Auf dem Cover räkelt sich eine leichtbekleidete Schönheit, während das Album selbst mit einem gediegenen Akustikintro beginnt. Doch der anfängliche Schein trügt, schon die ersten Takte von „Saga“ machen klar, dass „Carpe Diem“ alles andere als leichte Kost ist. Die Akkorde sägen sich jenseits aller Moll- und Dur-Tonleitern ins Ohr, dazu schreit der Sängerknabe wie am Spieß und die Drums legen brachial daherkommende Grooves unter die direkt unter die Hirnrinde gehenden Psychoklänge. Gelegentlich wird in der Folge, wie beispielsweise in „BATS“, der Härtegrad zugunsten zurückhaltender Industrialsoundflächen zurückgefahren, aber zumeist regiert das Chaos, das sich beim genaueren Hinhören jedoch als durchaus strukturiert entpuppt.
WILL HAVEN gelingt es auf „Carpe Diem“, die brachiale Rhythmik von MESHUGGAH mit der schrägen Harmonik von NEUROSIS und den kraftvollen Grooves der DEFTONES zu verbinden, und das in geradezu beängstigender Perfektion. Man kann sich dem beklemmenden Gesamtsound der Band nur schwerlich entziehen und gerät mehr und mehr in den Bann dieser Wahnsinnigen. Es ist dem Album anzuhören, dass die Band bereits seit vielen Jahren aktiv ist und genügend Zeit hatte, nach und nach diesen Stil herauszuarbeiten.
WILL HAVEN haben das Potenzial, den großen Wurf zu landen
Wenn sich die Kalifornier nun noch von den oben genannten Vorbildern ein wenig mehr emanzipieren können, werden WILL HAVEN vielleicht schon mit dem nächsten Album den ganz großen Wurf landen! Das Potential ist auf „Carpe Diem“ bereits zu hören. Nicht zuletzt deshalb stellt das Album eine willkommene Ergänzung der Sammlung dar für alle, die sich an „A Sun That Never Sets“ bereits ein wenig sattgehört haben und denen die Wartezeit auf einen eh ungewissen „Chaosphere“-Nachfolger zu lang wird. Chaotisch, psychotisch, gut!
Produziert von Eric Stenman
Label: Music For Nations
WILL HAVEN „Carpe Diem“ Tracklist
- S.H.R
- Saga
- Carpe Diem
- BATS
- Dressed In Night Clothes
- Dolph Lundgren
- Finest Hour
- Alpha Male
- Miguel…
- Moving To Montana
