„Porta Carrachia“ – zweiter Longplayer der fünf Lüneburger – wirkt, als hätte da jemand ganz ganz lange auf den Studiobesuch gewartet (ein Blick ins umfangreiche Multimedia-Material beweist die einzig mögliche Alternative – ein Studio zur langfristigen, freien Verfügung).
Viele schräge Einlagen der Sorte „hey, hier könnten wir doch eigentlich …“ und „wärs nicht cool, wenn…“ machen die Platte zu einem verdammten Vergnügen. Als Intro ein Beastie-Boys-eskes Chaos aus Riffs und Samples, dann verkündet jemand: „The masters are back“, … Kunstpause für ein zögerliches Aufhorchen des Zuhörers … selbstironisches Totlachen des Ansagers. Immer wieder unterbrochen wird das Album durch solche Hörspieltrack-chen namens „4030 4519“ oder „8710 9368“. Manche klingen, als würden die da Movieoke von „Knockin`on heaven`s door“ spielen, sind superwitzig und gehören einfach zur Platte dazu.
Die Musik: Dröhnende Gitarren, harte Riffs, ein ewig prügelndes Schlagzeug, chaotische Samples und Scratches, dazu zwei treibende Stimmen jagen mit gewaltigem Druck den Puls in die Höhe. Ihre Einflüsse merkt man den Jungs schnell an, da ist einiges an ANTHRAX, SYSTEM OF A DOWN, PRIMUSund SICK OF IT ALL drin, gerade genug, ums richtig krachen zu lassen, aber zu wenig, um Kopie genannt werden zu müssen. Auch Erinnerungen an RAGE AGAINST THE MACHINE werden wach, die Art, mit der TUTRIBES energiegeladen ihre Dringlichkeitserklärungen abgeben, ab „Elephant Song“ laufen Gesang und Instrumente desöfteren mal Amok. Richtig interessant wird das Ganze durch viele Funk- und Breakbeateinlagen, die überraschende Tempo- und Dramaturgiewechsel einleiten und schöne Songstrukturen schaffen.
Der Quasi-Titelsong „Balada Carrachia“ beschreitet den klassischen Weg des letztens Tracks einer Platte: es wird zum Abschied ein wenig gejammt, genauso spanisch, wie der Titel verspricht.
Ausführliches Bonusmaterial rundet das Album ab, Studiotagebuch, Making-of-Video, der Clip zu „TBA“ und ein witziges Flashfilmchen namens „Revolte“ ergänzen die Musik perfekt und geben nur noch mehr Gründe, sich „Porta Carrachia“ mal zu Gemüte zu führen.
Veröffentlichungstermin: 24.04.2004
Spielzeit: 40:59 Min.
Line-Up:
Ingo Stachowski – Hauptstimme
Olman Viper – Schlagzeug und Zweite Stimme
Janno Schütte – Plattenspieler
Flo Maleyka – Gitarre und Hintergrundstimme
Mathias Reiling – Bass und Hintergrundstimme
Produziert von Olman Viper, Maze (Track 1 & 10)
Label: Modual Records/New Music Distribution
Homepage: http://www.tutribes.com
Email: info@tutribes.com
Tracklist:
1.3003 4426
2.Flighttime
3.The Anti Shower
4.Behind
5.TBA (The Pale & The Polished)
6.2007 2087
7.Elephant Song
8.4030 4519
9.Still Sould
10.4 006067 002854
11.Touched
12.(Only My) Experience
13.Resistant
14.8710 9368
15.Own Your God
16.Balada Carrachia