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UNPROCESSED: Artificial Void

Als wir nach einer knappen Stunde dem vierminütigen Piano-Outro „Closure“ lauschen, sind wir ein wenig geplättet. Zum einen, weil in den elf Tracks zuvor so unheimlich viel passiert ist, und zum anderen, weil das leise Stück mit seinen elektronischen Ambient-Einsprengseln musikalisch so gar nicht zum Rest passen will und trotzdem „Artificial Void“ perfekt ausklingen lässt.

UNPROCESSED haben uns davor durch labyrinthartige Gänge gejagt; sich ewig windende Tunnelsysteme, an deren Enden zwar stets Licht schimmert, aber doch nie ein Ausgang wartet. Vielmehr sind sie verbunden durch hohe und lichtdurflutete Hallen, die uns Kraft geben für die nächste Etappe durch das nie enden wollende Labyrinth.

Das dynamische Songwriting ist die größte Stärke von “Artificial Void”

Tatsächlich verlangt der Bastard aus technischem Progressive Metal und Djent unsere ganze Aufmerksamkeit, um nicht zu stolpern oder gar eines der unzähligen Details der vielschichtigen Arrangements zu verpassen. Die futuristische Atmosphäre, die UNPROCESSED etwa im Titeltrack erzeugen, erinnert uns an LAST CHANCE TO REASON, während sich die verspulten Gitarren im Opener „Prototype“ an BETWEEN THE BURIED AND ME anlehnen. Selbige treffen wir später noch einmal an, wenn es auch diesmal die Gesangslinien sind, die sich in „House Of Waters“ an den US-Amerikanern orientieren.

Die größte Stärke von „Artificial Void“ ist klar das dynamische Songwriting, das nicht nur auf Songebene spannungs- und wendungsreich bleibt, sondern auch im gesamten Albumkontext die Dramaturgie nicht vernachlässigt. „Ruins“ ist etwa nicht nur der erste vermeintliche Ruhepol der Platte, sondern offenbart durch seine markante Bassspur und die später einsetzenden, verzerrten Gitarren eine überraschende Komplexität, die uns kalt erwischt.

UNPROCESSED haben wirklich an alles gedacht

Die immer präsenten Djent-Einflüsse treten in „Fear“, „Avatar“ und dem vernichtenden „Antler’s Decay“ besonders deutlich in den Vordergrund, wo wir natürlich stellenweise mit PERIPHERY oder MONUMENTS konfrontiert werden, wenngleich UNPROCESSED sich diesen Referenzen zum Trotz einen ureigenen Weg bahnen. Dieser ist oftmals verspielter, noch mehr im Progressiven beheimatet und durch atmosphärische Synthesizer unterlegt.

Dass wir auf „Artificial Void“ niemals die Orientierung verlieren, verdanken wir der transparenten Produktion sowie der starken Gesangsleistung von Gitarrist Manuel, dessen warme Singstimme uns immer dann den rechten Weg weist, wenn uns die heftigen Screams wie in „Down The Spine“ zuvor kopfvoraus in den Boden gerammt haben. Daher ist es kein Wunder, dass wir nach dieser adrenalingeladenen Odyssee erst einmal unsere Gedanken sortieren müssen – wie gut, dass UNPROCESSED zum Schluss auch daran gedacht haben.

Veröffentlichungstermin: 9.8.2019

Spielzeit: 58:42

Line-Up:

Manuel Gardner Fernandes – Vocals, Guitars
Christoph Schultz – Guitars
Christopher Talosi – Guitars
David Levy – Bass, Backing Vocals
Leon Pfeifer – Drums

Produziert von UNPROCESSED, Manuel Gardner Fernandes (Mix) und Marco Kollenz (Vocals & Mastering)

Label: Long Branch / SPV

Facebook: https://www.facebook.com/Unprocessedofficial/

UNPROCESSED “Artificial Void” Tracklist

1. Prototype
2. Artificial Void
3. Ruins
4. Fear (Video bei YouTube)
5. Abandoned (Video bei YouTube)
6. House Of Waters
7. Avatar
8. Antler’s Decay
9. Down The Spine
10. Another Sky
11. The Movements, Their Echoes
12. Closure

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