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THRONEHAMMER, NAEVUS, SAUROS: Konzertbericht – Schwarzer Keiler, Stuttgart – 02.10.2023

Brutalismus mit SAUROS, Doomgroove mit NAEVUS und ein Triumphzug mit THRONEHAMMER – der Schwarze Keiler in Stuttgart lud zu Epic Doom Night. Und es wurde nicht zuviel versprochen, der Abend war episch!

SAUROS

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“Gib mir SAUROS” stand auf einem Plakat hinterm Merchstand. Der Aufforderung kann man vorbehaltlos nachkommen: Die Nürnberger Band hat zwar erst vor gut einem Jahr ihre erste EP  “Retreat” veröffentlicht, weiß aber live wie auch auf Platte, wie das mit dem Old School Doom Metal geht: stampfende, hypnotische Songs ohne unnötigen Schnickschnack, dafür mit eindringlichem Gesang und sägenden Riffs. Obendrein kommt der Vierer mit den nicht mehr ganz so jungen Bandmitgliedern (im Laufe des Abends fiel der Begriff “Boomer Doomer”)  ausnehmend sympathisch rüber  – so auch auf der kleinen Bühne im Schwarzen Keiler.

Die “Boomer Doomer” von SAUROS haben Erfahrung – und wissen sie umzusetzen

blankDer Keller füllte sich schnell, der Schweiß rann – vor der Bühne und auf der Bühne. Mit dem Opener “The Strategy of shifting Boundaries (Hate Infiltration)” gaben SAUROS die Marschrichtung vor: Mit stetigem und wuchtigen Schritt ging’s zurück zu den Wurzeln des simplen, aber effektiven Doom Metal, der komplett ohne Theatralik auskommt. Angetrieben durch die knarzigen Vovcals von Sänger Doc und den Backinggrowls von Gitarrist Nobbe und Bassist Seb folgte das Publikum der Band bereitwillig in Richtung Old School Doom, CROWBAR und CELTIC FROST. Ein Highlight war gleich der zweite Song: “Misantrophic Freedom” mit seinen herrlich drückenden OBITUARY-Riffs.

Neben den Songs der EP, darunter auch “Lead/Fear”, das Doc passenderweise als “Jetzt kommt Lied vier, es heißt “‘Lead/Fear'” ankündigte, gabs auch zwei neue Songs: “Contaminate To Operate/C2O” sowie “Nostalgic Anxiety”. SAUROS haben mit “Sword and Sorcery”-Doom nichts zu schaffen, weder musikalisch noch textlich. “Nostalgic Anxiety” handelt laut Ansage vom Unbehagen angesichts eines erneut drohenden kalten Kriegs. Und als “Boomer Doomer” kenne man dieses Gefühl ja leider nur zu gut. Von Altersmüdigkeit ist bei SAUROS allerdings nichts zu spüren – im Gegenteil, da stand eine Band auf der Bühne, die zwar noch nicht so lange zusammenspielt, aber sicher genug ist, um  als Opener das Publikum schnell auf die dunkle Seite zu ziehen. Beim Refrain des letzten Songs  “In The End you’re all alone, in the End is no one near” wurde es ziemlich paradox, denn der wurde nicht nur von Doc, sondern auch lauthals vom Publikum mitgesungen. Ein verbindendes Erlebnis, denn zusammen unter Gleichgesinnten ist Alleinesein halt doch am schönsten.

Was sich schon von Beginn an angedeutet hat, erfüllte sich schnell: Im Schwarzen Keiler waren nur nette Leute, die Stimmung bestens. Das liegt nicht zuletzt an der tollen Location, die einfach gute Vibes hat – nicht nur, dass der Sound bei allen drei Bands hervorragend war und keine nervigen Soundchecks die Stimmung zerstörten. Im Keiler ist an jeder Stelle die Liebe zum Detail und zum Metal spürbar, vom Getränkeangebot über die fairen Preise bis zum supernetten Personal. Man hat einfach das Gefühl, bei Menschen Gast zu sein, die sich über jede einzelne Besucherin und jeden einzelnen Besucher freuen und denen viel daran liegt, dass sich alle wohlfühlen.

Setlist SAUROS

  • The Strategy Of Shifting Boundaries (Hate Infiltration)
  • Misantrophic Freedom
  • Retreat
  • Lead/Fear
  • The Bearability Of Solitude
  • Contaminate To Operate/C2O
  • Nostalgic Anxiety
  • In The End

 

 

Fotogalerie: Sauros

NAEVUS

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Am meisten Bock auf Livemusik hatten an diesem Abend whrscheinlich NAEVUS, so viel Spielfreude und glückliche Gesichter sieht man nicht immer auf einer Bühne. Viele waren offensichtlich wegen des Quasi-Heimspiels der Stoner Doomer in den Keiler gekommen, es wurde noch kuscheliger und wärmer im Keiler-Keller.  Das letzte Album “Heavy Burden” (erschienen 2016) hat einige Jahre auf dem Buckel, angestaubt ist da trotzdem nichts.  Ein neues Album ist derzeit in Arbeit  – und so nutzten NAEVUS das Treffen mit alten Bekannten auch, um neue Songs vorzustellen.

Flow mit Finesse  – NAEVUS verbinden Groove und Anspruch

Musikalisch floss Altes und Neues zusammen, die Band groovt sich unendlich lässig durch ihre Songs und hatte sichtlich Spaß, wieder auf der Bühne zu stehen. Man schwelgte aber auch in Erinnerungen und so widmete NAEVUS-Sänger Uwe THRONEHAMMER-Sängerin Kat Shevil Gillham den Song “Sky Diver” und erinnerte an das erste Zusammentreffen 1996 beim DOOM IN BLOOM, damals noch in Bietigheim im Jugendhaus Farbstraße. Musikalisch sind NAEVUS viel gemäßigter als SAUROS und THRONEHAMMER, doch im satten Groove ihrer Songs verbergen sich raffinierte Schlagzeug- und Gitarrendetails. Und wenn man breitbeinige Riffs mit einem solchen breiten Grinsen zelebriert, wird Stoner Doom richtig spannend: Versumpfen mit Anspruch, Flow mit Finesse war angesagt und das Publikum machte bereitwillig mit, die Wiedersehensfreude auf beiden Seiten der Bühne war unübersehbar.

Fotogalerie NAEVUS

THRONEHAMMER

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Uns steht Gewaltiges bevor: Am 3. November kommt das neue THRONEHAMMER-Album “Kingslayer” raus – es ist großartig und mit Sicherheit eines der Jahreshighlights 2023. Zum Titelsong gibt’s schon ein Video, da war es nur konsequent von THRONEHAMMER, den neuen Song gleich an erster Stelle auf die Setlist zu packen. Das Publikum hatte seine Hausaufgaben gemacht und war vorbereitet, der Refrain wurde direkt mitgesungen. An die Urgewalt von Sängerin Kat Shevil Gillham Stimme kommt allerdings keiner ran, da saß über das gesamte Konzert jeder Ton, jeder Growl, jedes “Uh!”. Auf der Kutte Patches von AMORPHIS bis MARTYRDÖD, mit einnehmender Bühnenpräsenz lässt sie die anderen Bandmitglieder fast verschwinden – was schade ist, denn gerade auch Gitarrist Steward West mit seinen unendlich vielen Gitarrensounds trägt viel zum Sound der Band bei. Irgendwo zwischen Doom, Death Doom haben THRONEHAMMER ihre eigene Welt geschaffen.

Epische Momente mit THRONEHAMMER

Wo bei SAUROS der Brutalismus herrscht, glitzern bei THRONEHAMMER in einer Wand aus massivem, dreckigem Eis immer wieder kleine Lichtblitze, wenn Melodien und ruhige Parts die Riffwände durchstechen. Absolut überragend: Das epische “Behind The Wall Of Frost” und “A Fading King” mit seinem fulminanten Schlussteil, zu dem sich Song, Band und Publikum über zehn Minuten lang hinwälzen. Das sind Songs mit Überlänge, bei denen man sich wünscht, dass sie nie enden – nicht nur zuhause vor dem Plattenspieler, sondern auch an diesem Abend im Schwarzen Keiler. THRONEHAMMER hört man nicht nebenbei, wer sich auf die Band einlässt, fällt ins Bodenlose. Der klare, transparente und endlich auch mal nicht zu laute Sound half dabei – und am Ende holten THRONEHAMMER mit der Bandhymne und der Schlachtruf “Thronehammer” wieder alle ins Hier und Jetzt zurück – das an diesem Abend für fast vier Stunden eine absolut erinnerungswürde Zeit bot.

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