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YELLOW EYES: Confusion Gate

Sechs lange Jahre haben uns YELLOW EYES auf ihr neues reguläres Album warten lassen. Hat es sich gelohnt? Der Meister murmelt, reitend auf dem gefrorenen Pferd, und er leuchtet lichterloh: „Confusion Gate“ mag Konfusion stiften, aber wer sich traut das Tor zu betreten, will nie mehr zurück.

Es fängt schon bei diesem faszinierenden Cover-Artwork an: Die Szenerie wirkt friedlich bis trostlos, aber was ist das für eine mysteriöse Gestalt, die da am Horizont bedrohlich lauert? Es ist der Meister. Er ist uns auf der Spur. Angst bricht aus, aber auch Entzücken. YELLOW EYES haben inzwischen ihre ganz eigene Welt geschaffen, aber ob wir da willkommen sind, ist längst nicht sicher, obwohl dieses Album die New Yorker Avantgardisten sicherlich von ihrer bisher zugänglichsten Seite zeigt.

Denn das mit einer Stunde Spielzeit regelrecht monumental anmutende „Confusion Gate“ besteht vielleicht mit Ausnahme des etwas zerfahrenen „A Forgotten Corridor“ eigentlich nur aus Hits in dem Sinne, dass jedes Stück mindestens einen Part hat, dessen Melodie in weniger aufwändig orchestriertem Hause vielleicht als Ohrwurmrefrain für ein einfaches Metal-Stück verwendet würde, im Hause YELLOW EYES aber eben lediglich der Türöffner ist in eine Welt aus Mysterium, Dissonanz, Schauerlichkeit und Terror irgendwo zwischen Black Metal, Horrofilm und Kunstausstellung.

YELLOW EYES haben ihren Sound perfektioniert

Die Länge des Albums ist an sich schon eine Herausforderung, und dann muss man sich viele der lieblichen Melodien eben auch erst erschließen – manche finden im Hintergrund statt, manche werden dissonant überspielt oder durch das faszinierend abwechslungsreiche Schlagzeugspiel zerhackt, manche aber kommen auch mit dem Holzhammer um die Ecke („I Fear The Master’s Murmur“ z.B. verwöhnt uns mit einem bombastischen Gänsehaut-Finale), und eben diese Balance ist es, die YELLOW EYES auf „Confusion Gate“ einfach mal perfektioniert haben.

Ja, es findet sich einfach alles hier, was die Band groß gemacht hat (und mehr): psychedelische Gitarren und Synthesizer, freche Bassläufe, das geniale, vom Punk geprägte Schlagzeug, ein irres Krächzen im Hintergrund, folkloristische Melodien, kranke Dissonanzen. Und Schafe. Ja, „Confusion Gate“ hat viel von „Master’s Murmur“ – letzteres war ja, wie Ralph Schmidt (ULTHA) im Jahresrückblick von „Black Metal Endurance Punk“ erzählt hat, eigentlich nur ein Zwischenspiel zum letzten „Unholy Passion“-Fest in Köln und besteht wohl aus Elementen aus dem Kompositionsprozess zum eigentlichen Album, das eben jetzt vorliegt.

Määäääh

Am ohrenscheinlichsten ist das natürlich im schon angesprochenen „I Fear The Master’s Murmur“, aber gegen Ende des Albums tauchen eben auch wieder die Schafe auf, die „Gold Door To Blindness“ so großartig gemacht haben, und spätestens dann – aber erst recht nach dem fantastischen Titeltrack als Finale – kann man sich nur noch vor YELLOW EYES verneigen und sagen: Danke für eure Energie und Leidenschaft, eure Musikalität, danke für die Konfusion und die Möglichkeit, dieser irren Welt für eine Stunde etwas entgegen setzen zu können.

Apropos Konfusion und Ralph Schmidt: Der soll hier auch irgendwo zu hören sein, aber ganz ehrlich, ich hab ihn noch nicht gefunden. Ist natürlich auch nicht so wichtig und einfach ein Hinweis darauf, dass Gesang bei YELLOW EYES nicht unbedingt das führende Instrument ist. Stattdessen bestimmen die Gebrüder Skarstad mit ihren Gitarren und Synthesizer das Bild und erschaffen gemeinsam mit Alex De Marias Bass und Mike Rekevics unverkennbarem Schlagzeugstil das bisherige Meisterwerk der Band. Wer ganz mutig ist und das volle Paket haben will, liest auf Bandcamp eben auch noch die Texte (und die Liner Notes!), es lohnt sich:

„I fear that we have stopped too long
The rabbit hill grows white and lost
Forget the gas lamp hissing song
We will not need it in the frost

The fingernail is floating
Toward the siren flows the course
Strange the locust
Strange the fire
Brush the frozen horse“

Na los, wer traut sich?

Spielzeit: 60:59 Min.

Veröffentlichungsdatum: 31.10.2025

Label: Sibir Records

https://yelloweyes.bandcamp.com/album/confusion-gate

Tracklist – YELLOW EYES – „Confusion Gate“

1. Brush The Frozen Horse

2. The Thought Of Death

3. Suspension Moon

4. i. nocturne

5. A Forgotten Corridor

6. I Fear The Master’s Murmur

7. ii. beyond

8. The Scent Of Black Mud

9. iii. the entrance

10. Confusion Gate