Bands für mich drauf und das hilft vielleicht auch die Platte besser zu verstehen. Da steht dann halt einträchtig THERGOTHON neben NASTY SAVAGE und TROUBLE neben NILE. Ich hör zur Zeit auch viel NILE und auf die steh ich tierisch. Warum soll ich das nicht sagen und warum sollen das die Leute nicht wissen? Es wäre Schwachsinn solche Bands nicht zu erwähnen nur weil wir SACRED STEEL sind. Wir versuchen mit so was einfach so transparent wie möglich für die Leute zu sein.

FACES OF THE ANTICHRIST

Faces of the Antichrist ist ein weiterer Abgeh-Song geworden, der sich sofort im Ohr festsetzt. Schon nach dem ersten Hören muss man unwillkürlich „Satan“ und „Evil“ mitschreien. Insgesamt typisch SACRED STEEL.

LAY ME TO MY GRAVE

Eher ungewöhnlich ist dagegen dann wieder Lay me to my Grave ausgefallen. Es ist der wohl “schwermütigste” Song auf “Slaugter Prophecy”. „Lay me to my Grave“ gehört zu den wenigen Titeln auf diesem Album, der erst mehrere Durchläufe benötigt, bevor er sich festsetzt. Vor allem durch den „Dethrone the Tyrant King“-mäßigen Marschier-Rhythmus lädt „Lay me to my Grave“ dennoch gleich zum Mitbangen ein und Schlagzeuger Matze kann einmal mehr unter Beweis stellen, welch ein enormes Gespür für den richtigen Beat er besitzt. Er weiß halt einfach wo er draufhauen muss, damit das Metallerherz im Takt mitgeht. Für Jörg stellt Lay me to my Grave derzeit ein Lieblingssong des Albums dar…

Ja, das ist halt ein sehr melancholischer Song. Er geht vielleicht ein bisschen in Richtung von DAWN OF WINTER. Ich steh halt auch auf solch gefühlsbetontere Sachen und der Song ist vielleicht ein ganz guter Ausgleich zu Slaughter Prophecy. Es hat ja auch einen Grund, dass wir beide zusammen bei DAWN OF WINTER sind. Ich finde den Text des Songs geil, die Musik passt optimal dazu, das Schwermütige, die Orgel und Keyboard-Parts die wir darunter gelegt haben… Für Jörg und Gerrit passt Lay me to my Grave auf jeden Fall perfekt zu SACRED STEEL. (Gerrit) Bei dem Song war es eben auch wieder so, dass wir gesagt haben, wenn der Song so ist, dann arbeiten wir ihn eben auch so aus dass er so rüberkommt wie er ist. Nicht dass wir da was kaschieren und sagen dass da jetzt ein Metal-Text drauf muss oder so. Ich habe die Kassette von Jörg bekommen, habe sie eingelegt und innerhalb von ein paar Minuten den Text runtergeschrieben auf den ich auch wirklich sehr stolz bin. So einfach ging mir bei SACRED STEEL selten ein Text von der Hand. Bei DAWN OF WINTER eher, weil ich natürlich im Herzen auch ein Ultra-Doomer bin und das Leben nun mal kein Spaß oder eine Vergnügungsreise ist, sondern eine ganz harte Geschichte. Solche Musik gibt uns sehr viel und entspricht uns auch sehr. Beim Doom kannst du naturgemäß viel mehr Gefühl rüberbringen als jetzt beim Metal. Beim Doom kannst du vom Schluchzen bis zum Menschenhass und Weltuntergangstext bis zu Selbstmordsachen alles reinbringen. Ich habe mir früher schon gedacht, dass wenn ich da mal was für SACRED STEEL habe, das dazu passt, dann mach ich das auch. Warum sollte ich da jetzt einen Text wie zu Raise the Metal Fist drauf machen? Das wäre nicht ehrlich. Der Song ist so wie wir ihn uns gewünscht haben. Es ist halt jetzt ein Uptempo-Doom-Song. Klar könnte der jetzt von DAWN OF WINTER sein, aber genauso könnte man dann auch sagen, dass Slaughter Prophecy ein MY DARKEST HATE Song ist. Vergleiche, die Jörg so auch nicht stehen lassen kann: Sie sind eben trotzdem anders. Es sind andere Musiker, es ist eine andere Band. Die Songs klingen trotzdem nach SACRED STEEL. Lay me to my Grave würde bei DAWN OF WINTER völlig anders rüber kommen. Dem fügt Gerrit wiederum hinzu: Es ist natürlich auch logisch, dass es Überschneidungen zwischen den Bands gibt, da es ja schon zum Teil auch die gleichen Leute sind. Und wenn es einen Song gibt, der eben so in der Zwischenebene liegt, wie jetzt etwa Slaughter Prophecy oder Lay me to my Grave, dann wäre es doch Schwachsinn zu sagen, der muss jetzt bei der anderen Band sein, wenn er bei SACRED STEEL vielleicht viel besser funktioniert. Und die Songs funktionieren wunderbar.

LET THE WITCHES BURN

“Let the Witches Burn” fällt dann wieder um einiges geradliniger aus, geht aber erneut recht gut ab. Die Schreie der Hexen im Mittelteil des Songs passen perfekt zum Titel. Hexen sind eh ein Thema, das Gerrit sehr am Herzen liegt.

Ich steh auf Hexen. Ich habe mir schon in den Achtzigern verdammt viele Filme ausgeliehen, nur weil es um Hexen ging. Das meiste davon war totaler Schrott. Ich habe viele Platten gekauft, nur weil die Band irgendwas mit Witch im Namen hatte oder weil die Platte irgendwas mit Witch hieß. Es ist ein Themenbereich, der mich schon seit frühester Kindheit interessiert. Es ist echt so, ich habe als Kind Hexenfilme angeschaut, egal ob sie lustig waren oder beängstigend. Und es ist noch immer eine Thematik die mich total interessiert. Hexen sind einfach ein geniales Thema. Und bei der Platte habe ich das noch mehr aufgegriffen, wobei Hexenverbrennungen ja schon wieder so ein typisches Metal-Thema sind. Wenn jeder mal Brainstorming machen würde, würde sicher allen zig Platten einfallen, auf denen was mit Hexenverbrennungen drauf ist. Das wollte ich eben auch mal irgend wann machen, weil mich das wahnsinnig fasziniert und weil es mich selbst in eine andere Zeit katapultiert. Let the Witches Burn basiert lose auf dem Dario Argento Film The Church. Ich hab den Film zigmal gesehen und der Anfang ist einfach genial. Danach wird es leider eine sehr vorhersehbare und blöde Geschichte, aber die Szene, in der die Hexen platt gemacht werden ist einfach geil. So hätte ich mir den Rest vom Film gewünscht, aber das ist ja meistens so, dass zwanzig Minuten ein geiler Vorspann kommt und dann geht es in die Neuzeit weil es billiger wird. Wenn das so weiter gegangen wäre, wäre es wahrscheinlich mein Lieblingsfilm. Auch immer dieses unsichere, ob es echte Hexen sind oder nicht. Natürlich sehen die Christen die Frauen als echte Hexen, aber dieses Unsichere – ist da wirklich Zauberei im Spiel – das ist einfach genial. Die Geschichte von Let the Witches Burn ist einfach diese typische wir brechen jetzt auf und machen die Hexen nieder und errichten dann eine Kirche auf dem Platz-Geschichte. Es ist völlig klischeehaft und in anderen Variationen schon hundert mal da gewesen, aber es gibt einfach so bestimmte Themenbereich die zum Metal gehören und die wollte ich einfach mal behandeln weil sie mich schlicht faszinieren.

INVOCATION OF THE NAMELESS ONES

Der “Komplex-Song” der Band. In unserem Interview hatten es die Jungs ja bereits angekündigt, auf „Slaughter Prophecy“ setzen sie ihr Vorhaben nun um: mit 9 ½ Minuten stellt „Invocation of the Nameless Ones“ den bislang längsten und komplexesten Song von SACRED STEEL dar. Von einem ungewöhnlichen Intro eingeleitet bietet der Rauswerfer massig Atmosphäre und obwohl sich auch „Invocation of the Nameless ones“ absolut nach SACRED STEEL anhört, schwebt über die gesamte Länge stets der Geist von Bands wie MERCYFUL FATE im Raum. Und mit einem infernalischen Chaos entlassen uns SACRED STEEL aus dieser Listening-Session, die so manche Überraschung barg und die Erwartung, das Album dann komplett im CD-Player laufen zu lassen noch mal ein ganzes Stück steigerte. Für Jörg ist Invocation… zunächst mal mit harter Arbeit verbunden.

Das war eine schwere Geburt. Da haben wir ewig rumgemacht. Etliche Riffs rausgeschmissen, wieder neue geschrieben, herumgedoktort und überlegt…aber im Endeffekt ist er ganz gut geworden, so wie wir ihn uns vorgestellt haben. Für Gerrit lag der Schwerpunkt der Arbeit an dem Song ganz klar auf einer Sache: Für mich war die Atmosphäre das wichtige, denn so ein Song steht und fällt mit der Atmosphäre. Und das blöde an dem Song war, dass wir im Proberaum immer nur das Grundgerüst gespielt haben und außer mir konnte sich niemand den Song vorstellen, weil ich eben das Endergebnis schon im Kopf hatte. So richtig bis ans Ende hat sich den Song wohl niemand durchgedacht. Ich hatte schon einen Großteil von den Stimmen im Kopf fertig, nur dass es im Endeffekt so geworden ist war eine glückliche Fügung. Ich stand zum richtigen Zeitpunkt hinterm Mikro und da war die Atmosphäre einfach so dass ich mich getraut und gemacht habe, was einfach in den Song reingehört. Ich war selbst überrascht wie super das funktioniert hat. Vor allem das infernalische Ende. Das war so eine Sache, die ich immer im Kopf hatte. Ich sagte zu den anderen wir spielen einfach Chaos am Schluss und die sagten nur wie, Chaos? Und dass das wirklich so geworden wie ich mir das vorgestellt habe, das freut mich einfach. Das ist etwas wo ich denke, hey, das ist eine Sache für die es wirklich wert war durch die ganze Scheiße durchzugehen. Das ist einfach so eine Bestätigung, boah, ich hab´s geschafft mit den anderen das so hinzukriegen wie ich es mir vorgestellt habe, und das ist ein super Gefühl und ich bin verdammt stolz auf den Song. Er hätte auch total scheiße werden können wenn wir bestimmte Sachen nicht gemacht hätten. Dann klänge das vermutlich wie IRON MAIDEN nur viel lahmarschiger und es wäre einfach nicht das. Er musste so sein, sonst hätte er keinen Sinn gemacht. (Jörg) Wir wollten ja schon immer so was machen und dass der Song neun Minuten geht das fällt gar nicht auf. Weil so viele Teile drauf sind…, (Gerrit) …trotzdem ist es aber kein Song wie viele andere 9-Minuten-Songs, bei denen viele Parts aneinander gehängt werden. Es ist schon ein Grundschema da, das eben mit vielen Sachen ausgeschmückt wurde. Es hat schon Nerven und Zeit gekostet den Song zu machen, aber das war es wert. Er ist auch ein super Abschluss und vor allem gibt es so auch einen Bogen zum Anfang mit dem infernalischen Geknüppel-Ende. Insofern gibt es da eine Brücke – obwohl das nicht geplant war – und der Kreis schließt sich. Es sind einfach alle Nuancen von SACRED STEEL auf dem Album, die es gibt und es fängt heftig an und hört noch heftiger auf. Und das ist das wichtige und vielleicht auch ein Ausblick auf die nächste Platte. Wenn es ein Balladen-Album wird: nicht böse sein, dann war uns einfach danach.

Und auch Jörg gibt noch einen Ausblick auf das nächste Album:

Ich denke die nächste wird eher noch extremer. Tiefe Stimmen, ganz hohe Stimmen, vielleicht Keyboards, komplexer, abwechslungsreicher,… wir wissen es selbst noch nicht, sind aber allem gegenüber offen.

Gerrit: Es ist ja auch keine Planung dahinter. Der Jens schreibt seine Songs auf eine bestimmte Art, genauso der Oli. Der Jörg hat auch seine gewisse Richtung, in die er geht. Was aus den Jungs rauskommt weiß ich vorher nicht, ich kann nur mit dem arbeiten, was ich bekomme und dann wird gemeinsam entschieden ob das für SACRED STEEL eine Sache ist, die man machen kann oder nicht. Auf der Platte sind ja schon einige Extreme drauf. Du hast ja selbst in deinen Anmerkungen geschrieben, dass vom Death Metal Song über einen melancholischen, bis hin zum epischen Song, bis zum normalen SACRED STEEL-Song. Aber es ist nicht so, dass wir irgend jemand zufrieden stellen wollen oder Angst haben zu weit zu gehen. Das ist alles Quatsch, es ist definitiv keine Planung dahinter was wir machen wollen. Jede Platte ist so, wie wir sie zu dem Zeitpunkt haben wollten. Wir hatten allerdings blöderweise bei der Dritten nicht die Zeit das so umzusetzen, wie sie letztendlich klingen sollte.

Jörg: Meine beiden Lieblingssongs sind derzeit Slaughter Prophecy und Lay me to my grave und das sind beides die Songs, die man von uns sicher nicht erwartet hätte. Ich kann mir deshalb gut vorstellen, dass auf der nächsten Platte mehr solche Songs drauf sind.

Gerrit: Also mir geht es auch so, wenn ich jetzt die Platte anhöre. Ich habe auch bei allem ersten Mal gleich dreimal hintereinander Slaughter Prophecy angehört, nur um mich zu vergewissern, wie geil das eigentlich ist. Ich bin selbst immer wieder überrascht. Das war genau das richtige, dass wir das gemacht haben. Ich habe so eine Weiterentwicklung jahrelang bei anderen Bands verurteilt, nur denke ich dass diese Bands dann eben auch immer in die falsche Richtung gegangen sind. Die sind dann eben poppiger, vorhersehbarer geworden oder haben Balladen geschrieben oder einfach nur scheiß Platten gemacht. Dann kotzt es mich auch als Fan an. Ich hoffe einfach, dass die Leute inzwischen kapiert haben, dass wir wirklich durch und durch Metal sind und Metal ist für mich alles von Doom Metal bis zum extremen Grindcore. Wenn es von Herzen kommt und harte Gitarren hat und kein moderner Scheiß ist, dann ist es Metal. Ich hoffe dass die Leute das kapieren und SACRED STEEL eben nicht abkapseln und in diese True Metal Riege stellen…und dazu verurteilen zehnmal dieselbe Platte zu machen. Das wollen wir nicht, das werden wir nicht und so haben wir uns auch noch nie gesehen. Nur viele Leute haben uns eben so gesehen und wollten uns immer als True Metal Aushängeschild darstellen. Wir sind definitiv True Metal aber NILE sind für uns z.B. auch True metal. Oder MORBID ANGEL!

Jörg: Wir haben eben eine etwas andere Vorstellung vom Begriff True Metal. Für uns ist alles True Metal was von Herzen kommt und aus Überzeugung gemacht wird.

Gerrit: Und es wird eh immer Leute geben die herkommen und einem etwas vorwerfen. Wenn du die gleich Platte machst bist du ein Idiot, wenn du was anderes machst bist du ein Idiot. Irgend jemand kackt dich immer an und zufrieden stellen kannst du eh auch nicht alle. Wenn du dieser anonymen Zahl von Käufern oder Fans das gibst, was du denkst dass sie wollen, dann prostituierst du dich. Das ist für mich Schwachsinn. Ich meine ich will von MANOWAR schon auch ´ne MANOWAR-Platte aber ich hätte auch nichts dagegen, wenn die mich mal wieder überraschen würden. Ich denke die Platte die wir jetzt gemacht haben ist halt um einiges frischer und abenteuerlicher als die letzte die wir gemacht haben. Die Leute sollen einfach probieren sich das anzuhören und wenn es ihnen nicht gefällt, dann tut es mir leid.

Bei MANOWAR kann ich es z.B. nicht mehr hören, wenn sie bei jeder Platte wieder ihre Phrasen runterziehen, dass sie genau das machen was die Fans wollen. Bei der neuen ist das ja jetzt schon wieder der Fall, die Fans wollen anscheinend eine epischere Platte und deshalb machen MANOWAR jetzt ´ne epischere Scheibe.

Jörg: Na gut, MANOWAR haben natürlich auch einen anderen Status. MANOWAR müssen schauen, dass sie von den Verkäufen leben können. Die haben einen viel größeren Druck wie wir. Wir werden nie im Leben davon leben können und wollen es auch gar nicht. Wir können dafür aber genau das machen, wozu wir hundert Prozent Böcke haben. MANOWAR müssen da natürlich schon ein bisschen überlegen, was sie da machen.

Gerrit: Das ist so eine Sache, wo wir uns vor kurzem bandintern drüber unterhalten haben. Was sind unsere Ziele, wo können und wo wollen wir hin. Uns ist da ganz klar bewusst geworden, dass wir eigentlich schon das erreicht haben, was wir erreichen wollten. Wir können das aufnehmen was wir wollen, wir kriegen es bezahlt, wir können unsere Vision verwirklichen,….

Jörg: …wir haben zweimal Wacken gespielt, Bang Your Head gespielt, drei Europatouren gemacht, wir haben eigentlich schon alles gehabt…

Gerrit: …und alles weitere würde eigentlich bedeuten, dass wir uns prostituieren müssten, dass wir schauen müssten, dass wir was kommerzielleres machen, das was die Leute hören wollen oder die Journalisten. Das kann nur dazu führen dass wir aufhören, weil wir sagen müssten, dass es uns nichts bringt. Wir machen deshalb nach der vierten Platte als Band weiter, weil wir einfach das Gefühl haben, dass da noch mehr kommen kann. Und da bin ich mir jetzt schon sicher. Ich bin mir sicher, dass obwohl die Slaughter Prophecy ´ne geile Platte geworden ist, da noch einer drauf folgen kann, weil jetzt eben die Barrieren noch weiter zur Seite gerückt sind. Bei der Wargods wollten wir einfach nur Power Metal machen, mit Bill Metoyer als Produzent muss man ja auch einfach eine US-Metal-Platte machen. Bei der Bloodlust wollten wir unsere Grenzen dann auch etwas dehnen und zeigen, dass wir auch so was wie Master of thy Fate machen können oder das ganze auch mit dem lyrischen Konzept etwas anspruchsvoller machen. Das war auch eine gute Idee, keine Frage, nur war der Zeitrahmen leider etwas zu eng. Bei der neuen Platte war das alles besser. Wir haben uns nach der dritten Platte Platte zum Glück nicht aufgelöst, wie es viele unserer Kultbands gemacht haben. Wie viele Kultbands haben damals nur eine, zwei oder drei Platten gemacht? Wir haben einen ähnlichen Status, vielleicht sogar einen größeren als die Bands damals aber kaufen kann man sich davon trotzdem nichts. Wir sind nun Gott sei Dank an dem Punkt, an dem wir machen können was wir wollen, wo uns keiner reinredet…ich meine die Plattenfirma steht komplett hinter dahinter und ich hoffe, dass die die Platte auch mögen.

Jörg: Die waren natürlich auch ein kleines bisschen überrascht aber sie stehen wirklich total dahinter. Es ist ein gutes Gefühl wenn man weiß, dass einen das Label zu hundert Prozent unterstützt.

Viele haben wahrscheinlich eh gedacht, dass das neue Album bei Iron Glory (Jörg´s Label) erscheint und die Zusage bei Massacre kam ja doch etwas überraschen.

Ja das wäre auch nahe liegend gewesen aber ich sage mal ganz offen, dass SACRED STEEL für Iron Glory zu groß sind. Wir haben noch nicht die Vertriebsmöglichkeiten wie sie Massacre haben und auch nicht die Kohle um jetzt fette Vierfarbanzeigen zu schalten. Das wäre noch zu früh.

Ja aber der Ruf von Massacre war in den letzten Jahren ja nicht unbedingt der beste.

Er hat sich in den letzten zwei Jahren ja aber schon wieder ein Stück gebessert. Vor drei bis vier Jahren war der Ruf schon ziemlich angeschlagen. Wobei man auch fragen muss, welche Plattenfirma hat keinen schlechten Ruf? Ich habe mit Massacre lange Gespräche geführt. Ich habe die negativen Themen auch angesprochen, die ganzen Gerüchte die ich so gehört habe. Wir haben lange darüber geredet und mir wurde viel erklärt, so dass im Endeffekt nichts dagegen sprach dort zu unterschreiben. Zumal sie uns ein sehr sehr gutes Angebot gemacht haben. Das beste Angebot das ich bislang von einem Label bekommen habe und ich war ja mit TRAGEDY DIVINE schon bei Noise und so weiter. Wir haben einfach gemerkt, dass uns Massacre absolut wollen und die gingen auf jeden Punkt von uns ein.

Gerrit: Das ist wirklich ein geiles Gefühl. Jeder von uns hat natürlich so seine Vorstellungen und ich sag mal dass ich da etwas naiv bin. Ich hab da nicht so das Wissen das der Jörg hat, ich sag immer nur Jörg mach! Mir geht es drum, dass ich gerne mal eine geil aufgemachte Digi haben möchte – was jetzt hoffentlich der Fall sein wird – und ich hätte gern eine LP – und die kommt auch. Klappcover wäre natürlich supergeil, kommt aber leider nicht – vielleicht ja mal in der Zukunft. Und ´ne Picture-Platte habe ich jetzt von DAWN OF WINTER was auch schon geil ist. Ich hab da ganz einfache Ziele, ich will einfach nur meine Sachen, bei denen ich beteiligt war, in einer möglichst guten Version zu Hause habe. Da bin ich ganz egoistisch, freu mich aber natürlich auch, wenn das jemand anderem gefällt. Oder wenn sich manche Leute wirklich die Mühe machen sich einen SACRED STEEL Text durchzulesen. Klar, auf der ersten Platte ist da nicht viel rauszuholen. Das sind Schlagwörter gewesen. Auf der zweiten waren die schon besser geschrieben und trotzdem waren sie relativ oberflächlich, keine Frage. Aber zu dem Zeitpunkt war das genau das richtige. Nur bei der Dritten waren die Texte recht tief greifend und das haben leider die wenigsten wertgeschätzt. Auf der neuen Platte hält sich das jetzt gut in der Waage, da sind ein paar typische Metal-Texte, die einfach drauf sein müssen. Wo ich auch immer eine kleine Liste im Hinterkopf habe und sage ich möchte gerne noch ein paar Texte über das und das Thema schreiben. Weil es für mich zum Metal einfach dazu gehört und alle meine Lieblingsbands diese Themen abgehandelt haben. Aber ich bin immer noch der festen Überzeugung, dass ich seit 15 Jahren eigentlich gute Texte schreibe – zwar nicht durchgehend aber doch ein paar und ich würde mich schon freuen, wenn das mal ein paar Leute wertschätzen würden anstatt immer nur zu sagen SACRED STEEL wäre nur Metal, Metal, Metal. Natürlich habe ich mir das Grab selbst geschaufelt, keine Frage. Ich bin da selbst dran Schuld. Aber schon auf der Wargods waren einige Lichtblicke, bei denen ich wirklich gute Texte geschrieben habe. Das ist so eine Sache wo ich mich wirklich freuen würde, wenn mal jemand in einem Interview auf mich zukommen würde und sagen würden hey, bei dem Text geht es doch darum und darum. Nicht so wie bei der letzten Platte wo dann immer die Alibifragen kamen erzähl mal um was es im Konzept geht. Auf so was habe ich dann auch keinen Bock. Ich hab dann auch gesagt, dass ich gar nicht auf das Konzept eingehe. Ich habe bei der Dritten eh schon irgendwie alles zusammengekürzt, nur damit es noch reingepasst hat – wie gesagt, wir waren leider ziemlich unter Stress. Ich habe da verdammt viele Kompromisse eingehen müssen, die mich dann echt angekotzt haben. Aber auch wenn die Hälfte fehlt denke ich, dass die Texte noch nachvollziehbar sind und sie die Mühe wert sind, sich damit zu beschäftigen. Wir hatten sogar einen, der die Dinger übersetzt hat – ein Fan von uns. Ich wollte das dann eigentlich auch ins Internet stellen, habe dann aber mal angefangen seine Übersetzungen mit meinen Texten zu vergleichen und habe gemerkt, dass er was gutes gewollt hat – was ich auch supergeil fand, es hat mich echt beschämt, was der sich für eine Arbeit gemacht hat – aber im Endeffekt hat er sinngemäß drei Viertel falsch übersetzt. Die deutschen Übersetzungen fand ich super, die haben sich klasse gelesen, aber wenn man sie wirklich 1:1 nebeneinander gelegt hat, dann war es halt nicht abdruckbar. Ich hätte seine Übersetzung erst noch mal überarbeiten müssen und deshalb stehen sie auch nicht im Internet. Ich danke dem Typ aber trotzdem, dass er es gemacht hat. Ich fand das so super, dass sich wenigstens einer total mit der Sache beschäftigt hat. Das gibt mir dann schon sehr viel. Es ist wirklich Schade, dass wir damals so sehr im Zeitdruck waren, aber das ist vorbei und jetzt sind wir bei der vierten Scheibe. Vielleicht gibt es ja irgendwann die Möglichkeit in zwanzig Jahren….wobei dann bin ich blöderweise auch wieder im Zugzwang, weil ich alle Notizen weggeschmissen habe. Echt, ich ärger mich zu Tode, ich habe alles weggeschmissen, weil ich so angepisst war…ich habe zu jedem Song ´ne halbe DIN A 4 Seite Einleitung geschrieben…

Jörg: Das wäre einfach auch alles zu viel gewesen. Das Booklet ist ja jetzt schon mit Texten voll…

Gerrit: …und es ist wie gesagt nicht mal ganz die Hälfte von dem gewesen, was ich ursprünglich geschrieben hatte. Es fehlt einfach was, aber wir sind halt keine Band, die kurz mal sagen kann macht da mal ein Klappcover und sonst was. Zumindest damals nicht, vielleicht würde das heute annähernd gehen. Aber das ist um´s Eck und es ist Schade, dass es nicht ganz das geworden ist, aber es wird halt auch nie anders werden, die Platte ist so, basta, und da muss ich damit leben.

Jörg: Wobei es dennoch ein gutes Album ist!

Gerrit, du hast jetzt gerade eben gesagt, dass du dir mit den Texten dein eigenes Grab geschaufelt hast, aber im Grund genommen ist doch das ein Problem, das man bei SACRED STEEL in allen Bereichen so sehen kann. Dass ihr oft eine Quittung für etwas erhaltet, das ihr so nie haben wolltet…

Gerrit: Würde ich nicht sagen, weil mir die Quittung heutzutage völlig egal ist. Ganz persönlich ist sie mir egal. Vor der dritten Platte habe ich schon auch etwas die Überlegung gehabt, dass es jetzt mit SACRED STEEL voll abgeht. Und ich war da sicher auch etwas vernebelt. Ich habe mir schon Gedanken gemacht, wie weit man mit der dritten Platte gehen kann, ein langsamer, ein schneller Song, wie thrashig können wir werden, die Death-Vocals wollte ich schon drin haben, was da noch ein anderer gemacht hat, weil ich es mir nicht zugetraut habe. Da habe ich die Kritiken auch noch anders gelesen, das ist mir aber inzwischen alles so was von egal. Ich kann es nur hundertmal untermauern…ich krieg das Musikbusiness nun auch – zwar nur als Lagerist – bei Metal Blade mit und auch ein bisschen bei Nuclear Blast, weil meine Freundin dort im näheren Umkreis arbeitet. Ich krieg da so viel mit und seh da vieles viel nüchterner. Ich sehe was irgend welche Bands wirklich an Arbeit abliefern, was für eine Planung allein beim Coverartwork dahinter steht, wie viele Träume dahinter stecken und ich bin so glücklich damit was wir erreicht haben und hab da auch gar keine weiteren Ansprüche mehr. Wenn jetzt einer im Legacy zum hundertsten mal schreibt, dass ich klinge wie ein Schlumpf, dann ist mir das egal. Wenn uns jetzt einer vorwerfen sollte, dass wir jetzt auch noch in die Death-Metal Richtung was machen, dann sollen sie das halt. Es ist mir so was von Wurst. Wir haben in den letzten drei Jahren so viel Scheiße gefressen, mitunter auch selbst verschuldet, ganz klar…ich habe auch kontroverse Interviews gegeben, ganz klar, aber ich steh da auch dazu, was ich damals gesagt habe. Ich habe es so gemeint, würde es aber heute vielleicht nicht mehr ganz so krass ausdrücken, weil ich einfach nicht mehr so angepisst bin wie vor zwei oder drei Jahren, weil ich da vieles relaxter sehe. Wenn mir einer blöd kommt dann guck ich erst aus welcher Ecke das kommt und dann ist mir das auch egal. Ich bin gottfroh, dass wir wieder an den Punkt gekommen sind wo wir auch wieder kapiert haben, dass es eben eigentlich um uns geht und dass wir zusammen die Musik machen und nicht für irgend welche Leute. Ich habe keinen Bock mehr auf so was, das korrumpiert dich nur, das prostituiert. Ich kann es verstehen bei Bands die davon leben müssen. Ich mache MANOWAR da auch keine Vorwurf, auch wenn ich die Fighting the World immer noch abgrundtief hasse. Aber ich denke, die haben sie nach drei Jahren damals einfach machen müssen um Kohle zu sehen. Die haben die letzte Platte ´84 gemacht und die nächste ´87, von irgend etwas müssen die ja in der Zeit gelebt haben. Und solche Verkaufsrenner waren die Sign of the Hammer und die Hail to England sicher nicht. Also ist die Fighting the World gekommen und Joey DeMaio hat immer noch dieselben hohlen Phrasen gedroschen wie immer. Auf die Art wer die Platte nicht gut findet ist kein MANOWAR-Fan. Uppsa, hab ich ein Jahr lang kein MANOWAR mehr gehört. Ich habe mich so angepisst gefühlt und gesagt du Arsch! Wie kannst du behaupten dass so eine Drecksplatte ´ne MANOWAR-Platte ist um ein paar Scheiben zu verkaufen und Radiohits wie Carry On zu schreiben, die jeder Bauer in Hintertölz mitsingen kann. Ich find den Song immer noch Scheiße, aber inzwischen seh ich die Notwendigkeit. Vielleicht gäbe es MANOWAR heute nicht mehr, hätten sie nicht die Kings of Metal gemacht, die vom Spektrum weiter war. Da waren ja ultraabwechslungsreiche Songs drauf, die aber irgendwie funktioniert haben. Nur bei der Fighting the World war es halt ein Schlag vor den Kopf. Nur finde ich es ein bisschen arm, dass der 15 Jahre später immer noch verteidigt, dass das ´ne echte MANOWAR-Platte wäre. Ich finde das ein kommerzielles Scheißstück. Das war ein Tritt in die Eier für jeden MANOWAR-Fan. Ich bin wieder MANOWAR-Fan. Ich bin ein Die-Hard-MANOWAR-Fan, ich habe ein Tattoo auf dem Arm und ich war stolz dieses Jahr Joey DeMaio zu treffen, ihm kurz die Hand zu schütteln und mir die Hail to England unterschreiben zu lassen, aber die Fighting the World ist ´ne Drecksplatte. Und wenn ich irgendwann mal die Chance habe ihm das zu erzählen – ohne dass er mich dann gleich umbringt – dann werde ich das schon machen. Das ist meine Meinung seit 14 Jahren.

Ihr habt vorhin gesagt, dass ihr Slaughter Prophecy letztendlich nur für euch gemacht habt. Aber ich muss sagen, dass ich mir da schon ein gewisses Kalkül vorstellen kann. Ihr habt den Song zum einen an die erste Stelle des Albums gesetzt, was für mich schon wie ein klares Statement rüber kommt…

Jörg: Das war schon immer klar, dass Slaughter Prophecy an erster Stelle stehen wird. Wir haben immer gedacht, dass das ein geiler Opener wäre, der fetzt, der geht ab,… da wussten wir ja noch gar nicht, wie das mit den Vocals kommen würde.

Gerrit: Wir haben vielleicht mal – wenn es hochkommt – zwei Sekunden daran gedacht, ob wir den Song nicht an die erste Stelle setzen sollen, aber das wäre feige gewesen. Es ändert ja nichts an der Platte ob der Song an erster oder an dritter Stelle steht. Das wäre nicht ehrlich gewesen und wir wollen ehrlich sein. Wir sind wie wir sind und für uns ist der Song genauso SACRED STEEL und Metal wie jeder andere und er ist der perfekte Opener. Ich saß wirklich mit so einem Grinsen im Aufnahmeraum und dachte jetzt kommt´s! Ich habe selbst eine Gänsehaut bekommen, weil er einfach auch eine Atmosphäre hat und das hat den früheren SACRED STEEL Songs vielleicht ein bisschen gefehlt – Atmosphäre. Das war halt US-Metal. Ich steh aber eben auch auf atmosphärische Sachen, so was wie MERCYFUL FATE´s Satan Fall. Das wollte ich auch immer aber es ging nicht, weil eben die Songs nicht gekommen sind. Diesmal kam einer vom Jens und den haben wir so lange aufgeblasen und aufgebaut bis er uns gefallen hat. Invocation ist so geworden, wie ich es mir in meinen kühnsten Träumen nicht vorgestellt hätte. Er ist noch besser geworden als ich es erwartet hatte. Und das ist klasse, wenn du eine Platte fertig im Kopf hast und ins Studio gehst und dann merkst wie sie sich dann so entwickelt. Das hat vorher nie so funktioniert, bei der Wargods vielleicht noch am ehesten.

Wobei zum Thema Atmosphäre muss ich sagen, dass da schon die alten SACRED STEEL Sachen das gewisse Etwas hatten – obwohl, Atmosphäre ist vielleicht falsch ausgedrückt, Ausstrahlung trifft es wohl eher – das eben auch einigen Leuten gefallen hat, die mit US-Metal-Sachen ansonsten eigentlich nichts am Hut haben.

Es ist halt einfach so, dass SACRED STEEL 110% Heavy Metal, geradeaus und ohne Schnörkel ehrlich ist. Das ist einfach so. Wenn jemand was anderes behaupten will, dann ist mir das auch egal. Das ist für mich definitv Fakt. Als wir SACRED STEEL gegründet haben wollten wir eigentlich eine Coverband machen weil wir einfach wollten, dass es diese Musik wieder gibt, die ´96 ja komplett verschwunden ist. Wir wollten einfach die Songs spielen, von OVERKILL bis zu ANGEL WITCH, die ganzen Sachen die uns gefallen haben. Das war der Grundgedanke, den Metal zu spielen den es einfach nicht mehr gab. Wir haben dann aber gleich gesagt wir sind ´ne geile Band, machen wir doch eigene Songs und die Band hat jetzt ja auch vier Alben ohne Veränderung funktioniert. Für uns ist es wichtig klarzumachen, dass nicht irgend jemand SACRED STEEL definiert, sondern wir definieren SACRED STEEL. Dass wir nie eine Country-Ballade oder so einen Scheiß machen ist völlig klar. Jeder Song wird Metal sein und wenn dann eher noch extremer. Die Bands, vor denen ich Respekt habe, waren immer die, die noch extremer geworden sind. Die zweite Platte von MORBID ANGEL hat mich damals echt vor den Kopf gestoßen. Nach zwanzig Hördurchläufen fand ich sie genial. Das war mir echt zu sperrig. Das sind Bands bei denen du denkst wow, die machen was eigenes und entwickeln ihren Stil innerhalb der Grenzen die es so gibt. Oder zum Beispiel die letzte IMMOLATION. Die ist besser als alle drei IMMOLATION zuvor. Die ist so was von atmosphärisch tief und von den Texten passt bis zum Artwork alles zusammen. Und die haben auch über zehn Jahre gebraucht um das perfekte IMMOLATION-Album zu machen. Vielleicht sind wir auch gerade erst auf dem Weg und machen vielleicht erst in ein paar Jahren das perfekte SACRED STEEL Album. Vielleicht ist es auch Slaughter Prophecy, ich weiß es nicht. Das kann ich selbst wahrscheinlich gar nicht einschätzen.

Zum anderen wirkt es auf mich aber schon auch so, dass ihr mit dem Song irgendwo ausloten wollt, wer wirklich eure Fans sind. Auf eine gewisse Art schon eine Provokation…

Jörg: Nee….

Gerrit: Da war überhaupt kein Kalkül dabei!

Jörg: Wir haben das alles nicht berechnend gemacht, es kam einfach so. Wir haben uns gedacht wenn es die Leute gut finden ist es klasse, wenn nicht dann tut es uns leid.

Gerrit: Im Nachhinein, da die Songs fertig sind, überleg ich mir schon auch, was sie auf die Leute für einen Eindruck machen könnten und ich kann es auch nachvollziehen, wenn so ein Eindruck entsteht. Es ist sicher eine schöne Sache, dass der Opener jetzt so heavy geworden ist und wenn sich die Leute Gedanken darüber machen. Wenn die Leute darüber streiten – gut. Wenn sie es scheiße finden oder super – auch gut. Wenn sich die Leute daran reiben dann merkst du schon, dass du kein gesichtsloses 08/15-Album gemacht hast. Genau das wollen wir eben nicht. Es ist eine gute Begleiterscheinung, wenn sich die Leute an einem Album reiben. Aber das war nicht geplant. Die Songs kommen aus drei verschiedene Ecken, ich mach meine Texte und meinen Gesang dazu, dann proben wir die Sachen und wenn etwas Scheiße ist, dann schmeißen wir es weg. Und wenn es sich nicht typisch anhört, wir es aber gut finden, dann machen wir das halt so. Wir haben auf dem Album 11 Songs inklusive Bonustracks und Intro und die sind alle total unterschiedlich. Und das ist das, was ich mir von dem Album erhofft habe. Nicht dieses stromlinienförmige, und auch nicht die zweihundertzwanzigste Kopie von Keeper of the Seven Keys. Ich fand die Keepers damals schon scheiße, ich war ultra enttäuscht, weil die Walls of Jericho wirklich ´ne geile Platte war. Ich war echt HELLOWEEN-Fan und dann kommt da so eine ha, sind wir nicht lustig-Platte. Da dachte ich mir das kann doch nicht wahr sein, das ist für mich kein Metal. Und leider wird heutzutage so was dann als Prototyp für Power Metal genommen, da krieg ich echt das kotzen.

Du hast vorher mal gesagt, dass die meisten Bands, die sich weiterentwickelt haben, dann eher Balladen geschrieben haben oder proggressiver geworden sind….

Gerrit: …die haben probiert davon zu leben….FATES WARNING zum Beispiel, das unterstell ich denen einfach mal. Oder DREAM THEATER. Die haben alle sperriger oder experimentierfreudiger angefangen. Sie sind dann progressiver geworden – das finde ich aber nicht. Sie sind vorhersehbarer geworden, mitsingbarer und die können hundert mal Konzeptalben machen es ist halt einfach Prog-Mucke, das ist vom Metal in Richtung Prog gedriftet und ich hab mit Prog nichts am Hut….

Jörg: …bei uns lief es genau umgekehrt, wir sind vom Prog zum Metal gekommen…

Ja das wollte ich doch gerade eben auch sagen. Die Vergangenheit sah doch recht proggig aus…

Gerrit: Ich habe die Bands damals aber auch nicht gut gefunden. Ich fand VARIETY OF ARTS furchtbar. Bis auf zwei bis drei Songs konnte ich mit VARIETY nie was anfangen. Ich habe da aber auch nie einen Hehl draus gemacht. Ich war bei jedem Gig so was von sturzbesoffen….

Jörg: Damals war er noch ein richtiges Arschloch.

Wie sieht bei euch denn eigentlich tatsächlich der Kontakt zu den Fans aus? Wie findet der statt, wie schätzt ihr eure Fans ein?

Gerrit: Das kann ich eigentlich nicht beantworten. Ich habe mir, als wir das neue Album aufgenommen habe, überlegt, wie so die SACRED STEEL Fans aussehen. Und da kamen mir so ein paar Gesichter vors innere Auge, die eigentlich genau so rumlaufen wie ich, ihre Lieblingsband auf den Jacken haben und zu mir herkommen und sagen SACRED STEEL ist ´ne geile Band. Ich bin da ja auch immer hinter dem Metal Blade Stand bei den Festivals und für jeden da. Da kommen auch sehr viele her und es sind verdammt verschiedene Leute – auch Leute von denen man nicht unbedingt erwartet, dass die SACRED STEEL gut finden. Irgendwelche Leute mit Black oder Death Metal Shirts, dann gibt es wieder den typischen Fan mit MANOWAR-Kutte, der eben nichts anderes hört als MANOWAR und SACRED STEEL. Ich hoffe nicht, dass es den typischen SACRED STEEL Fan gibt.

Ich denke das ist auch ein interessanter Aspekt. Auf der einen Seite polarisiert ihr, auf der anderen rekrutiert ihr eure Fans aus den verschiedensten Lagern.

Gerrit: Polarisieren ist auch gut. Ich will auch keinen Fan haben, der ein Jahr SACRED STEEL hört und das nächste Jahr irgend etwas anderes, nur weil er es eben vielleicht von einem Kumpel bekommen hat. Ich hoffe einfach, dass unsere Fans eine gewisse Herangehensweise an unsere Musik haben und ein gewisses Lebensgefühl darin spüren.

Insgesamt lässt Slaughter Prophecy letztendlich nur einen Schluss zu: dass dies die abwechslungsreichste Platte ist, die SACRED STEEL je gemacht haben.

Gerrit: Ganz klar. Aber wie gesagt war es nicht geplant, sondern es haben mehr Leute mitgeschrieben. Die letzte Platte hat Jörg allein geschrieben und da ist es klar, das alles eher in eine Richtung geht.

Jörg: Und dann kommt noch der enorme Druck dazu. Bloodlust hat mich fast kaputt gemacht. Ich habe so gut wie alle Songs geschrieben, mitproduziert, gemischt, gemastert, ich habe mich um das Artwork gekümmert,…ich habe zum Schluss einfach keine Böcke mehr gehabt. SACRED STEEL stand mir hier oben. Das war abartig und es war gut bei der Platte alles auf mehrere Schultern zu verteilen.

Von daher hatte ich wirklich auch den Eindruck, dass die MY DARKEST HATE-Scheibe für dich wie eine Art Befreiung war.

Jörg: Ich wollte das schon lange machen, habe aber nie die richtigen Musiker gefunden. Wobei ich auch nie intensiv gesucht habe, da ich ja mit SACRED STEEL und den anderen Bands genug um die Ohren gehabt habe. Aber da wollte ich das jetzt unbedingt machen, weil ich schon jahrelang an den Riffs und so rumgemacht habe. Das war schon auch geil, weil es viele SACRED STEEL Fans nicht erwartet hätten. Da hat mich echt jeder drauf angesprochen – Das passt doch gar nicht, SACRED STEEL und jetzt Death Metal. Ich hoffe dass es die Leute langsam blicken.

Genauso hat ja auch dein Livereview von RAMMSTEIN für Verwirrung gesorgt…

Jörg: Ja, da steh ich aber dazu. Ich höre schon immer Bands wie LAIBACH und find es völlig geil und RAMMSTEIN sind sehr von LAIBACH beeinflusst. Deshalb kann ich RAMMSTEIN-Songs gut finden. Warum denn nicht? Viele Leute können das nicht zugeben, weil sie sich nicht trauen. Ich steh halt zu allem was ich höre. Im Endeffekt können uns die Leute so akzeptieren wie wir sind oder sie sollen es bleiben lassen. Ich muss bei niemandem versuchen mich anzupassen oder dass mich die Leute mögen. Das ist scheißegal. Ich bin wie ich bin.

Was die Produktion angeht, so hat Achim Köhler nun zum zweiten Mal ein SACRED STEEL Album produziert, er war mit euch auf Tour, es scheint ja so als wäre er schon eine Art Wunschproduzent, der gleichzeitig auch ein Freund der Band ist…

Wir haben das Album wieder gemeinsam produziert aber er hatte schon einen enormen Einfluss. Er macht für sein Geld einen sehr guten Job. Wir sind vollauf zufrieden mit ihm und er hat auch auf der Tour einen sehr guten Job gemacht – er hat ja PRIMAL FEAR und uns gemischt. Er ist einfach ein sehr fähiger Mann. Das was er macht macht er gut.

Das Coverartwork von Jan Meininghaus ist ja spitze ausgefallen und es könnte mein Lieblingscover von SACRED STEEL werden. Man kommt aber nicht umhin, dass es etwas an das FALCONER-Cover erinnert…

Das könnte daran liegen dass es der gleiche Künstler ist, hehe. Das MY DARKEST HATE Cover stammt ja auch von ihm und sieht völlig anders aus. Aber wenn er gerade solche langhaarigen Muskelmänner malt dann ähneln die sich manchmal schon. Aber es sieht geil aus und wir wollten diesmal ein düsteres Cover. Schlicht und Düster. Und das passt optimal.

Ja und so hart das nun für euch ist…bis zum 04. Februar 2002 müsst ihr euch gedulden, denn erst dann wird Slaughter Prophecy in den Läden stehen….

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