JULIE LAUGHS NOMORE: …denn morgen könntest du wirklich wissen, wie es ist, wenn man stirbt!

Schweden, Land des Knäckebrots und der Selbstbaumöbel, bietet bekanntlich neben Kötbullar auch überdurchschnittlich viele talentierte Bands – eine davon ist JULIE LAUGHS NOMORE. Sänger Danne äußerte sich ausführlich im Interview…

Schweden, Land des Knäckebrots und der Selbstbaumöbel, bietet bekanntlich neben Kötbullar auch überdurchschnittlich viele talentierte Bands – eine davon, die noch nicht so lange dabei ist, sind JULIE LAUGHS NOMORE. Mit ihrem zweiten Album From The Mist Of The Ruins bewiesen die Jungs, dass es durchaus noch möglich ist, im Göteborg Metal neue Wege zu gehen. Sänger Danne äußerte sich ausführlich im Interview via email – doch lest selbst:

Eigentlich ist die erste Frage nicht besonders originell, aber da ihr noch nicht so bekannt seid, dass man eure Bandhistory als bekannt voraussetzen könnte, interessiert sich sicher der ein oder andere dafür – also bitte:

Wir haben die Band 1995 gegründet, damals wollten wir hauptsächlich langsame und depressive Songs machen, unsere größten Einflüsse waren Bands wie Paradise Lost oder Candlemass. 1996 haben wir dann eine 4 Track EP aufgenommen, mit der zumindest ich nicht besonders glücklich war. Der Sound war schlecht und ich bin mit meinem Gesang ziemlich unzufrieden. Trotzdem haben wir die komplette Auflage des Albums verkauft. 1997 haben wir eine Split-CD mit De Tveksamma, einer Band aus unserer Gegend, gemacht. Zu diesem Zeitpunkt hatte sich unser Stil schon in eine eher aggressivere und schnellere Richtung bewegt. Wir hatten kompliziertere Songstrukturen und integrierten erste Growls. Die CD wurde vom Music Network Project HUMLA veröffentlicht und ein paar Kopien sind noch zu haben. Im Moment arbeiten wir übrigens an einem Neuauflage des Songs You´re nothing von diesem Album, den wir als ausschließlich kostenlosen mp3 Track anbieten wollen.

1998 haben wir uns dann mehr in Richtung Death Metal orientiert und verstärkt Growls eingesetzt. Wir haben ein Demo mit den Songs Only Drakness remains und Everything dies aufgenommen und an ein paar Labels geschickt. Ich hatte damals wirklich das Gefühl, dass nun etwas passieren würde, und eines Tages rief dann tatsächlich Jacob Hansen, der Boss von Serious Entertainment bei mir an, um mir zu sagen, dass er an der Band interessiert sei. Der Vertrag war schnell unterschrieben und wir sind dann nach Dänemark, um unser Debütalbum Where only darkness remains, das im Mai 1999 veröffentlicht wurde, aufzunehmen. Das Album bekam überwiegend sehr gute Kritiken. Ein Jahr später verließ uns unser Bassist Babbaen und wurde durch Thomas Olsson ersetzt.

2000 war Serious Entertainment pleite, wir hatten kein Label mehr. Wir haben aber weiter Songs geschrieben, und im Oktober haben wir einen Deal mit Vile Music abgeschlossen, zwei Monate später sind wir ins Black Lounge Studio im schwedischen Avesta.

Warum habt ihr euch nach einem Candlemass Song benannt?

Wir hatten einige Namen zur Auswahl, aber keiner davon hat uns richtig gefallen. Irgendwann hat sich jemand die Candlemass LP Chapter VI angesehen und entdeckte dabei den Song Julie Laughs Nomore. Wir haben eine Weile über den Namen nachgedacht und sind zu dem Entschluss gekommen, dass er zu unserer Musik passt und waren uns dann schnell einig, dass wir uns so nennen werden. Nun, einige Leute lieben diesen Namen, andere mögen ihn überhaupt nicht. Allerdings scheint er etwas kompliziert zu sein, du solltest mal sehen, wie oft er falsch geschrieben wird: Julie Cries Nomore, Julia Laughs Nomore, Julie Is Nomore, Jesus Laughs Nomore – ich denke, ich habe mittlerweile alle möglichen und unmöglichen Varianten davon gesehen…

Mir ist es recht schwergefallen, euch einem Stil zuzuordnen, genaugenommen bin ich bis heute nicht sicher… wie definiertst du selbst eure Musik?

Die Musik IST schwer zu beschreiben, ich würde sagen, dass wir Death/Heavy Metal machen. Als die Band noch sehr jung war, machten wir dem Fehler, uns selbst Grenzen zu setzen. Wir dachten, dass eine Band so und so klingen muss. Mittlerweile sind wir viel offener gegenüber verschiedenen Musikstilen. Ich glaube, dass man auch einfach hören kann, dass Einflüsse von allen möglichem Metal Spielarten da sind. Das macht wohl auch unseren Stil aus.

Ein großer Einfluss für euch ist – neben der Göteborg Death Metal Schule – Blind Guardian. Dein Gesang erinnert stellenweise sehr an Hansi Kürsch, und auch der ein oder andere Gitarrenlauf erinnert an diese Band.

Blind Guardian sind einfach eine großartige Band! Hansi ist ein phantastischer Sänger und die Band hat mit Sicherheit viele andere beeinflusst, in gewisser Weise natürlich auch uns. Ronni (der Gitarrist) ist Blind Guardian Fan Nummer 1 bei Julie Laughs Nomore, er hat einen unglaublichen Ausstoß an wirklich guten Gitarren Melodien, und darunter sind auch sicher ein paar, die von seiner Lieblingsband geprägt wurden. Die Aufnahmetechnik vom Gesang, wie sie Blind Guardian benutzt, die Verwendung verschiedener Spuren, hat mich sicher auch ein wenig beeinflusst – ich denke, das kann man auf From The Mist Of The Ruins auch hören. Ich denke, wir werden auch in Zukunft so arbeiten, vielleicht sogar noch intensiver als jetzt.

Neben den melodisch-epischen Momenten finden sich in euren Songs viele Death Metal Elemente, wie Growls und typische Göteborg Metal-Leads

Nun, wir alle hören uns gerne Death Metal Scheiben an, genauso wie andere Stilrichtungen. Bands, die Growls mit normalem, also klarem Gesang kombinieren habe ich immer gemocht. Früher hatte ich bei vielen Death Metal Bands oft das Gefühl, dass die Songs viel besser klängen, wenn an dieser oder jener Stelle ein klarer Gesang eingesetzt würde. Oder ich habe mir eine Heavy Metal Band angehört, und dachte, dass der Song viel cooler wäre, wenn man hier und da ein paar Growls einbauen würde. Damals habe ich nur klar gesungen, irgendwann habe ich dann einfach ausprobiert, wie denn Death Metal Vocals klingen würden. Ich mag den Gegensatz zwischen den Gesangstechniken sehr, er macht es einfach für mich, meine Gedanken auszudrücken. Was den Göteborg Sound angeht, so werden wir oft mit IN FLAMES verglichen, und die meisten Leute denken auch wir kämen aus dieser Stadt. Ich weiß nicht genau, wie man darauf kommt, aber auch du sprichst mich drauf an, vielleicht ist es einfach der Gitarrensound, den wir manchmal verwenden.

Ich denke, dass es für schwedischen Death Metal Bands ziemlich eng wird, die Konkurrenz ist verdammt groß und man erwartet mittlerweile schon einen ganz bestimmten Stil. Habt ihr euch jemals Gedanken gemacht, wie ihr aus der Masse herausstechen könnt? Habt ihr euch deshalb für einen Stilmix aus Death Metal und melodie-orientiertem Gesang entschieden?

Nicht ganz, wir wollen einfach nur die Musik machen, die wir uns gerne anhören und die wir selbst gerne spielen. Natürlich entwickelt sich eine Band im Laufe der Zeit, aber ich habe nie auf diese Weise darüber nachgedacht. Das Schöne an JULIE LAUGHS NOMORE ist, dass wir uns selbst keine Grenzen setzen. Death Metal klingt nicht so, also lassen wir diesen Part weg – solche Überlegungen gibt es bei uns einfach nicht. Wir kombinieren Genres, weil wir selbst verschiedene Genres mögen, Death, Black, Power und was es sonst noch alles gibt – es sind ohnehin zu viele, um sie alle aufzuzählen.

Im Moment haben wir fünf neue Songs fertig, die alle in eine ähnliche Richtung wie die Stücke auf From The Mist Of The Ruins gehen. Die Hauptsache von JULIE LAUGHS NOMORE wird wohl immer dieselbe sein, Gitarrenriffs, die nach Death Metal klingen und Growls kombiniert mit melodischen Parts und klarem Gesang. Wir haben unsere Musik gefunden, natürlich werden wir uns auch weiterentwickeln. Es ist gefährlich, sich einfach nur zurückzulehnen und einen Song immer und immer wieder zu schreiben. Wenn alles das selbe Muster hat, dann wird es langweilig. Entwicklungen sind ein notwendiger Prozess für eine Band, ohne sie würden die Band schnell sterben.

Welche Bands haben dich im Laufe der Zeit geprägt? Und warum gerade diese Bands?

Es gibt ein paar Bands, die mich in punkto Songwriting oder Gesang beeindrucken, dazu gehörten früher auf alle Fälle Paradise Lost, deren depressiven Sound ich einfach noch immer sehr mag. Dann kamen Testament, Iron Maiden, Helloween und W.A.S.P. Heute sind es eher Hypocrisy, Strapping Young Lad, Dimmu Borgir und Fear Factory. Ganz besonders Strapping Young Lad sind eine meiner Lieblingsbands, denn ihre Musik ist so unvorhersehbar und Devin Townsends Gesang ist einfach nicht von dieser Welt.

From The Mist Of The Ruins lebt von Gegensätzen – in wie fern berücksichtigt ihr Kontraste beim Songwriting?

Die Hauptsache hinter JULIE LAUGHS NOMORE sind Gegensätze. Das zieht sich durch die Musik und durch die Texte, die auch Gegensätzliches behandeln, leben und Tod, Krieg und Frieden – die Musik greift diese Kontraste auf und beschreibt zusätzlich, was passiert. Ich singe mit der Technik, von der ich glaube, sie setzt die Worte am besten um. Wenn eine Strophe von Krieg und Zerstörung handelt, dann ist es natürlicher, dies mit Death Metal Vocals auszudrücken. Das funktioniert natürlich nur, wenn es auch in den Song passt.

Wie wichtig sind Texte für Dich?

Sehr wichtig, denn miese Texte geben dir das gleiche Gefühl wie wenn du einen Film anschaust, im dem zwar ein toller Special Effect den anderen jagt, der aber letztendlich keine richtige Geschichte erzählt. Ich hasse solche Filme! Die Texte für das Debütalbum habe ich alleine geschrieben, bei From The Mist Of The Ruins haben wir zum erstem Mal gemeinsam an den Texten gearbeitet. Das war eine neue Erfahrung, aber auch sehr interessant, denn durch den unterschiedlichen Blickwinkel des Einzelnen kamen wir auf ganz neue Ideen.

Ich mag dem Text zu 200 Years sehr gerne, zum einem, weil man ziemlich viel hineininterpretieren kann, da er keine eindeutige Geschichte vorgibt und zum anderen, weil ihn diesem Song Text und Gesang perfekt harmonieren. Zum Beispiel die Zeile I look up to the sky with a desperate cry – man kann die Verzweiflung förmlich spüren.

Die Texte haben einen Grundgedanken: Sie handeln von einem Menschen, der versucht in einer chaotischen, kriegszerfetzten Welt zu überleben – der schmale Grat zwischen Leben und Tod ist eines der zentralen Themen. 200 Years ist ein besonderer Text, ich habe ihn in einer einzigen Nacht geschrieben. Normalerweise arbeite ich zwei bis drei Wochen, bis ein Text fertig ist. Der Song erzählt von einem Mann., der dem Tod entkommt und zu den Lebenden zurückkehrt. Er trifft dann die Liebe seines Lebens, verzweifelt aber, da er weiß, dass sein Körper wieder sterben wird und er dann wieder in die Welt zurückkehren wird – immer und immer wieder. Die Zeile I look up to the sky with a desperate cry beschreibt den Moment, in dem sein Körper stirbt, um dann wieder in sein „Leben nach dem Tod“ zurückzukehren.

From The Mist Of The Ruins gefällt mir auch deshalb so gut, weil die Musik sehr ehrlich wirkt und Du in deine Gesangsparts 150% Emotion legst. Welche Gefühle sind für Dich mit einem guten Song verbunden und was willst du dem Zuhörer vermitteln?

Zunächst danke für das Kompliment! Ein Song muss, damit er mir etwas bedeutet, glaubwürdig sein und der Text muss mir etwas geben. Ich schließe beim Singen die Augen und versuche mir, dem Inhalt des Songs bildlich vorzustellen – zumindest im Studio mache ich es so. Was soll der Zuhörer fühlen? Ich will, dass sie beim Zuhören dran denken, dass heute ihr letzter Tag sein könnte. Tu etwas, das dir Spaß macht, denn morgen könntest du einer derjenigen sein, der wirklich weiß, wie es ist, wenn man stirbt. Allerdings ist das nicht so depressiv gemeint, wie es sich anhört….

Ich denke, dass eure Songs sehr geeignet sind, um live zu spielen – wie wichtig sind euch Konzerte?

Wir sind der Meinung, dass wir eine gute Live Band sind und wir lieben es, vor Publikum zu spielen. Für uns sind Konzerte sehr wichtig, ich meine, sie machen doch das Leben eines Musiker aus! Wir spekulieren natürlich auf eine Tour, und ich hoffe, dass wir auch nach Deutschland kommen können. Aber im Moment gibt es da noch keine konkreten Pläne.

Nun noch der vampster-Fragebogen:

Welche Alben hast du dir in den letzten drei Wochen besonders oft angehört?

Strapping Young Lad – City (Detox)

Hypocrisy – Abducted (Rosewell 47)

Fear Factory – Demanufacture (Self bias resistor)

Wen würdest du gerne mal treffen?

Ich habe jetzt lange über diese Frage nachgedacht, aber mir fällt einfach keine Antwort ein.. 🙁

Wie wichtig ist das Internet für dich?

Ich liebe es, es ist mein zweites Zuhause!

Heute ist es sehr wichtig, eine Homepage zu haben, zu Promotionzwecken und um in Kontakt mit den Fans zu bleiben. Mp3s sind eine gute Sache, denn man kann seine Musik viel mehr Leuten näher bringen, die sonst vielleicht nie auf die Band aufmerksam geworden wären. Natürlich wird es in der Zukunft Probleme geben, wenn keiner mehr Alben kauft, sondern sich nur noch übers Netz besorgt. Die Labels werden es nicht einfach haben, eine Lösung zu finden. Vielleicht könnten sie ja Mp3 gegen Geld anbieten, manche machen das auch schon – ich habe allerdings keine Ahnung, ob das funktioniert.

Ist euch mal etwas lustiges bei einem Auftritt passiert?

Hmm. Ich kann mich an ein wirklich bizarres Erlebnis erinnern: Während einer Show in Gavle (Schweden) stand eine Lady, die vermutlich so zwischen 45 und 50 war, vor der Bühne und brüllte zwischen jedem Song unseren Gitarristen Benny an: Ich will dich heiraten! ICH WILL DIIIIIICH HEIRATEN!!! 1996 haben wir in einem Jugendhaus in der Nähe von Ljusdal, wo wir leben, gespielt. Wir waren als letzte Band dran und saßen stundenlang rum und langweilten uns zu Tode, weil der komplette Zeitplan verschoben war. Als wir dann nach Mitternacht auf die Bühne kamen, waren ganze fünf Leute da – das war das Publikum. Wir wollten natürlich auch für fünf Leute spielen, doch während des dritten Songs hörte ich irgendwelchen Lärm aus dem Hintergrund. Als wir den Song fertig gespielt hatten, stellten wir fest, dass der Lärm vom Feueralarm kam – und keiner wusste, wie man ihn abstellt! Der Typ, der die Nebelmaschine bediente, war wohl durchgeknallt oder so… jedenfalls war alles voller Nebel und Qualm – es war einfach nicht mehr auszuhalten. Wir haben dann auch nicht mehr lange gespielt.

Wer sind deiner Meinung nach die einflussreichsten Metal Bands aller Zeiten?

Da gibt es einige – Black Sabbath, Iron Maiden, Dio, Helloween, Judas Priest, Kiss… ich kann gar nicht alle aufzählen. Aber die genannten haben eines gemeinsam: einen charakteristischen Sound und Gesang, und natürlich sehr gute Songs.

Dein Schlusswort?

A Mega thanx to Vampster and our German fans!!

The official Julie Laughs Nomore website now have a new adress it´s www.jln.nu.

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