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V.A.: Metal Ostentation V

"Metal Ostentation V" ist ein erfreulich abwechslungsreicher Underground-Sampler geworden.

Teil 5 der Metal Ostentation-Reihe ist ein erfreulich abwechslungsreicher Underground-Sampler geworden, der auch das hin und wieder auftretende Manko des Vorgängers – die stellenweise schwache Soundqualität – großteils ausmerzen konnte. Doch begeben wir uns gleich auf Schatzsuche bei dieser Expedition, die uns durch verschiedenste Genres und Länder führt.

Der Auftakt ist mit der finnischen Combo AGONIZER nur bedingt gelungen. Zwar wird einem der Einstieg mit diesem Einbahnstraßen-Melodic Metal leicht gemacht, doch wüsste ich nicht, an welchem Haken ich mich am Song festkrallen könnte, damit ich mich näher mit ihm beschäftigen würde. Das ist dann bei THE OUTBURST schon ganz anders: die Franzosen lassen mit ihrem Avantgarde Metal durchaus aufhorchen, bieten durch alternative Gesangslinien (männliche Growls, weibliche Rockvocals und männliche Semi-Opern-Vocals), die nicht immer astrein klingen, Reibungspunkte und motivieren, sich mit der Band näher zu beschäftigen. Mit Metalcore machen BURST OF FIRE weiter, wobei die Deutschen FAITH NO MORE-Anleihen nehmen und durchaus so manche Groove-Welle lostreten, die aber in den cleanen Gesangspassagen wieder abzuebben droht. Keine Zeit, um auch nur irgendetwas abebben zu lassen, bietet die gute Minute von Hellfuck, die von den schwedischen Black Metallern VÖRGUS ins Rennen geschickt wurde. Rasch wird hier in alter IMPALED NAZARENE-Tradition gebolzt und ich vermeine sogar die Textfragmente Tempo, tempo, tempo zu vernehmen. Ob´s stimmt, sei aber dahin gestellt… Einer gewissen Tradition bleibt auch die ebenfalls aus Schweden stammende Band DEFORMED verbunden, indem sie schnörkellosen Death Metal aufs trockene Knäckebrot schmiert.

Um einen weiteren Exkurs in Sachen Kulinarik zu vollziehen, befüllen BORNHOLM die Gulaschkanone, um dem Hörer eine mit einnehmenden Melodien und dunkler Atmosphäre gewürzte Portion Pagan Metal zu servieren. Die Ungarn garnieren ihren Song dabei mit verschiedenen Abschnitten, wo akustische Gitarren ebenso zum Einsatz kommen dürfen, wie Bombast-Keyboards und Schrammel-Gitarren. Düster und atmosphärisch geht es mit den Russen von DRYADOS weiter, die ebenfalls in die Black Metal-Ecke gesteckt werden könnten, wenngleich L´amour N´enleve Pas Vraiment La Depression auch Bombast- und progressive Elemente in sich trägt. In Ansätzen fordern DRYADOS durchaus das Interesse heraus, obwohl dem Song die letzte Energieleistung fehlt und die Keyboards so richtig nach Russland klingen. Abwechslungsreich geht es auch weiter, indem die Spanier von FALLEN SENTINEL auf zwei äußerst verspielte Gitarren setzen, was in ihrer Musikgattung (sprechen wir einmal von Progressive Dark Metal) nicht zu häufig anzutreffen ist. Before, Part III hat zudem noch einen Keyboard-Teppich ausgerollt, der dem Song zusätzliche Atmosphäre verleiht.

Mit WHISPERING GALLERY wird dann die Bremse durchgetreten. Die Niederländer unterstreichen mit Mistress Guardian, dass sie mittlerweile nicht zu Unrecht bei einem Label unter Vertrag stehen. Der melodiöse Death Doom mit abwechselndem cleanen und gegrowlten Mannesgesang hat seinen Reiz und erinnert stellenweise an die glorreichen Anfänge dieses Genres in den 90er-Jahren. Erinnerungen an alte Zeiten rufen auch die Schweden von FREQUENCY wach, indem dem Metal der 80er-Jahre gehuldigt wird. Nur zu schade, dass hier die Produktion zur Abwechslung einmal etwas auslässt und dem metallischen Biss den Zahn zieht. Zähneknirschend erwartet einen dann der Symphonic Metal der jungen japanischen Gruppe MANDYLION, die mit zwei oder drei (beim androgynen Erscheinungsbild und der Namensgebung der Bandmitglieder kann man sich nie so sicher sein) adretten Pin-up-Girls aufwartet. Instrumental warten MANDYLION mit einem gehörigen Maß an Talent auf, wovon gefrickelte Lead Gitarren und verspielte, mehrspurig angelegte Keyboard-Sequenzen zeugen. Einzig beim Gesang gilt es – wie so oft bei japanischen Underground-Bands – den Hebel anzusetzen. Sängerin Michal und ihr männlicher Konterpart Joshua treffen die Töne etwas gar selten, was Distance For The Glory zu einem zweischneidigen Schwert macht, das zwar gut aussieht, aber noch etwas Schliff benötigt.

Eine eigene Definition von Metalcore liefern DEFINITION OF CHAOS aus Schweden: Malignat macht in seinen ruhigen Passagen neugierig, nimmt in den härteren Passagen Anlauf und bleibt auf halbem Wege zum furiosen Ausbruch stecken. Echt schade. Ebenfalls ganz eigen ist der Bandit Rock der Norweger von PLAZMA ZATZUMA, der naturgemäß auch Ansätze von Punk und Alternative Metal erkennen lässt. Allerdings ist nach zwei abwechslungsarmen Minuten Schluss, so dass man sich nur schwer ein wertendes Urteil bilden kann. Das fällt bei den Deutschen von DISPERSION schon um ein Vielfaches leichter. Ungeteiltes Leid ist ein traditionsbewusstes Death Metal-Brett, ohne Wenn und Aber. In ähnlicher Tonart geht es mit GATHERING DARKNESS weiter, nur mit dem Unterschied, dass die Spanier stellenweise das Tempo etwas drosseln und auch von der Stimmung die Schwerfälligkeit des Doom Metals in Anspruch nehmen. Dass die Produktion hier zu dumpf ausgefallen ist, soll nicht unerwähnt bleiben. Eine eigene Note trägt die Schweizer Formation AMOK spazieren. Einem funkigen Einstieg folgen Death-, Grind-, Progressive- und Avantgarde-Elemente. Interessant ist Idel And Silent allemal, wenn auch etwas zu sperrig, um ins Ohr des typischen Sampler-Konsumenten zu passen.

Mit Härte wird dann das letzte Fünftel des Samplers eingeläutet, indem HERESY ihre schwedischen Wurzeln mit amerikanischen Death Metal-Substral gießen, um ein dornenreiches Pflänzlein emporwachsen zu lassen. Nicht so schön zum Ansehen, aber aggressiv… Auch die Dänen von EXEKRATOR mögen es hart auf hart, wobei sie mehr auf der traditionellen Metal-Schiene unterwegs sind. Auf dieser fahren sie aber auch an Black und Alternative Metal-Elementen vorbei, die Back To Hell einen eigenwilligen Charakter verleihen. Leider ist auch hier der Sound nicht vom besten Tonmeister. Mit ungezügeltem Nu-Thrash legen dann P.R.I.D.E. los. Modernes also aus Mallorca, was dem Sampler in puncto Genrereichtum gut tut, in Sachen Qualitätssteigerung allerdings vernachlässigbar ist. Ganz ähnlich fällt auch das Resümee zum Schlusspunkt des Samplers aus: das schwedische Einmann-Projekt LANTZ (Bandeigentümer Andreas Lantz stellte sich auch schon mit seiner Band SEVEN CIRCLES unserer Kritik) bietet folkloristisch angehauchten Rock, der zum einen mehr die Schultern zucken als das Bein schwingen lässt und zum anderen unverständlicher Weise nach eineinhalb Minuten ausfadet. Das nährt wiederum die Vermutung, dass 2040 reinstes Füllmaterial gewesen ist, um den Genre-Pool um eine weitere Nuance aufzubauschen.

Sei´s d´rum… Denn Metal Ostentation V bietet eine reichhaltige Mischung verschiedener Spielarten des Metals, wenngleich in der fünften Edition die bösen Jungs und Mädels das Kommando an sich gerissen zu haben scheinen. Die qualitative Selektion ist den portugiesischen Produzenten bis auf wenige Ausnahmen gut gelungen, wovon auch der eine oder andere bereits unter Plattenvertrag befindliche Act zeugt.

Veröffentlichungstermin: 2004

Spielzeit: 74:36 Min.
Label: Enclave Productions

Homepage: http://www.enclaverecords.cjb.net

Email-Adresse der Band: enclaverecords@sapo.pt

Tracklist:
1. AGONIZER: Whatever
2. THE OUTBURST: Everlasting
3. BURST OF FIRE: Perception Of Normality
4. VÖRGUS: Hellfuck
5. DEFORMED: Powerspear
6. BORNHOLM: On The Way Of The Hunting Moon
7. DRYADOS: L´amour N´enleve Pas Vraiment La Depression
8. FALLEN SENTINEL: Before, Part III
9. WHISPERING GALLERY: Mistress Guardian
10. FREQUENCY: The Wicked Is Born
11. MANDYLION: Distance For The Glory
12. DEFINITION OF CHAOS: Malignat
13. PLAZMA ZATZUMA: Stigmata
14. DISPERSION: Ungeteiltes Leid
15. GATHERING DARKNESS: The Cold Of The Limbs
16. AMOK: Idel And Silent
17. HERESY: Phantoms Of The Voidness
18. EXEKRATOR: Back To Hell
19. P.R.I.D.E.: Pain
20. LANTZ: 2040

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