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THRONEHAMMER: Kingslayer

“Kingslayer” ist die beeindruckende Quintessenz des bisherigen Schaffens und offeriert gleichzeitig eine facettenreiche Weiterentwicklung, mit der das künstlerische Potenzial der Band vollumfänglich ausgeschöpft wird

Sie zeigen mit Statements auf Patches und Bandshirts in Wort und Bild klare Kante gegen Rechtsradikalimus und Faschismus und haben mit Kat Shevil Gillham eine charismatische Transgender-Frontfrau in ihren Reihen. Was natürlich beides in reaktionären Teilen der Szene auf Gegenwind stößt! Klarer Fall: THRONEHAMMER gehen keinen einfachen Weg, ecken – gerne auch bewusst – an, haben aber definitiv Charakter und die richtige Einstellung… und werden nun mit “Kingslayer” den Sprung vom kultigen Undergroundact zur vielerorts gefeierten Doomgröße mit größerem Bekanntheitsgrad schaffen.

Und das haben sie sich seit ihrer Gründung vor über zehn Jahren kontinuierlich und redlich erarbeitet. Schon der erste Longplayer mit dem etwas sperrigen Titel “Usurper Of The Oaken Throne” mit seinem eisigen Gebräu aus ultracool groovigen Sludge Doom-Midtemporiffs, epischen BATHORY-Weiten und dem vielseitigen Gesang vom UK-Metalszene-Urgestein Kat Shevil Gillham konnte mit ‘Behind The Wall Of Frost’, dem Titelstück, aber vor allem mit der mächtigen Bandhymne ‘Thronehammer’ erkennen lassen, dass hier etwas Monumentales heranwachsen kann. Während das Nachfolgewerk “Incantation Rites” melodischer, phasenweise auch eingängiger, aber hauptsächlich mit weniger archaischer Schwere daherkam und dank weiterer Perlen wie ‘A Fading King’ oder ‘Eternal Thralldom’, das sich gegen jegliche Diktaturen dieser Welt richtet, von der Fachpresse allerorts gelobt und dadurch das fränkisch-englische Konglomerat mit breiterer Wahrnehmung honoriert worden ist, ist es nun dem dritten Album vorbehalten, THRONEHAMMER auf den Königsstuhl zu setzen.

THRONEHAMMER mit konzeptionellem Fundament und spannenden Schattierungen

“Kingslayer” verdeutlicht zweifellos auf imposante Weise, dass die fünfköpfige Regizidgang auf ein felsenfestes, konzeptionelles Fundament bauen kann, auf dem sie sich gleichzeitig aber auch mit spannenden Schattierungen weiterentwickelt hat: ‘Sacrosanct Grounds’ (mit Ex-MINDROT-Shouter Daniel Kaufman als Gastkrieger) wird beispielsweise ebenso wie ‘Mortal Spheres’ in seinen schummrig-sinistren und wunderschön elegischen Gitarrenleads von dem alten Geist der Frühneunziger-Peaceville-Stallpferde PARADISE LOST oder MY DYING BRIDE heimgesucht, ‘Echoes Of Forgotten Battles’ lässt längst vergangene Schlachten in BOLT THROWER-Manier wiederauferstehen, ‘Triumphant Emperor’ versprüht CELTICFROSTige Bosheit und der Titeltrack lässt schon in Madame Gillham’s ungewohnt hohem Eingangsschrei erahnen, dass es in diesem Stück nicht bei dieser einzigen SLAYER-Referenz bleiben wird. Und in der Tat dauert es nicht lang, bis die typisch dissonanten Saitenklänge im “South Of Heaven”-Style aufkreuzen.

Über allem “thronen” jedoch titanische Hymnen, die mit massiver Strahlkraft ausgestattet sind, fiese Mörder-Riffs, denen man sich besser nicht in den Weg stellen sollte, aber auch vermehrt epische Melodieführungen mit klassischem Heavy Metal-Bezug! Das vergleichsweise kompakt und eingängig gehaltene ‘Reign Of Steel’ könnte zudem mit seinem Fistraising- und Mitsingrefrain zu einem kleinen Doom Metal-Hit mutieren.

Wobei, dieses Etikett wirkt mittlerweile oftmals zu eng gefasst für das, wohin THRONEHAMMER sich auf “Kingslayer” hinmanövriert haben. Denn es sind auch insbesondere die in ‘Halcyon Days Of Yore’ oder dem abschließenden ‘Ascension’ wunderschön breitflächigen Harmonien im geschmeidig-pathetischen Düstergewand, die die Songs über weite Distanz hervorragend zu tragen wissen. ‘Ascension’ spiegelt übrigens mit seiner tremoloreichen und postrockigen Ausgestaltung eine äußerst interessante und vorher noch nicht so offenkundig zur Schau gestellte Facette der Band, die sich in den letzten Jahren auch mit packenden Live-Auftritten auf sich aufmerksam gemacht hat, wieder.

“Kingslayer” ist ein wuchtiges Ausrufezeichen

Trotz aller fein eingravierter Nuancen, die es in den neun, durch die Bank weg meisterhaften “Kingslayer”-Mordwerkzeugen zu entdecken gibt, erscheint das von Nils Broß mit einem comichaften Coverartwork visualisierte Album in einer homogenen Produktion, welche die Stärken der beiden vorangegangen Werke symbiotisch zusammenführt: während Riffmeister und Ex-OBELYSKKH-Klampfer Stuart West auf “Usurper…” noch monströse Sludge-Riffs in eisiger Schroffheit erschuf und “Incantation Rites” die epischen Grenzen auslotete, hat die internationale Truppe auf ihrem dritten Album diesbezüglich eine hervorragende Balance gefunden. Von Patrick Engler im Temple Of Disharmony-Studio gemastert, ist das klangliche Endergebnis (ebenso wie die gesamte Scheibe) ein wuchtiges Ausrufezeichen, das – wie in ‘Shieldbreaker’ mit seiner BATHORY-Erhabenheit – die markanten und diesmal etwas geschliffeneren Doomriffs in die hier vorhandenen überschwänglichen melodischen Weiten einbettet, dabei aber fast durchgängig den (gefühlten) Härtegrad auf hohem Level belässt. Getreu ihrem Motto: Kill, slay, erase!

THRONEHAMMER stehen auch auf “Kingslayer” für Entschlossenheit und Leidensfähigkeit und verkörpern dies nicht zuletzt auch mit der aus Durham stammenden Gillham, die ihre stimmliche Range – von kräftigen Growls über keifiger Giftigkeit bis dunkeltimbrigen, episch-voluminösen Klargesang – nochmals verfeinert hat. Dass sie mit ihrem traditionellen Doomprojekt NINE ALTARS und dem deathdoomigen ENSHROUDMENT – nur um zwei ihrer Nebenspielwiesen zu nennen – in letzter Zeit ausreichend Übungsfelder hatte, mag zu dieser Reifung beigetragen haben. Übrigens: wer das bislang einzige und äußerst empfehlenswerte NINE ALTARS-Album “The Eternal Penance” noch nicht kennt, möge dies bitte bald nachholen!

THRONEHAMMER haben ein anmutiges Ungeheuer erschaffen

Doch zurück zu “Kingslayer” und einer Eigenheit der international besetzten Truppe, welche mittlerweile zu einem Gestaltungs-Trademark geworden ist, hier natürlich auch wieder eingesetzt wird und die – wenn man denn noch ein Haar in der Suppe finden möchte – eigentlich zu viel des Guten ist: nämlich das mancherorts künstliche Ausdehnen der ohnehin schon mit üppiger Länge bedachten und kompositorisch in sich stimmigen Songs durch das Auftauchen einer neuerlichen Riffsequenz bzw. das nochmalige Aufgreifen des musikalischen Themas ganz am Ende der Kompositur, wenn schon alles gesagt worden ist. So hier erneut geschehen bei u.a. ‘Echoes Of Forgotten Battles’! Aber egal, so ein Silberling hat ja dementsprechend Platz und der wird bei dem knapp 74minütigen Brocken auch fast vollständig und nahezu makellos ausgefüllt!

THRONEHAMMER haben jedenfalls ein anmutiges Ungeheuer erschaffen, das bis an die Zähne bewaffnet ist, mit Hingabe aufs Schlachtfeld geht und bereitwillig den ehrenvollen Heldentod in Kauf nimmt, um den verdienten Platz in der Ruhmeshalle einzunehmen. “Kingslayer” ist die beeindruckende Quintessenz des bisherigen Schaffens und offeriert gleichzeitig eine facettenreiche Weiterentwicklung, mit der das künstlerische Potenzial der Band vollumfänglich ausgeschöpft wird. Ein Album, das sicherlich in etlichen Jahresbestenlisten weit oben zu finden sein wird. Und falls es nicht zu Platz 1 reichen sollte, dann Gnade dem, der die Pole Position innehat:

 

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VERÖFFENTLICHUNG: 24. November 2023
Der ursprünglich für 3. November angekündigte Release-Termin wurde auf 24. November verschoben.

LABEL: Supreme Chaos Records

SPIELZEIT: 73:53

LINE UP:

Kat Shevil Gillham – Vocals

Stuart “Bootsy” West – Guitar

Tim Hammersmith – Guitar

Uwe Void – Bass

Markus Ströhlein – Bass

MASTERED BY: Patrick W. Engel at TEMPLE OF DISHARMONY.

COVERARTWORK: Nils Broß

 

THRONEHAMMER “Kingslayer” Tracklist:

1. Reign of Steel
2. Kingslayer (Lyric Video auf  YouTube)
3. Sacrosanct Grounds
4. Echoes of forgotten Battles
5. Shieldbreaker (Official Video auf YouTube)
6. Mortal Spheres
7. Triumphant Emperor
8. Halcyon Days of Yore
9. Ascension

MAY THE KINGSLAYER COMETH !

Wer THRONEHAMMER auf ihrer kurzen Herbsttour 2023 (inkl. ein paar Festivals) verpasst hat, kann entweder hier den Konzertbericht von ihrem Stuttgart-Gig nachlesen oder am 25.11. nach Nürnberg in den Kunstverein (Z-Bau) pilgern. Alle Infos und Möglichkeiten an Tickets zu kommen gibts hier

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