Vorsicht! Hier verlassen sie den Boden der Tatsachen und driften ab in die phantastische Welt der Gitarrenhexer. Instrumentale Science Fiction Welten, in die sich zu Recht kaum ein Hörer traut.
Der Inhalt dieser vor sechs („Violent…“) bzw. fünf Jahren („Live…“) aufgenommenen CD´s hat nichts mehr mit dem zu tun, was Elvis Presley oder Chuck Berry irgendwann einmal angefangen haben. Auf diesen Alben gibt es Musik für Musiker, bizarre Sphären auf sechs Saiten. Völlige Utopie für jeden, der kein Instrument spielt und immerhin noch sehr komplizierte Algebra für diejenigen, die eine Gitarre zu beherrschen glauben. Die einen – für die diese Alben gedacht sind – werden staunen und ihre eigenen Fähigkeiten verfluchen, die anderen – generell alle Liebhaber echter Musik – ziehen jeden Atari Soundtrack diesem Gefrickel vor.
Tony Macalpine steht in einer Reihe mit Steve Vai, Joey Tafolla, Yngwie Malmsteen, David T. Chastain und Joe Satriani. Seit 1986 veröffentlicht er Soloalben, auf denen er die Ergebnisse seiner intensiven Gitarren- und Klavierausbildung mit erstaunlicher Inbrunst demonstriert. 1986 war er zudem beim legendären „M.A.R.S.: Projekt Diver“ Album zusammen mit Tommy Aldridge und Rob Rock involviert.
Songdienliches Schreiben scheint dem Gitarristen auf seinen Solowerken allerdings völlig unbekannt. Und da spielt es in meinen Ohren absolut keine Rolle, welches dieser beiden gesangslosen Alben im Player rotiert. Die Unterschiede zwischen „Live Insanity“ und „Violent Machine“ sind keine Nennung wert. Erstere ist zwar live, aber genau wie „Violent Machine“ gut produziert und im gleichen Stil. Mit Edge Of Insanity (´86) und Maximum Security (´87) hat Mr. MacAlpine zwei Meisteralben vorgelegt, an dem sich jeder neue Output messen lassen muss. Eine solche Einschätzung überlasse ich allerdings lieber den echten Fans, zu denen ich mich nicht zählen kann. Ich habe im Alter von 15 Jahren die Träume von mir als Gitarrengott aufgegeben und zücke jetzt lieber die Airgitarre. Und bei guten Songs weiß ich wirklich ein Gitarrensoli zu schätzen. Allerdings nicht wenn es über ein ganzes Album andauert. Und wer jetzt rausfinden möchte, wo die kleinen Unterschiede zwischen Tony MacAlpine und Steve Vai oder den aktuellen und den alten Alben liegen, der sollte sich die Scheiben schon selber kaufen.
Jens Koch
Line-Up:
Tony Macalpine (g./key.)
Mike Terrana (d.)
Kevin Chown (b.)
Produziert von Tony MacAlpine
Label: Rising Sun Productions
Homepage: http://www.tonymacalpine.com
Tracklist:
Live Insanity:
01. The vision
02. The sage
03. Sacred wonder
04. Box office poison / Piano solo
05. Rusalka
06. Carolina blue
07. Stream dream
08. Kings cup
09. The taker
Spielzeit: 49:56
Violent Machine
01. Violent Machine
02. Unfortunate Lazarus
03. Circus De Soleil
04. Sophisticaded Domination
05. Chopin Etude #12 Opus 10
06. Shoe Shine Cyber Boy
07. Carolina Blue
08. Mr. Destructive
09. ARS Nova
10. Space Ritual
Spielzeit: 40:39