blank

ULVER: Neverland

Ehrlich gesagt war ich sehr vorsichtig, als „eine neue ULVER kommt“ die Runde machte. Die letzten paar Scheiben haben mich so dermaßen unberührt gelassen, dass ich es schon fast aufgab, mich wieder mit ULVER zu beschäftigen, waren die letzten Alben doch eher aufgewärmter 80er Jahre Pop/Rock mit nur wenigen Hochlichtern für mich. Dafür ist aber der Extended Youth Mix von „Machine Guns and Peacock Feathers“ von 2020 eines meiner Lieblingslieder der Norweger.

Was ist nun anders? Laut ULVER schon mal die Herangehensweise an die Scheibe. „With ‚Neverland‘ we embraced a more ‚punk‘ spirit – more dreaming, less discipline – freer, quite simply“, heißt es in der Pressemitteilung. Träumen trifft es sehr gut.

Auch wenn noch einige dieser 80er Pop-Einflüsse zu hören sind, haben ULVER diese zum Großteil ersetzt und verweilen nun im sphärischen Downtempo oder Lounge, was die ersten beiden Singles („Weeping Stone“ und „They’re Coming the Birds“) beeindruckend unterstreichen.

(Hier muss ich einmal kurz innehalten, bevor keiner mehr weiterliest.
„Downtempo? Lounge? Was faselt der Kerl da? Es geht doch um METAL!!!“
Falls ULVER nicht bekannt sind, vertraut euch bitte mit der Bandgeschichte und, da wir hier unter Metallern sind, fangt am besten ganz von vorne an, ihr werdet staunen.)

Vielleicht kann man mit „Neverland“ Parallelen zu „Themes from William Blake’s The Marriage of Heaven and Hell“ aus dem Jahre 1998 ziehen. Damals haben sie sich nach drei Alben vom (Black-)Metal verabschiedet und haben an elektronischen Soundwelten Gefallen gefunden. Jetzt, wieder drei Alben später, könnte eine neue Aufbruchstimmung beginnen, auch wenn der Stilwechsel nun nicht mehr ganz so abrupt ist. Dazu passt auch, dass der wundervolle Opener von „Neverland“, „Fear in a Handful of Dust“, eine vorgetragene Stelle aus T. S. Eliots „The Waste Land“ beinhaltet:

„…Only
There is shadow under this red rock,
(Come in under the shadow of this red rock),
And I will show you something different from either
Your shadow at morning striding behind you
Or your shadow at evening rising to meet you;
I will show you fear in a handful of dust.“.

Was ist denn nun die Wundertüte „Neverland“ genau? Es ist (endlich) weniger DURAN DURAN (stellvertretend), dafür viel mehr KRUDER & DORFMEISTER meets „Blade Runner“ Soundtrack (beide), z. B. bei „Horses of the Plough“, „Pandoras Box“ oder „Quivers in the Marrow“ und späten JEAN MICHEL JARRE („Elephant Trunk“ oder „People of the Hills“). Große Namen, denen ULVER zu jeder Sekunde gerecht werden.

Doch Peter Pan oder Tinkerbell hab´ ich leider nicht entdeckt, wie es der Albumtitel bzw. das Cover vermuten lassen, dafür viel des Geistes der „Teachings In Silence“ EP oder „Perdition City“.

Schön, wieder zum Rudel zu gehören.

Veröffentlichungsdatum: 31.12.2025

Spielzeit: 41:39

ULVER Line-Up:
Kristoffer Rygg – drums, percussion, electronics, synthesizer, vocals
Ole Alexander Halstensgård – programming, electronics, synthesizer
Anders Møller – percussion, drums
Jørn H. Sværen – synthesizer
Stian Westerhus – guitar, bass guitar

Guest:
Sara Khorami – whispers and voices (recorded at 4 a.m.)

Recording by Kristoffer Rygg & Ole Alexander Halstensgård at Lupercal Studio, Oslo (NO)
Mixing by Anders Møller at Subsonic Society, Oslo (NO)
Mastering by Vegard Sleipnes at Reel to Reel Mastering, Oslo (NO)
Artwork & layout by Paschalis Zervas (+ wolframgrafik)

Label: House of Mythology

Mehr im Netz:
https://ulver.bandcamp.com/album/neverland
https://store.houseofmythology.com/

ULVER „Neverland“ Tracklist:

1. Fear in a Handful of Dust
2. Elephant Trunk
3. Weeping Stone (Visualizer bei YouTube)
4. People of the Hills
5. They’re Coming! The Birds!
6. Hark! Hark! The Dogs Do Bark
7. Horses of the Plough
8. Pandora’s Box
9. Quivers in the Marrow
10. Welcome to the Jungle
11. Fire in the End