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WOMBBATH: Agma

Mit “Agma” legen WOMBBATH ein absolutes Mammutwerk und ihr bisher vielseitigstes Album vor. Während andere Old School Bands das selbe Album seit 30 Jahren aufnehmen, gehen WOMBBATH die Extra-Meile und verbinden Tradition mit Moderne, ohne ihre Wurzeln zu verleugnen.

Vorliegender Artikel befasst sich nicht mit putzigen, pummeligen Pelztierchen aus dem australischen Outback sondern mit dem neusten Output der schwedischen Großmeister WOMBBATH. Auf den Namen Agma hört das hässliche Riesenbaby, denn mit 16 Songs und 73 Minuten Spielzeit bekommt der Brocken einiges auf die Waage. Erst 2020 veröffentlichen WOMBBATH mit “Choirs of the Fallen” ihr letztes full-length Album. Das kam sehr traditionell im HM2-Gewand daher, wuchtig aber mit wenig Überraschungen. Was kann man erwarten, wenn eine Band nur ein Jahr später mit so einem Kaliber aufwartet? Verdammt viel! Zumal diese 16 Songs sich alle zwischen drei und fünf Minuten bewegen und es nicht 15 2-Minüter sind mit 43min Hidden Track, wovon 42min absolute Totenstille sind. Nein, hier wird über die komplette Distanz hinweg hochwertiges Material geliefert.

Old School meets Moderne

Der Opener “The Law of Everything” beginnt erst einmal wie erwartet. Vergleichsweise modern knüppelt man sich entspannt warm und fährt erste Neuerungen auf. Der Sound ist zwar Schwedisch aber es wird bei Harmonie und Riffing doch immer mehr über den Teich geschielt. Die Gitarren sägen immer noch, aber in keinem Vergleich zu gewohnten HM2-Tiefton-Massakern. Neu sind ebenfalls die permanenten Tempiwechsel – ein runder Einstieg. Spätestens ab der zweiten Nummer “At the Feet of Giants” wird bewusst, wie weit sich WOMBBATH mit “Agma” aus dem Fenster lehnen. High Pitched Vocals à la CATTLE DECAPITATION mischen sich hier in den Sound und der Refrain kann durch aus das Attribut “episch” verdienen. Wer damit bei “Death Atlas” nichts anfangen konnte, wird hier auch nicht glücklich werden. Im Gegensatz zu den Kaliforniern sind sie aber eher dezent in den Sound gemischt und nicht dominant. Die erste Minute von “Inquisition Reborn” hätte so auch aus der Feder von DEATH stammen können, bis der melodiegeschwängerte Refrain mit MORBID ANGELesker Intensität weiter brodelt. “Blindly They Follow” ist ein richtiger Kracher – in Überschall eine technische Machtdemonstration in einen so epischen Refrain (minimal High Pitched Vocals im Hintergrund), dass man nur staunen kann. Ganz großes Kino, das immer rechtzeitig auf den Punkt kommt, ohne sich in Frickelei zu verlieren. Mit “Misantropi Och Förakt” hat sich auch ein schwedisch-sprachiger Song in den Reigen eingereiht, der durchaus Erinnerungen an THYRFING zu “Urkraft“-Zeiten erweckt und in seiner Schwere sich anfühlt, als würde man sich in den schwedischen Meerbusen stürzen, um dann sanft von der Gischt umschmeichelt und ertränkt zu werden. “Breathe the Flames” beendet mit  MALEVOLENT CREATIONesker Raserei und Leads, wie sie ARCH ENEMY zu “Stigmata”-Zeiten nicht besser hätten aus den Ärmeln schütteln können, den ersten Teil von “Agma”.

Verschnaufen zur Halbzeit

Nach den ersten 35 Minuten deftiger Hausmannskost gestalten sich die letzten acht Tracks der Platte insgesamt ruhiger, melancholischer und melodischer. Das soll natürlich nicht darüber hinwegtäuschen, dass wir es immer noch knochentrockenem Death Metal zu tun haben und dem Lachs immer noch amtlich auf die Backen getrommelt wird, beispielsweise wenn in “Age of Death”, welches mit einem Violinen-Intro startet, der Chorus mantrahaft hypnotisierend rezitiert wird, während die Gitarren Achterbahn fahren. Mit “In Decay They Shall Fester” haben WOMBBATH sowas wie ihre eigene Hymne geschrieben, die erst mit HYPOCRISY-Atmosphäre langsam stampfend startet, sich der Harmonielehre von AT THE GATES bedient, im Refrain mit Klargesang im Hintergrund unterstützt wird und immer weiter in die Ekstase steigert. Die restlichen Tracks stehen der bisher aufgefahrenen Qualität in nichts nach, jeder Song bedient seine eigene Stimmung und punktet.

Monumental

Es ist wirklich Wahnsinn, was hier über die Dauer von 73 Minuten für ein Programm aufgefahren wird. Während die üblichen Verdächtigen aus den 90ern kompetent seit 30 Jahren versuchen, den Sound der 90er neu einzufangen und dabei eigentlich immer das gleiche Album aufnehmen, gehen WOMBBATH hier die Extra-Meile und knüpfen geschickt an der Moderne an, ohne die eigenen Wurzeln zu verleugnen. Durch die wahrlich unterschiedlichen Stile, die man insgesamt vereint, ist auch für jeden (DEATH-)Metaller etwas dabei, das die eigene heimelige Vorstellung von Schwedentod nährt. Besteller der LP dürfen sich zudem noch über ein abgefahrenes Cover freuen. “Agma” gehört in jede Sammlung. Punkt.

Veröffentlichungstermin: 31.12.2021
Spielzeit: 73min

Line-Up:

Håkan Stuvemark – Guitar
Jonny Pettersson –  Guitar, Vocals
Thomas von Wachenfeldt –  Guitar, violin
Jon Rudin – Drums
Matt Davidson – Bass

Label: Transcending Obscurity
Facebook: https://www.facebook.com/Wombbath

WOMBBATH “Agma” Tracklist

01. The Law Of Everything
02. At The Giant’s Feet (Video auf YouTube)
03. The Seventh Seal
04. Inquisition Reborn
05. Blindly They Follow
06. A World Of Destruction (Video auf YouTube)
07. Misantropi Och Förakt
08. Breathe In The Flames
09. The Age Of Death
10. Oh Fire Of Hate
11. In Decay They Shall All Fester
12. Divine Pain (Video auf YouTube)
13. The Dead And The Dying (Video auf YouTube)
14. Departure From The Light
15. Scorned Existence
16. On A Path Of Repulsion

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