Getrollt wird nicht. WIND ROSE mögen ihre Social-Media-Kanäle mit viel Humor und Kreativität pflegen, doch irgendwo ziehen selbst die Zwerge eine Grenze. Den nordischen Fabelwesen den Garaus zu machen, steckt dem kriegerischen Gespann schließlich so sehr im Blut, wie immer tiefere Löcher in Fels und Stein zu schlagen. Dabei geht es zunächst recht behutsam ans Werk: Das orchestrale Instrumental-Intro „Of Ice And Blood“ zeichnet eine cineastische Kulisse, bei der wir direkt das Kribbeln in den Füßen spüren.
Die Abenteuerlust stillen die Italiener im Folgenden mit acht Stücken, die recht unbeschwert zwischen Folk und Power Metal tänzeln, ohne jemals mit dem eigenen Fantasy-Konzept zu brechen. Das beschwingte „Dance Of The Axes“ erinnert in puncto Melodieführung und mehrstimmigem Gesang wohl nicht zufällig an ENSIFERUM, wobei sich mittels einiger unterstützender Screams eine Spur kriegerische Entschlossenheit zur Epik gesellt.
WIND ROSE bewegen sich auf „Trollslayer“ in ihrer Komfortzone
Fraglos bewegen sich WIND ROSE auf „Trollslayer“ in ihrer Komfortzone: Die musikalische Entwicklung im Vergleich zu „Warfront“ (2022) oder „Wintersaga“ (2019) ist marginal, was die routinierte Umsetzung der Kompositionen immerhin zum Teil auffangen kann. Flötenklänge und ein Hauch ALESTORM begleiten etwa die ausgelassene Partystimmung von „The Great Feast Underground“, wo sich das Quintett mit allerlei Gerstensaft, nicht aber mit lyrischem Feinsinn bekleckert. Generell ist es etwas schade, dass Sänger Francesco Cavalieri und seine Kollegen den eigenen Texten nicht die gleiche Sorgfalt entgegenbringen, wie es Keyboarder Federico Meranda mit den stimmigen Synth-Arrangements tut.
Statt packender Geschichten und Sagen zu erzählen, beschränkt sich der Frontmann mit der durchaus charismatischen Singstimme vorwiegend auf die Aufzählung stereotypischer Schlagwörter: Alkohol, Felsen, Steine, Minen und Äxte – ein wenig mehr Finesse statt derlei Plattitüden wäre sicherlich nicht zu viel verlangt, wenn man schon dem Zwergendasein einen eigenen Song widmet („To Be A Dwarf“).
Auf „Trollslayer“ bedienen WIND ROSE gezielt ihre Stärken, treten dadurch aber auch auf der Stelle
Kraftvoll und feierlich intonieren WIND ROSE ihre Hymnen dennoch, was dem flotten „Home Of The Twilight“ einen dezent erhabenen Anstrich verpasst. Die Brust stolz geschwellt und erhobenen Hauptes präsentiert sich die Band somit auf „Trollslayer“ – nicht ohne Grund, wissen die fünf Musiker doch ganz genau um den Appeal ihres Genre-Cocktails. Voller Gesang, tanzbare Folk-Melodien und ein sattes Rhythmusfundament machen nicht nur den Titeltrack zu einem kleinen Hit.
Nichtsdestotrotz hält sich die Faszination im Zwergenreich diesmal in Grenzen. Nicht weil man den Trollen dem Titel getreu gezielt Feuer unterm Hintern macht, sondern weil WIND ROSE in kreativer Hinsicht auf der Stelle treten. Daher müssen die Mannen aufpassen, vor lauter Freude an der Sache nicht plötzlich ein Loch auszuheben, das selbst für erfahrene Bergarbeiter zu tief ist, um alleine wieder herauszukommen.
Veröffentlichungstermin: 04.10.2024
Spielzeit: 42:15
Line-Up
Francesco Cavalieri – Vocals
Claudio Falconcini – Guitars
Federico Meranda – Keyboards
Cristiano Bertocchi – Bass
Federico Gatti – Drums
Produziert von Lasse Lammert
Label: Napalm Records
Homepage: https://www.windroseofficial.com/
Facebook: https://www.facebook.com/windroseofficial
Instagram: https://www.instagram.com/windroseofficial/
Bandcamp: https://wind-rose.bandcamp.com
WIND ROSE “Trollslayer” Tracklist
1. Of Ice and Blood
2. Dance of the Axes
3. The Great Feast Underground (Video bei YouTube)
4. Rock and Stone (Video bei YouTube)
5. To Be a Dwarf (Video bei YouTube)
6. Home of the Twilight
7. Trollslayer
8. Legacy of the Forge
9. No More Sorrow